Edificio Alhambra in Barcelona

Ein kaum bekanntes architektonisches Juwel in Barcelona,
Fotos: E. Patz Sievers

Die weltberühmte mittelalterliche Stadtburg Alhambra der islamischen Nasridenherrscher im anda-lusischen Granada ist ein Juwel der islamischen Kunst im maurischen Baustil und eine der meistbesuchten Touristenattraktionen Europas. Der kunstvoll gestaltete Löwenhof ist ein Sehnsuchtsort und Gegenstand zahlreicher Repliken.

Auch in der Weltstadt Barcelona, deren Architekten neben romanischen und gotischen Baustilen den katalanischen Modernisme kreierten und Gebäude im Historismus und im maurischen Neo-mudejarstil errichteten, evoziert ein sechsstöckiges Wohnhaus die Alhambra von Granada. Das Edificio Alhambra beherbergt einen mit vielen kunstvoll verzierten Hufeisenbögen und schlan-ken Säulen gestalteten Innenhof, der dem berühmten Löwenhof in Granada nachgebaut ist.

Genanntes Edificio Alhambra liegt im Nobelviertel Sant Gervasi, über der Ronda General Mitre, an der Ecke C/Berlinès, Nr. 5, die sich von beiden Seiten bergauf nach oben schlängelt. Bereits von der Straẞe aus besticht das auffallende sechsstöckige Gebäude mit hellgelber Fassade und weiß umrahm-ten Fenstern und Bögen. Neben der Steintreppe führt eine die Richtung wechselnde Rolltreppe jeweils zum Gebäude oder nach unten zur Straßenebene der Ronda General Mitre.

Die „andalusische“ Fassade vor Augen, ist das Innere des Hauses zu erahnen. Aber welche Pracht erwartet die Besucher, nachdem sie hinter der glas- und gusseisenverzierten Eingangstür die breite geschwungene weiße Mar-mortreppe hinaufsteigen und die reich-verzierten Wände bestaunen können. Stufe für Stufe nähert man sich dem von schlanken weißen Säulen umrahmten Innenhof, und betritt einen Patio de los Leones in Barcelona! In der Mitte des Hofes erinnert ein kleines Becken mit einer Topfpflanze an den groẞen von steinernden Löwen umsäumten Brun-nen des Originals. Der Blick nach oben entdeckt weitere Säulen an den kunstvoll verzierten hufeisenförmigen Bogen-fenstern. Eine spektakuläre Sicht eröff-net sich den Lichtschacht hinauf!

Einige Legenden ranken sich um dieses wundersame Gebäude, das im Jahre 1875 nach den Plänen des Architekten Domingo Balet i Nadal im Stil des Neomudejar auf den Grundstücken von Josep Castelló Galvany errichtet wurde.

Zum einen soll ein aus Berlin stammender und mit einer Frau aus Granada verheirateter Deutscher auf den von ihm erworbenen Grundstücken ein Wohnhaus im neoarabischen Stil erbaut haben, um die Sehnsucht seiner Frau nach ihrer andalusischen Heimat zu stillen.
Eine zweite Version erzählt, dass der Eigentümer der Grundstücke, Castelló Galvany, das Edificio Alhambra für seine aus Granada stammende Ehefrau er-bauen ließ.
Eine dritte Version besagt, dass in die-sem Gebäude ein Dr. Otto Streitberger aus Berlin – daher der Straßename Calle Berlinès – mit seiner andalusischen Frau Rosario Pequeño wohnte und eine Pra-xis für Elektrotherapie führte. Außer-dem vertrieb der geschäftstüchtige Dr. Streitberger etliche andere technische Apparate wie Schreibmaschinen, Heizkörper, Fahrräder, Autos usw.

Ursprünglich bestand das Gebäude aus vier Stockwerken und war weithin sicht-bar. Mittlerweile ist es um zwei Etagen aufgestockt. Die Besichtigung des Wohnhauses wurde in früheren Zeiten durch einen Pförtner erleichtert, der Neugierige zum Fotografieren einließ. Auch einige vom Bürgerverein organisierte Führungen durch das Haus, soll es gegeben haben. Aktuell ist eine Besich-tigung des Hauses schwierig, es sei denn, irgendein/e nette/r Bewohner/in erlaubt einen kurzen Besuch des Treppenhauses.
Einer glücklichen Fügung verdanken wir, problemlos in das Haus gelangt zu sein. Bei geöffnetem Portal sind zur Zeit Bau-arbeiter dabei, das Treppenhaus zu renovieren. Auf deren Frage, ob wir Bewohnerinnen seien, entgegne ich, dass ich einen Artikel schreiben, nur einen Blick auf den Innenhof werfen und fotografieren wolle. Widerstrebend lassen sie uns gewähren. Ein wenig spä-ter erscheint – ein weiteres Glück und eine Ehre! – der Ururenkel des Architek-ten und Gestalter der Webseite, Roger Tarrats Batet, und erklärt, es sei im Haus eingebrochen worden und deshalb Vorsicht geboten. Nach Beendigung der Renovierungsarbeiten soll ein Hausmeister die Kontrolle im Gebäude übernehmen.

Während in Barcelona die Besichtigung der berühmten Gaudí-Häuser und ande-rer Gebäude des Modernismus, Parks usw. ein absolutes MUSS ist, würde ich auf jeden Fall das Edificio Alhambra auf die Liste der unbedingt sehenswerten Sehenswürdigkeiten setzen. Am besten erst dann, wenn ein Betreten garantiert ist, um die reiche Gestaltungspracht des Hauses in Ruhe bewundern zu können.

Von Dr. phil. Evelyn Patz Sievers, März 2024

Infos
C/Berlinès, 5 – Barri Sant Gervasi
www.alhambrabarcelona.com