Lassen wir uns das Essen vermiesen?
Foto: Laiadina
Der Ruf: Händewaschen! Zu Tisch! bedeutete für uns Kinder zweierlei. Einmal musste man alles liegen und stehen lassen, was man gerade so Interessantes tat, und zweitens war man hungrig und freute sich durchaus aufs Essen. Nicht immer war es nach unserem Geschmack, aber immer gesund und nahrhaft.
Inzwischen haben wir selbst kochen gelernt und mit dem “gesund” haben wir durch erschreckende Nachrichten aus der wissenschaftlichen Forschung so unsere Probleme. Gemüse sollte unbedingt auf dem Speiseplan stehen. Aber welches? Rote Bete und Spinat nehmen durch Düngemittel sehr viel Nitrat auf, bei Mais ist Vorsicht geboten, da er gentechnisch verändert wird, Brokkoli erzeugt unangenehme Blähungen, Spinat ist außerdem noch voll von Pestiziden, Salat hat durch die Lagerung den Nährwert eine Tempotaschentuches, grüne Stellen um den Strunk der Tomaten enthalten giftiges Solanin.
Kartoffeln, Hülsenfrüchte Tomaten, Gurken, Kürbis, in allem steckt Lektin und Lektine stehen im Zusammenhang mit Rheuma und Parkinson. Also dann lieber Fleisch auf den Tisch. Aber Achtung! Zuchttiere bekommen ordentlich Mais und Soja ins Futter und wenn das auch noch gentechnisch verändert wurde, bilden sich erst recht die ungünstigen Lektine. Im Schweinefleisch stecken sowieso unheimlich viel Antibiotika. Und Obst aus dem Ausland wird unreif geerntet und enthält dadurch wenig Nährstoffe und kaum Vitamine. Ständige Lebensmittelskandale machen uns das Essen auch nicht schmackhafter: Würmer im Fisch, Glykol im Wein, Keime in Milch, Eier mit Salmonellen und Dioxin, Oliven mit gefährlichen Stoffen künstlich gefärbt, von der Geflügelpest ganz zu schweigen. Du lieber Himmel! Was soll man denn nun noch essen?
Aber bitte, nun nicht zu sehr erschrecken. Es ist doch heutzutage so, dass man Messtechniken entwickelt hat, die noch die winzigsten Mengen an Schadstoffen feststellen. Forscher und Wissenschaftler suchen mit Akribie noch im Nanobereich nach irgendetwas in unserer Nahrung, um sie uns als kontaminiert zu vermiesen. Aber hurra, wir leben noch, obwohl wir unser ganzes Leben lang alles gegessen haben. Denn nicht jedes Gemüse oder Fleisch oder Obst oder was wir sonst so essen, bringt gleich unsere Gesundheit in Gefahr. Kleine, miese Keime, die in der Natur nun mal ganz normal vorhanden sind, setzen wir ja sowieso durch kochen und braten außer Gefecht und der wissenschaftliche Aufschrei wegen der “enormen” Dioxinbelastung in Eiern war ziemlich unnötig, denn wir hätten Eier in geradezu atemberaubenden Mengen essen müssen, um daran zu erkranken. Und wer macht das schon? Also lassen wir uns, wie damals als Kinder, unser Essen schmecken und überlassen den Wissenschaftlern das Vergnügen, im Nanobereich weiterhin nach irgendwelchen ungesunden Dingen in unserer Nahrung zu stochern, mit der Gewissheit, nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird.
Von Dixi Greiner
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