Auf (Kultur) Safari in Barcelona
Berühmt ist Barcelona für seinen Strand. Doch die Stadt kann sich auch eines der größten städtischen Naturparks der Welt rühmen: der Parque Natural de Collserola ist Barcelonas grüne Lunge und beherbergt trotz seiner unmittelbaren Nähe zur Stadt eine artenreiche Fauna.
Dank des hervorragend ausgebauten öffentlichen Transportsystems der Stadt ist für einen Ausflug in den Naturpark das Auto verzichtbar. Nur 15 Minuten dauert die Fahrt mit der Linie S1 oder S2 der Ferrocarrils von Plaça de Catalunya bis zur Haltestelle Baixador de Vallvidrera. Direkt am Aufgang der Haltestelle liegt der Ausgangspunkt für verschiedene Routen durch den Wald. Sie führen an Wasserquellen vorbei sowie an der Vil·la Joana, wo der katalanische Schriftsteller Jacint Verdaguer seine letzten Tage bis zum Tod 1902 verbrachte. Das Landhaus, dessen Ursprung ins 16. Jahrhundert zurückreicht, ist heute ein Museum, das sich dem Leben und Werk Verdaguers sowie Barcelona als Literaturstadt widmet.
Bereits am Anfang der Strecke ist der Waldboden entlang der Fußpfade umgepflügt. Die ersten Hinweise auf Sus scrofa, der lateinische Terminus für das Wildschwein. Die Frage ist nur, wie wild sind die Wildschweine von Vallvidrera noch. Denn im Ort spazierende Wildschweine gehören in Vallvidrera seit einigen Jahren zum Alltag. Sie suchen im Müll nach Essensresten. Doch während sich Förster, Tierärzte und Behörden wegen der starken Zunahme der Wildschweinpopulation im Naturpark sorgen, sind einige Bewohner regelrechte Fans der Wildtiere. Ähnlich dem Esel, Kataloniens inoffizielles Wappentier, ist das Wildschwein ein heimliches Wahrzeichen der Gemeinden hier geworden. Erkennbar ist das an den Autoaufklebern in Form von Wildschwein-Silhouetten.
Nur wenige Meter entfernt von der Vil·la Joana liegt das Besucher- und Informationszentrum des Parks. Die interaktive Ausstellung informiert über Ökologie, Geschichte und die tierischen Bewohner des Parks. Dort erfahren Besucher, dass neben dem Wildschwein auch die um einiges scheuere Ginsterkatze, der Laubfrosch und der Salamander im Naturpark beheimatet sind.
Wer bis dahin noch keinem echten Wildschwein auf dem Ausflug begegnet ist, kann sich auf den Weg zum Pantà de Vallvidrera, einem Stausee auf der anderen Seite des Orts, machen. Um dorthin zu gelangen, überquert man zunächst die Hauptstraße am Ampelübergang unterhalb der Bahnhaltestelle und biegt dann gleich die erste Straße links in den Camí del Pantà ein. Nach zwei Restaurants zur rechten Hand und einem Spielplatz zur linken Hand biegt man rechts ab, wo der Camí del Pantà weitergeht. Entlang der linken Seite befindet sich ein Graben, in dem nur manchmal ein Bächlein plätschert, das im Dickicht kaum zu erkennen und im Sommer ausgetrocknet ist. Nach einigen Hundert Metern macht die Straße zwei Kurven in deren Mitte sich das Lokal „Cal Tuna“ befindet, das einen Teil der Straße als Terrasse in Beschlag nimmt. Kurz vor dem Lokal führen links vier Stufen nach unten zu einem Holzweg für Fußgänger. Der Holzweg führt über die Mauer des Stausees, den man umrunden kann, bis man zu einer großen Wiese gelangt, die an sonnigen Wochenenden von Familien auf Picknickdecken bevölkert wird.
Spätestens hier wird den Ausflüglern ein Wildschwein begegnet sein. Sollte dies passieren, dann heißt es Abstand halten und auf keinen Fall füttern. Falls es doch zu keiner Begegnung kommen sollte, kann man sich damit begnügen die Schildkröten zu beobachten, die sich auf den ufernahen Steininseln sonnen.
Infos
Wer nach der Wanderung hungrig ist und kein Picknick dabeihat, findet katalanische Hausmannskost im Cal Tuna. Wer es etwas feiner haben möchte, dem ist „La Fourchette“, das Restaurant der Jugendherberge oberhalb der Zugstation, ans Herz zu legen. Eine Reservierung und etwas Geduld sind dort allerdings empfohlen, denn einige der Mitarbeiter dort sind Menschen mit besonderen Bedürfnissen.
Von Linda Osusky
Schlagwörter: Ausflüge, Barcelona, Katalonien, Sehenswert, Unterwegs