Kultur und Kulinarik
Hoch oben auf dem Montjuïc, dem der Küste zugewandten „Hausberg“ Barcelonas, thront der ehema-lige Palacio Nacional, der zur Weltausstellung in Barcelona 1929 im eklektizistischen katalanischen Renaixenença-Stil errichtet und vom damaligen spanischen König Alfonso XIII offiziell eingeweiht wurde. Der Palast ist ein imposanter Bau und erinnert mit seiner mächtigen zentralen Kuppel an die St. Pauls Cathedral in London oder den Sankt-Peters-Dom im Vatikan und mit seinen vier barocken Seitentürmen an die Kathedrale von Santiago de Compostela.
Zwei venezianische Türme – eines der Wahrzeichen Barcelonas – bilden den Aufgang zum Palast. Die breite, beiderseits mit Messegebäuden der heutigen Fira Barcelona flankierte, Avinguda Reina Maria Cristina führt von der Plaça Espanya zunächst zum Rondell der berühmten Font Mágica. Dieser magische Springbrunnen bietet, sobald es dunkelt, an Wochenenden und bestimmten Tagen und Festen spektakuläre Wasserspiele in einer Kombination von Musik, Wasser, Laserstrahlen und Feuerwerk und ist ein magnetischer Anziehungspunkt für Touristen und Einheimische. Auf breiten Treppen steigen wir allmählich höher, immer den Palast vor Augen. Seit der Olympiade 1992 erleichtern Rolltreppen den Aufstieg. Eine Verschnaufpause kann auf der rechten Seite der vorletzten Ebene bei einem kleinen Gartencafé eingelegt werden. In der Mitte sprudelt das Wasser eines abends beleuchteten Treppenspringbrunnens in ein breites Becken. Das letzte Stück des Weges kann zu Fuß oder wieder auf der linksseitigen Rolltreppe zurückgelegt werden. Endlich sind wir oben angelangt auf der großen Treppenterrasse vor dem Museum. Ein herrlicher Blick auf die Stadt eröffnet sich: Barcelona liegt uns zu Füßen!
Um zum Restaurant OLEUM zu gelangen ist die mit steinernen Treppenaufgängen und Skulpturen gartenmäßig ausgestattete „Bergwanderung“ unumgänglich, denn es liegt direkt unter der Kuppel des früheren Thronsaals im MNAC und ist trotz Hinweisschild auf der linken Palastseite nur über den rechten Haupteingang des Museums zu erreichen. Kurz vor dem Eingang befinden sich rechts ein Museumsladen und links eine Cafetería, die aufgrund der wunderbaren Aussicht auf die Stadt stets gut besetzt ist.
Bevor wir uns kulinarischen Genüssen im Restaurant OLEUM hingeben, sollten wir wissen, dass der Nationalpalast 1934 in das Museu Nacional d’Art de Catalunya umstrukturiert wurde und eine der weltweit komplettesten Sammlungen romanischer und gotischer Kunst sowie die Geschichte Spaniens von der Römer- bis zur Neuzeit beherbergt. Neben der Bibliothek sind Zeichnungen, Plakate, Stiche, Fotografien, Münzsamlun-gen und moderne Kunstwerke zu bewundern. Zudem veranstaltet das Museum regelmäßig andere temporäre Kunstaus-stellungen. Im Februar 2022 beschauten wir z.B. die umfas-sende Zusammenstellung des architektonischen Werkes von Antoni Gaudí unter dem Motto „Gaudí – Feuer und Asche“, die danach ins Pariser Musée d’Orsay wanderte.
Wir verschieben den Museumsbesuch auf einen anderen Tag und legen unsere Taschen auf das obligatorische Kontrollband, fahren im Aufzug linkerhand zum 2. Stockwerk und betreten den hohen Gewölbesaal des Restaurants mit beeindruckender Deckenbemalung. Eine riesige schräge Spiegelwand reflektiert durch die gegenüber liegende breite Fensterfront einen malerischen Ausblick auf das Häusermeer Barcelonas mit dem Tibidabo im Hintergrund. Die vordere Terrasse ist nur zu besonderen Anlässen zugänglich. Im Restaurantsaal stehen kleine
viereckige Tische in angemessenen Abständen und bieten Platz für etwa 120 Gäste. Den Fenstern gegenüber sitzt man auf gepolsterten Bänken und Stühlen. Eine komfortable, harmonische Atmosphäre umgibt uns, durch die liebenswürdige Bedienung bis zum Wohlbefinden gesteigert. Die Speisen sind vielfältig, doch wählen wir das Tagesmenü zu 29,50 €. Vorspeise, Hauptgericht und Dessert, alles hübsch dekoriert, ein Augen- und Gaumenschmaus, den wir vollauf genießen.
Um 16 Uhr schließt das Restaurant und entlässt uns durch die Tür zum großen Kuppelsaal. Welch gestalterische Pracht inmitten der bemalten Höhe der Kuppeldecke und Weite des mit hellem Marmorboden und Skulpturen ausgestatteten Saales. Im gläsernen Fahrstuhl fahren wir hinab in die untere Ebene, wo gerade eine Veranstaltung für Kinder im Gange ist, schauen uns im Museumsgeschäft die zum Verkauf ausliegenden Souvenirs, Kunstgewerbeartikel und Bücher an und gehen die weißen Marmortreppen hinunter dem Ausgang entgegen.
Unser persönliches Fazit ist, dass wir wiederkommen, und zwar an einem lauen Frühlings- oder Sommerabend, um das lebhafte kultivierte Flair dieses prächtigen Palastes, die herrliche Aussicht und das leckere Essen im Restaurant noch einmal (und wieder) in vollen Zügen in uns aufzunehmen. Beschwingt laufen wir den Berghang hinunter und rollen auf Fahrtreppen zur Plaça Espanya. Diesmal haben wir den Monumentalbrunnen in der Mitte des Kreisverkehrs, dahinter das graue Gebäude des Viersternehotels Plaza Catalonia und zur linken Hand den roten runden Backsteinbau der 1900 eröffneten historischen Stierkampfarena im Blick. Letztere wurde 2011 in ein mehrstöckiges elegantes Einkaufszentrum mit Kinos, Ausstellungsräumen, Sportzentrum, vielfachen Markengeschäften, Bars und Gastronomiebetrieben umge-wandelt und lädt mit einer Rundum-Aussichtsplattform und überdachten Restaurantterrassen zu einem nächsten erle-benswerten Aufenthalt ein.
Von Dr. phil. Evelyn Patz Sievers, Januar 2023
Infos
MNAC
Frei Sa ab 15 Uhr, jeden 1. So im Monat und an Tagen der offenen Tür. Eintrittskarten im Voraus online buchen.
Öffnungszeiten: Oktober – April, Di – Sa, 10 – 18 h; Mai – Sep-tember Di – Sa, 10 – 18 h; So- + Feiertagen 10 – 15 h.
Montags geschlossen
Tarif: 12€, Ausstellungen 3-4€
Aktuelle Ausstellungen:
• Feliu Elias. La realidad como obsesión, bis 11.4.2023
• Mey Rahola (1897-1959). La nueva fotógrafa, bis 29.5.2023
Información 93 622 03 76 | info@museunacional.cat
https://www.museunacional.cat/es
Restaurant Òleum
Di- So, Feiertags, 13 – 16 h
Abendessen für Gruppen nur mit Reservierung,
Tel: 93 289 06 79
https://www.museunacional.cat/es/restaurante-oleum-0
Schlagwörter: Barcelona, Museen und Sehenswürdigkeiten