Eduardo Chillida – 100. Geburtstag

Die Eisenskulptur „Berlin“ von Eduardo Chillida wurde 2000 vor dem Bundeskanzleramt aufgestellt. Foto: Alma Laiadhi.
In der Bucht von San Sebastian erheben sich unförmi-ge Eisengebilde, sie wirken wie zu Urzeiten aus dem Stein herausgewachsen. Diese drei „Windkämme“ sind wohl das berühmteste Werk des baskischen Bildhauers Eduardo Chillida, ein Geschenk an seine Heimatstadt San Sebastián.
Eduardo Chillida zählt zu den international bekanntesten Bildhauern der Gegenwart. Er war in Spanien lange Zeit verkannt worden, hatte jedoch schon früh im Ausland, insbesondere auch in Deutschland, große Erfolge. Museen in aller Welt widmeten ihm Einzelausstellungen, und er erhielt zahlreiche große internationale Preise für seine Skulpturen.
Eduardo Chillida wurde vor allem mit seinen riesigen Eisen-plastiken berühmt.
Im Jahr 2000 ließ der damalige Kanzler Schröder Chillidas Plastik „Berlin“ vor dem Bundeskanzleramt in Berlin platzieren. Das sechs Meter hohe und 90 Tonnen schwere Kunstwerk besteht aus zwei Eisenpfeilern, an deren Enden gewundene Stäbe wie Hände ineinandergreifen. Das Kunstwerk wird als Symbol der deutschen Wiedervereinigung interpretiert. Auch in anderen Städten Deutschlands finden sich Chillidas Werke wieder: vor dem Thyssen-Hochhaus in Düsseldorf, auf dem Münsterplatz in Bonn, im Rathausinnenhof in Münster sowie in der Pinakothek der Moderne in München.
Eduardo Chillida Juantegui wurde 1924 in San Sebastián geboren. Sein Vater war Berufsoffizier, seine Mutter Sopranistin. Daher auch seine Liebe zur Musik.
Chillida begann 1942 ein Architekturstudium, brach es aber nach wenigen Jahren ab, um Fußballprofi zu werden. Eine Knieverletzung zwang ihn, die Torwarthandschuhe bei Real Sociedad San Sebastián an den Nagel zu hängen und zu seinen Kunststudien in Madrid zurückzukehren. Er nahm sein Archi-tekturstudium wieder auf, begann jedoch 1947 Zeichnung zu studieren.
Im Jahr 1948 verließ Chillida Spanien, um nach Paris zu gehen. Hier bildete er schon erste Plastiken aus Gips und Ton. 1950 heiratete er seine Jugendliebe Pilar (“Pili”) Belzunce, die ihm zeitlebens eine wichtige Stütze und Beraterin werden sollte. Nach der Geburt des ersten von acht Kindern zog die junge Familie 1951 ins Baskenland zurück und bezog eine Villa in Hernani, in der Nähe von San Sebastián. Hier ließ sich der Künstler bei einem Schmied ausbilden und kreierte seine ersten Arbeiten, die das Fundament seiner späteren großen Werke bilden sollten.
Zu Deutschland entwickelte Chillida ein besonderes Verhältnis. Vertraut mit den Schriften von Heidegger, den er 1968 kennenlernte, schuf er für dessen 1969 entstandenes Werk “Die Kunst und der Raum” Litho-Collagen. Seine Wertschätzung für deutsche Kultur schlug sich in zahlreichen Arbeiten nieder, die er deutschen Dichtern, Denkern und Komponisten – u.a. Bach, Goethe und Novalis – widmete. So kommt es auch, dass außerhalb Spaniens die meisten seiner Werke im öffent-ichen Raum in Deutschland zu finden sind.
In seinen letzten Lebensjahren verwirklichte Eduardo Chillida mit der Hilfe seiner Frau und seiner Söhne den Skulpturen-park Chillida-Leku (Chillidas Ort) bei Hernani. Es ist eine weitläufige Anlage mit einem wiederaufgebauten Gehöft aus dem 16. Jahrhundert, das nun als Museum dient. Rund vierzig Stahl- und Eisenplastiken des Bildhauers bevölkern das riesige Anwesen zwischen grünen Hügeln, alten Buchen, Eichen und wunderschönen Magnolienbäumen.
Nach langer Krankheit verstarb Eduardo Chillida am 19. Au-gust 2002 in seinem Haus in San Sebastián. Seine letzte Ruhestätte hat er auf dem Gelände seines Museums Chillida-Leku gefunden.
Von Gaby Götting, Februar 2024
Schlagwörter: Biografisches, Kultur, Sehenswert