Editorial 163: Wenn der Regen nicht kommt…
„Das Wasser fällt nicht vom Himmel“, überraschte uns vor kurzem eine lokale Werbekampagne. Wie kann das sein!? Hier im nördlichen Teil Spaniens, in Katalonien, waren wir bisher an Regen und eine sehr grüne Natur gewöhnt. Wir dachten lange, dass wir vor den Wasserkrisen der Welt verschont bleiben würden. Wassermangel war mehr ein Thema in den Zeitungen. Wir dachten einfach nicht, dass wir jemals hier Wasserrestriktionen auferlegt bekommen würden. Aber die Wasserkrise ist eigentlich nicht erst seit heute da. Überall hätten wir sehen können, wie Trockenheit um sich greift, wegen einer hoch intensiven Landwirtschaft, der Auswirkungen des Klimawandels, eines übermäßigen Wasserverbrauchs in Industriestaaten oder der systematischen Übernutzung des Grundwassers. Die Lösung kann nur international gelingen. Sie hängt vom Bewusstsein jedes und jeder Einzelnen sowie von unserer aller Solidarität ab. Wer besser als die UNO könnte sich an alle Erdbewohner wenden. 1992 bestimmte sie den 22. März zum Internationalen Tag des Wassers. Sie setzte sich dadurch für eine internationale Strategie ein. 2023 war folgendes Aktionsprogramm auf der Tagesordnung: sich zu einer besseren Wahl der Lebensmittel zu verpflichten, Wasser als starken Wirtschaftsmotor neu zu bewerten und es als Teil des kulturellen Erbes der Erde anzusehen. Ohne Wasser gibt es keine Zivilisation. Das wussten schon die alten Völker. Verheerende Dürreperioden traten auch im Mittelalter auf, aber aktuell greifen sie immer schneller auf immer mehr Länder über, bei stetig wachsender Weltbevölkerung. Das Programm UNO geht die Herausforderungen im Zusammenhang mit Wasser durch einen stärker koordinierten und ergebnisorientierten Ansatz an. Auf der Erde sind nur etwa 4% des Wassers Süßwasser. Entsalzungsanlagen können helfen, wegen Ihrer Ineffizienz (allerdings) nur bedingt. Neue Verfahren werden entwickelt, die Osmose mit UV-Licht vereinen und höhere Erträge bei weniger Schlackeabfall erzielen. Haben wir seit 2023 etwas erreicht? Sogar Trinkwasserschiffe sind bei uns für den Sommer geplant. Bei der aktuellen Notlage brauchen wir Bewohnerinnen und Bewohner Kataloniens eine stärkere Bewusstwerdung angesichts unserer Verschwendung für Luxus wie beispielsweise private Schwimmbäder. Wenn wir nicht aufpassen, werden wir eines Tages nicht mal genug Wasser haben, um unsere Sünden abzuwaschen.
Von Ina Laiadhi, Chefredakteurin, März 2024
Schlagwörter: Barcelona, Katalonien