Geliebte Jeans
Wenn es um Jeans geht, ist die Antwort auf die Frage. „wer hat denn in deiner Familie die Hosen an“ ganz klar: Alle! Eine davon hat bestimmt jeder im Schrank und 45% von über 32.000 Befragten sind im Besitz von 2-5 Paar Jeans oder sogar mehr. Woran liegt´s? Sie sind bequem, strapazierfähig, modisch, praktisch und sie stehen eigentlich jedem. Keine Hose wird in so vielen unterschiedlichen Grössen hergestellt, wie die Jeans. Auch nicht in so vielen Farben oder immer wieder trendigen und neuen Designs.
Und alles begann, als 1847 zehntausende in den amerikanischen Westen auswanderten, um beim großen Goldrausch ihr Glück zu suchen. Unter ihnen befand sich auch ein jüdischer Auswanderer aus Deutschland mit Namen Levi Strauss. Er war ein cleverer Geschäftsmann und eröffnete einen Laden, in dem die Goldsucher all das einkaufen konnten, was sie für ihre Arbeit brauchten. Die zerrissenen und verbrauchten Hosen seiner Kunden brachten ihn auf die Idee, strapazierfähige Arbeitskleidung herzustellen. Levi Strauss wird als Erfinder der Jeans gefeiert. Der Name kommt aus dem Wort „Genes“ mundartlich für Genua, der Stadt, aus der die Stoffe für die ersten Baumwollhosen kamen. Das Original wurde mit Indigo blau gefärbt, mit orangefarbenem Garn zusammengenäht und mit Nieten versehen, um Teile wie Taschen und Hosenlatz reißfester zu machen. Diese Hose entwickelte sich praktisch zu einer Art Uniform der Goldsucher. Um 1920 hatten auch Farmer, Holzfäller und Cowboys die „Blue Jeans“ als ideale Arbeitsbekleidung entdeckt. Der Siegeszug der Jeans war nicht mehr aufzuhalten. Amerikanische Soldaten brachten sie nach Deutschland und in Schwaben entstand die „Mustang Jeans“. In den 70ern trug fast jeder Jugendliche, männlich oder weiblich, eine Jeans. Sie war zum Kultfaktor Nr.1 geworden. Und ist es geblieben.
Die meisten Jeans, nämlich über 75% des Weltmarktes, kommen heute aus China. Und mit ihnen kommt ein großes ungesundes Problem. Denn das natürliche Indigoblau wird in China inzwischen aus Erdöl und Chemie hergestellt. Die beliebte „stone washed“ Optik macht die Herstellung der Jeans zu einem Risikoberuf, denn die Stoffe müssen gesandstrahlt werden. Und das geschieht ohne Atemmaske und ohne ausreichende Lüftung, so dass viele Arbeiter durch das Einatmen von quarzhaltigem Feinstaub erkranken. Auch das Bleichen und Weichmachen der Stoffe mit giftigen Chemikalien wie Kaliumpermanganat trägt nicht zur Gesundheit bei. Giftige Reste werden im Abwasserkanal entsorgt und gelangen so in die Flüsse. Die Baumwollfelder sind reichlich mit schädlichen Pestiziden gespritzt, der Lohn für die Arbeiter extrem gering und Kinderarbeit nicht selten. Umwelt– und Verbraucherschützer wettern schon lange gegen solche Machenschaften, denn was aus China an Jeans zu uns kommt, ist voller Chemie, die wir bei jeder Wäsche in unsere Abwässer spülen. Einige Jeansfirmen in verschiedenen Ländern, darunter auch Deutschland, haben deshalb bereits auf eine umweltschonendere Herstellung der Jeans umgestellt. Es gibt eine Good Jeans Guide, der Jeansmarken empfiehlt, die nachhaltig hergestellt werden. Sie sind mit einem „GOTS“-Label oder einem „Fair wear Foundation“-Label gekennzeichnet, die darauf hinweisen, dass das Material aus Biobaumwolle hergestellt ist und sich keine giftigen Substanzen darin befinden. Auch garantieren diese Label eine Herstellung unter fairen Arbeitsbedingungen. Inzwischen gibt es auch unbehandelte Jeans, bei denen die Chemikalien und das Sandstrahlen durch natürliche Alternativen ersetzt werden.
Doch wie auch immer, die Jeans wird weiterhin ein „must have“ mit so tollen Bezeichnungen wie Skinny, Slim fit, High waist, Bootcut, Mom oder Boyfriend bleiben. Knallkurz oder überlang, eng oder weit, mit Mustern von super bis total bescheuert, zerrissen und ausgefranst, in leuchtenden Neonfarben oder was den Designern noch alles dazu einfallen mag, aber eine Art von Jeans liegt endlich wieder im Trend: die Hose aus mit natürlichem Indigo gefärbtem Denim.
Es lebe die Blue Jeans, sie wird sicher noch weitere Jahrzehnte aus unserem Kleiderschrank nicht wegzudenken sein.
Von Dixi Greiner
Schlagwörter: Moderne Welt