Las Superabuelas de Galicia
In einer Zeitschrift sah ich zum ersten Mal das Foto einer „Superabuela“. Eine Riesin in blau-rosa karierter Kittelschürze mit Gemüse in der Hand und beiden Beinen auf einer Autobahn. Es war A greleira de 50 pés von Joseba Muruzábal, das er 2016 im Rahmen des Festivals der urbanen Wandmalerei in Ordes gemalt hatte und das erste von bisher 14 Wandbildern seiner Serie Fenómenas do rural.
Joseba Muruzábal (1984, Cambre), bekannter unter dem Künstlernamen Yoseba MP ist seit seinem 14. Lebensjahr in der Welt der arte urbano aktiv. Sein Kunststudium absolvierte er an der „Bellas Artes“ in Pontevedra. Danach gewann er mit seiner Bilderserie „Meine Freunde und ihre Hunde“ mehrere Kunstpreise u.a. 2009 den Novos Valores de la Diputación de Pontevedra und eröffnete später eine Kunstschule.
Auf die Frage nach der Motivation zu der Serie Fenómenas do rural erzählt der Künstler, in einem Zeitungsinterview, dass die erste „Superabuela“ eher zufällig entstanden ist, als er an einer Autobahn gemalt hat und sie dort Gemüse verkaufte. Er berichtet aber auch von seinen Erinnerungen an seine Großmütter, die beide unerlässlich arbeiteten. Die eine bewirtschaftete eine Farm, pflanzte Mais und hielt Schafe. Die andere führte eine Bar und versorgte ihren Gemüsegarten.
Sie gehörten, wie die von ihm porträtierten Frauen einer Generation an, welche die Nachkriegsjahre sowie die Diktatur erlebt hat. Sie stammen alle aus dem galizischen Kleinbauern- oder Kleinunternehmertum und haben von der Kindheit an bis ins hohe Alter viel Arbeit und Verzicht erlebt. Um zu überleben, haben sie eine Art „Superkraft“ entwickeln müssen. Er sieht sie als Superheldinnen, die sich von anderen bekannten Superhelden nur durch ihre Uniform, einer karierte Kittelschürze, unterscheiden.
Die Wandbilder von Yoseba MP sind somit eine Hommage an diese Generation von Frauen. Er will sie aus der Unsichtbarkeit holen und ihnen ein Denkmal setzten. In seinem realistischen und auch vom Comic inspirierten Malstil stellt er die Frauen liebevoll und humorvoll da. Er malt sie in ihren Tätigkeiten realistisch, aber mit deutlichem Bezug zum Science-Fiction. Die Wandbilder sind in verschiedenen galizischen Städten zu sehen. Ich habe mir auf meiner Reise die folgenden drei Bilder angesehen.
“Soledad, a Poppins do Sar”, Santiago de Compostela
Nach ihrer Hochzeit zog Soledad von Ordes in das 13 Kilometer entfernte Cabaleiros und schaffte ihren Hausstand auf dem Kopf tragend in ihr neues Heim. Auf dem Bild wird eine weitere Fähigkeit Soledads dargestellt: Als sie später in Santiago lebte, brachte sie ihre Einkäufe dank der geschickten Handhabung des Regenschirmes immer trocken nach Hause. Das ist bei dem vielen Regen und den Unwettern, so der Künstler wirklich eine Superkraft.
“Claudina, a ninja das olas“, Muxia
Das Wandbild von Claudina befindet sich am Hafen in Muxia an der Costa da Muerte Claudina hat von ihrem 15. bis 65. Lebensjahr als percebeira gearbeitet. Percebes (Entenmuscheln) wachsen an den Felsen der galizischen Küste und werden als Delikatesse gehandelt. Die Arbeit der Percebeiros ist es, die Muscheln mit einem Schaber von den Felsen abzukratzen. Dies ist oft lebensgefährlich, da die Muscheln nur in Gebieten mit starkem Wassersog leben.
Yoseba MP sagte in einem Interview zu dem Bild, dass er sich beim Malen vorgestellt hat, wie Claudina zwischen den Felsen läuft und hüpft wie Naruto, der führende Ninja eines berühmten Mangas und vergoldete ihren Schaber auf dem Bild.
“Eugenia e o Dragon de Batea”, Vigo
Eugenia, die den Drachen mit den magischen Kugeln beschwört, ist in Vigo zu sehen. Ihr Leben lang hat sie Muscheln kultiviert und arbeitete den ganzen Tag auf ihrer Batea, einer schwimmenden Plattform. Die Bateas haben eine Seitenlänge von 25 m und tragen bis zu 500 Seile für die Muschelzucht. Nach 15 bis 18 Monaten, wenn aus der Muschelbrut erntereife Muscheln herangewachsen sind, können pro Seil bis zu 220 Kilo Muscheln geerntet werden. Diese Arbeit wurde genau, wie der Beruf des Percebeiros vor allem von Männern ausgeübt.
Vielleicht sind Sie jetzt neugierig auf weitere Wandbilder und die Geschichten, der „Superabuelas“ geworden? Hier können Sie diese finden:
https://viajandoelmapa.com/ruta-por-los-murales-de-las-superabuelas/
von Elisa Heinrich, Politologin
TS 148
Schlagwörter: Frauen, Kultur, Kunst, Unterwegs