Dossier Zeit: “Das Nürnberger Ei”
Das “Nürnberger Ei” ist, wie man vielleicht vermuten könnte, kein Ei, sondern eine Uhr. Der Ausdruck bezieht sich auf einen kugel- oder eiförmigen Typ von Taschenuhr, der um den Hals getragen wurde. Diese “Uhr” wurde ungefähr ab 1510 entwickelt.
Der Ausdruck Ei entwickelte sich wegen der Form der Uhren aus “orlein” zu “eierlein”. Vom lateinischen Wort “horologium” (Zeitmesser) leitete sich die Bezeichnung “orrlei/orlein” für eine kleine Tisch- oder Taschenuhr ab.
Peter Henlein, der bekannteste Uhrmacher der Stadt Nürnberg, wurde berühmt durch die Herstellung kleiner am Körper tragbarer Uhren, die vermutlich in Bisamäpfel eingebaut wurden. Als Bisamäpfel oder Bisamköpfe bezeichnete man durchbrochene und reich verzierte Hohlkugeln aus Metall von der Größe einer Walnuss bis zu der eines Hühnereis. Diese trug man als Behälter für Duftstoffe wie Bisam, Ambra, Kampfer oder Moschus in der Tasche oder um den Hals. Ob Peter Henlein selbst die Taschenuhr erfunden hat, ist letztlich nicht geklärt. Aber auf jeden Fall hat er neue Techniken entwickelt und eine tragbare Uhr gebaut, die etwa 48 Stunden zuverlässig lief. Seine “Dosenuhren” auch ab ca. 1510 sind allerdings nicht mit den Nürnberger “Eiern” identisch.
Von Petra Eissenbeiss, August 2021 Dossier Zeit: TS 147
Unser Buchtipp:
Die älteste Taschenuhr der Welt?
Der Henlein-Uhrenstreit.
Begleitband zur Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum (Kulturgeschichtliche Spaziergänge im Germanischen Nationalmuseum)
Gebundene Ausgabe, 2014
Weitere Infos zum Dossier Zeit, TS 147:
http://taschenspiegel.es/blog/einige-interessante-einblicke-in-die-geschichte-der-zeitmessung
Schlagwörter: Geschichte, Moderne Welt