Federica Montseny Mañé

Federica Montseny auf einer Kundgebung 1977 in Barcelona, Foto: Wikipedia
Vor dreißig Jahren, am 14. Januar 1994, verstarb eine der bedeutendsten Figuren des spanischen Anarchismus, Federica Montseny Mañé.
Als Politikerin, Gewerkschafterin, Journalistin und Schriftstellerin wird man sich auch daran erinnern, dass sie als erklärte Anarchistin in der zweiten Republik unter Largo Caballero als erste Frau Spaniens einen Ministerposten bekleidete. In ihrer Position als Ministerin für Gesundheit und Soziales (1936–1937) förderte sie Vorschläge wie die Legalisierung der Abtreibung, die Einrichtung von Suppenküchen für schwangere Frauen, Kontrolle der Gesundheitszentren, Reform der Waisenhäuser und eine Auflistung von Berufen, die körperbehinderte Menschen ausüben können. Keines der Projekte konnte jedoch länger verfolgt werden. Es war mitten im Bürgerkrieg und bereits nach sechs Monaten musste Montseny als Folge der blutigen Mai-ereignisse in Barcelona ihr Amt niederlegen.
Federica Monstseny Mañé wurde am 12. Februar 1905 als Tochter der Verleger und bekannten Anarchisten Federico Urales (Juan Montseny) und Soledad Gustavo (Teresa Mañé) in Madrid geboren. Federicas Mutter wollte nicht, dass ihre Tochter in einer Nonnenschule landet und nur lernt, eine gute Ehefrau zu sein. So unterrichtete sie Federica selbst. Montseny wuchs in einer Umgebung mit vielen Büchern, Zeitschriften und Theaterstücken auf, musste sich aber auch den vielfältigen Veränderungen in der Familie anpassen, bedingt durch die prekäre Situation, die die revolutionären Ideen ihrer Eltern auslösten. Dies und ihre Leidenschaft für das Lesen prägten ihr moralisches, politisches und soziales Denken. Bereits im Alter von zwölf Jahren begleitete sie ihre Eltern bei militanten Aktivitäten, und mit 16 Jahren veröffentlichte Federica ihre erste Novelle (Horas Trágicas). Ein Jahr später erschienen ihre ersten Artikel in der anarchistischen Presse.
1931 schloss sich Montseny der CNT an. In dieser großen spanischen Gewerkschaftsbewegung nahm sie in den folgenden Jahren eine herausragende Stellung ein. Trotz des Bürgerkrieges reiste sie durchs ganze Land, trat auf großen gewerkschaftlichen Versammlungen als Rednerin auf, wo sie mit ihrer herausragenden Rhetorik immer wieder die Zuhörer in ihren Bann zog. In ihrer Begleitung war ihr Lebensgefährte, der ebenfalls anarchistische Germinal Esgleas.
Federica veröffentlichte auch Kurzromane mit romantisch-sozialem Hintergrund, die sich an Frauen aus der Arbeiter-klasse richteten, sowie eine Vielzahl politischer Schriften. Am Ende des Bürgerkrieges floh Montseny mit Tausenden anderer Spanier ins Exil nach Frankreich. Auslieferungsersuchen der Franco-Diktatur wurden von den französischen Behörden abgelehnt. Bis zur Befreiung Frankreichs 1944 stand sie jedoch unter staatlicher Bewachung.
Anschließend ließ sie sich mit Germinal Esgleas und den drei gemeinsamen Kindern in Toulouse nieder. Dort nahm sie den französischen Namen Fanny Germain an und setzte unter diesem Pseudonym ihre Arbeit als Autorin fort, schrieb politische Texte und war Herausgeberin zweier anarchistischer Zeitungen. Nach dem Ende der Franco Diktatur durfte Montseny nach Spanien zurück. Sie sprach auf unzähligen Veranstaltungen, so 1977 auf einer großen Kundgebung in Barcelona vor mehr als 100.000 Menschen.
Sie setzte sich immer wieder für eine Wiederbelebung der CNT ein und kämpfte für die Rückgabe des durch die Franquisten konfiszierten Besitzes der Gewerkschaft. Bedingt durch das lange Exil war jedoch für sie und ihre Familie Toulouse zur neuen Heimat geworden, in der sie am 1994 im Alter von 88 Jahren starb.
Federica Montseny Mañé ist jedoch nicht vergessen. Straßen, Schulen und ein Gesundheitszentrum in Madrid tragen ihren Namen. Und sogar in Paris gibt es einen Park „Jardin Federica Montseny“.
Von Gaby Götting, Mai 2024
Schlagwörter: Frauen, Geschichte, Moderne Welt