Längste Einkaufsmeile Barcelonas
Creu Coberta- Carrer de Sants

Samstags und sonntags lässt es sich in Ruhe auf der Straße flanieren, Foto: E.Patz Sievers
Kaum zu glauben, aber wahr: In Barcelona befindet sich eine der längsten Einkaufsstraßen Europas! Im Stadtteil Sants. Bis 1897 eine unabhängige Gemeinde, war Sants vornehmlich bewohnt von Arbeitern der dort angesiedelten Textilfabriken. Sants wird seitdem eher als das Barcelona der kleinen Leute angesehen. Doch hat sich hier in den letzten Jahrzehnten einiges verändert und modernisiert.
Die lebendige Creu Coberta, die nach etwa einem Kilometer in die Carrer de Sants übergeht, durchquert als Hauptverkehrsader das Stadtviertel Hostafrancs. Sehenswerte modernistische Häuser prägen das Straßenbild. Zwischenzeitlich hat die sich über vier Kilometer erstreckende Hauptstraße von Sants sich zu einer einzigen schnurgeraden Geschäfts- und Flaniermeile entpuppt, die für jeden gutbürgerlichen Geschmack etwas bereit hält. Hier befinden sich aneinandergereiht etwa 500 Geschäfte von Mode, Kinderkleidung, Sport, Schuhen über Möbel, Wohnkultur, Haushaltsgeräte, Apotheken bis zu Büchern, Schreibwaren und Friseuren. Das Notariat Sants regelt Amtliches, ein Schuster repariert Schuhsohlen – und etliche Läden mehr. Diese Geschäftsstraße bietet schier endlose Einkaufsmöglichkeiten und verkörpert zugleich die Kultur, Geschichte und Architektur der Stadt.
Sicher sind die weltbekannten Boulevards Champs-Élysées in Paris und Oxford Street in London mit etwa 300 Geschäften auf je 1,9 Kilometern Strecke – mit ihren Luxusboutiquen und historischen Kaufhäusern wesentlich berühmter und exklusiver, jedoch verspricht die Creu Coberta/Carrer de Sants eine reichhaltige, buntgemischte Ladenvielfalt, die in Erstaunen versetzt und ihresgleichen sucht. Übrigens ist diese Ladenmeile samstags und sonntags für den Autoverkehr gesperrt und gönnt den Fußgängern die gesamte Breite der Fahrbahn für ungestörtes Einkaufen und Flanieren.
Die Creu Coberta beginnt an der von einer monumentalen Fontäne dominierten Plaça Espanya, einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Barcelonas, wo sternförmig mehrere breite Boulevards zusammentreffen wie die Gran Vía de les Corts Catalanes, der Parallel – die frühere Theaterflaniermeile – und die zum pompösen MNAC führende Maria Cristina, mit den beiden Torres Venecianas. Rechts grüßen das Einkaufszentrum Arenas, ehemalige Stierkampfarena, und das Viersternehotel Plaza Catalonia. Gleich daneben glänzt die Glasfassade des Hotels Occidental Barcelona 1929.
Die beiden Hotels und der links gelegene graue Flachbau der kleinen Stadtbibliothek bilden das Eingangsportal der Creu Coberta. Auf beiden Straßenseiten setzt sich die Creu Coberta nahezu endlos fort und lädt mit unzähligen kleinen Restaurants, Cafeterias und hell erleuchteten Schaufenstern von Mode- und Schuhgeschäften zum mehrstündigen Einkaufsbummel ein.
Nach etwa 100 Metern erheben sich linkerhand die drei Spitzdächer der Markthalle Mercat d’Hostafrancs, die 1888 eingeweiht wurde, um den Bedarf der wachsenden in der Textilindustrie arbeitenden Bevölkerung zu decken. Heute befinden sich auf einer Grundfläche von 4.010 m² Marktstände im unteren Bereich und in der oberen Etage ein Riesenladen der Schreibwaren- und Bücherkette Abacus.
Weiter führt der Weg vorbei an Apotheken, Blumen- und Elektrogeschäften. Nach ein paar Metern erscheint zur Rechten der 1915 remodelierte modernistische Bau des Ajuntament de Sants-Montjuïc (erbaut 1885). Markant heben sich der Glocken-/Uhrenturm, das Wappen Barcelonas sowie die Personen- und Tierfiguren (Tauben, Uhu, Fuchs und Schlangen) an der Fassade hervor. Vorbei an Cafeterías, die in einer kleinen seitlichen Fußgängerzone ihre Gäste bewirten, geht es weiter auf der Carrer de Sants, wo sich wiederum Laden an Laden reiht.
Kurz vor der Plaça de Sants erblicken wir ein auffallendes, langgestrecktes modernistisches Gebäude: Cotxeres de Sants, das ehemalige Straßenbahndepot, 1875 erbaut für die von Pferden und Mulis gezogenen Straßenbahnen, die 1904 durch elektrische Linien ersetzt wurden. Seit 1977 dienen die mehrmals umgebauten und erweiterten Cotxeres als Gemeindezentrum, in dem ständig Kunstausstellungen, Tanzveranstaltungen, Konzerte und Buchmessen stattfinden.
Auf der Plaça de Sants angelangt, führt rechts eine breite von Restaurants und Hotels gesäumte Querstraße zum Hauptbahnhof Barcelonas Estació de Sants. Links breitet sich diagonal die neue Rambla de Sants aus: eine Überdachung der vom Bahnhof Sants ausgehenden Bahngleise, die seit 2002 eine neue 800 m lange mit Grünpflanzen bedeckte Spazierzone für die Stadt darstellt.
Nachdem wir etwa zwei Kilometer der Geschäftsmeile zurückgelegt haben, gilt es, eine Pause bei Kaffee und Kuchen in der traditionsreichen Bäckerei „Forn Baltà“ einzulegen. Nachdem wir die Hälfte der erlebenswerten Einkaufsmeile erwandert haben, setzen wir unsere Ladentour an einem Adventssamstag fort, wenn der Weihnachtsschmuck einlädt, nach Geschenken für unsere Lieben zu stöbern.
Von Evelyn Patz-Sievers, November 2024
Schlagwörter: Ausgehen, Essen & Trinken
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