100 Jahre Rundfunk in Deutschland
„Hallo, hallo, hier Königs Wusterhausen auf Welle 2700“
So lauteten am 22. Dezember 1920 die Worte der ersten Rundfunksendung in Deutschland. Sie wurden aus dem Brandenburgischem vom Sender Königs Wusterhausen der Deutschen Reichspost übertragen. Es folgte dann ein Weihnachtskonzert, das Postbeamte auf mitgebrachten Instrumenten spielten. Dazu sangen sie Weihnachtslieder und trugen Gedichte vor.
In monatelangen Versuchen hatten Techniker der Reichspost auf dem Funkerberg, dem Sitz des Senders, mit einem selbstgebauten Lichtbogensender experimentiert, um damit Sprache und Musik zu übertragen. Geschätzt wird, dass die erste öffentliche Radiosendung etwa 150 Menschen per Funk gehört haben. Daher spricht man auch vom Hörfunk. Es war damals eine Sensation und gilt heute als die Geburtsstunde des Rundfunks in Deutschland.
Die erste Radiosendung der Welt hatte jedoch bereits 14 Jahre vorher der kanadische Physiker Reginald Aubrey Fessenden ausgestrahlt.
Am 24.12.1906 schickte er seine erste Radiosendung über den Äther. Er spielte auf seiner Geige ein Weihnachtslied, las aus dem Lukas Evangelium und spielte Händel vom Grammophon ab. Seine Weihnachtsgrüße erreichten jedoch nur wenige Hörer.
Da es noch keine Radiogeräte gab, waren es meist Schiffsbesatzungen, welche die Weihnachtsgrüße hören konnten. Sie wurden von der Sendung überrascht, weil sie eigentlich nur an Morsezeichen gewöhnt waren.
Das Radio hat die Welt verändert. Es wurde schnell zu einem Massenmedium und diente dazu, die breite Bevölkerung über das Weltgeschehen zu informieren und zu unterhalten. Aber es wurde auch als Propagandainstrument missbraucht.
Vor allen Dingen die Nationalsozialisten nutzen dieses Medium für sich. Goebbels ließ ein billiges Gerät produzieren, den Volksempfänger. So konnte man auf einfache Weise das Volk mit Nazi-Propaganda überschütten. Es war strengstens verboten, ausländische, sogenannte Feindsender zu hören und wurde sogar mit dem Tode bestraft.
Noch heute ist das Radio tagsüber ein dominantes Medium. Erst gegen 18:00 Uhr verändern sich die Mediengewohnheiten in Richtung Fernsehen. Die meisten Deutschen hören Radio beim Aufwachen, im Auto oder im Hintergrund beim Essen oder der Hausarbeit.
Schon des Öfteren hatte man das Radio abgeschrieben, so in den 60er Jahren, als das Fernsehen aufkam, und dann nochmals mit dem Durchbruch des Internets.
Doch trotz allem erfreut es sich auch nach 100 Jahren immer noch „bester Gesundheit“.
Von Gaby Goetting
Schlagwörter: Kultur, Moderne Welt, Traditionen