Fernando Botero im Palau Martorell

Der kolumbianische Ausnah-mekünstler Botero im Palau Martorell
Gut ein Jahr nach seinem Tod würdigt Barcelona Fernando Botero (19.4.1932 Medellín – 15.9.2023 Monaco) mit einer großen Einzelausstellung. Noch bis zum 20. Juli können im Palau Martorell 110 Werke des kolumbianischen Ausnahmekünstlers betrachtet werden. Diese größte, je in Spanien gezeigte Retro-spektive Boteros, umfasst 60 Jahre seines künstleri-schen Schaffens und beinhaltet neben Ölgemälden auch Skulpturen, Aquarelle und Arbeiten auf Papier.
Botero, der kolumbianische Ausnahmekünstler, war Autodidakt. Von seinem Onkel wurde er auf eine Stierkampfschule geschickt. Dort zeichnete er die Tiere, anstatt sie zu töten. Seinem Talent folgend begann er als Illustrator zu arbeiten. Darin war er schnell erfolgreich und bekam erste Kunstprei-se. Mit dem Geld reiste er nach Europa und studierte dort die Meister der Renaissance und des Barocks. Botero pen-delte fortan zwischen seiner Heimat, den USA, Frankreich und Italien. Seine Inspiration und die Quelle seiner themati-schen Darstellungen fand er aber in Kolumbien. Er verarbei-tete die Folklore, den Alltag und den Katholizismus seiner Heimat in seinen Werken. Seine Themen sind oft humorvoll und teils skurril. Sein vordergründig heiteres Werk hat aber auch eine grausame und brutale Seite. Drogenkriege, Mili-tärdiktatur und Gewalt prägen seine Heimatstadt Medellín. Botero war ein Leben lang ein entschlossener Kämpfer für den Frieden. Er wollte nie Geld mit seinen Darstellungen von Massakern, Entführungen oder dem Abu-Ghraib-Zyklus, der die Folterpraktiken der USA im Irakkrieg thematisiert, ver-dienen. Diese Werke sind schmerzhafte Anblicke, die wenig in die heile Welt Boteros zu passen scheinen.
Es ist aber nicht die Thematik, die das Werk Boteros prägt, sondern die Art seiner Darstellung. Sicher ist, dass Botero zu den Künstlern mit dem größten Wiedererkennungswert zählt. Er sagt selbst über seinen Stil: „Wenn ein Maler es schaffe, eine einfache Orange so zu malen, dass jeder darin seine Handschrift erkenne, dann sei er ein großer Maler.“ Woran liegt aber das Einzigartige seines Stils? Sein Stil lässt klar den Illustrator erkennen. Botero hat Figuren geschaffen, die durch ihre runden und viel zu groß geratenen Körper auffallen. Die Gegenstände und das Ambiente, das sie umgibt, erscheinen oft lächerlich klein im Vergleich zu den voluminösen Gestalten. Zudem benützt er eine sehr warme bunte, fröhliche Farbigkeit. Botero bleibt seinen Figuren und deren typischen Charakteristika immer treu. Seinen ganz persönlichen Stil bezeichnet man auch als Boterismus. Es wäre falsch, seine Figuren als dick zu bezeichnen. Vielmehr ist das Voluminöse, Überdimensionale und Plastische Ausdruck seiner großen Sinnlichkeit. Er feiert damit das Leben in vollen Zügen und seine Verbundenheit mit seiner Heimat. Sein Credo ist „Die Kraft und die Sensibilität in übertriebenen Volumina auszudrücken“.
Es ist eine Freude, die sehr gut kuratierte Ausstellung ‚Fernando Botero un Maestro Universal‘ zu besuchen und seinen Werdegang als Künstler, auch an den Interpretatio-nen der alten Meister zu studieren. Man kann in seinem Werk einen feinen Humor, in krassem Gegensatz dazu aber auch die Grausamkeiten von Unrecht und Diktatur entdecken. Formen und Farben lassen sich in seinen üppigen Still-leben und Zirkusdarstellungen genießen. Immer wieder ste-chen die sinnlichen menschlichen Körper hervor, die aus einer Traumwelt zu kommen scheinen. Daneben gibt es sein plastisches Werk, das hier in wunderbaren Gegenüberstellungen zu seinen Gemälden gezeigt wird. Zu entdecken gibt es auch etwas, nämlich das selten in den Blick der Öffentlichkeit gestellte graphische Werk Boteros.
Von Gabriele Jahreiß, Mai 2025
Infos
Fernando Botero
Palau Martorell bis 20.7.25
Carrer Ample,11, Barcelona
Tel: +34 680 709 373, info@palaumartorell.com
Schlagwörter: Kultur