Abnehmen 2025 – so einfach wie nie?

Niki_de_Saint_Phalle_Die Badenden Foto by Whgler, CC BY-SA 4.0 Wikicommons
Dossier Anfänge:
Auch in diesem neuen Jahr steht der Vorsatz abzunehmen ganz oben auf der Liste vieler Menschen. Wenn man dem Hype um die neuen „Abnehmspritzen“ Glauben schenkt, sind sie die Gamechanger in der Behandlung von Übergewicht. Allerdings sind sie keine harmlosen Appetitzügler zur kurzfristigen Gewichtsabnahme, sondern Medikamente mit starker Wirkung, aber auch vielen Nebenwirkungen, deren Langzeitwirkungen noch nicht geklärt sind. Ein einfach-mal- ausprobieren, wie es bei anderen Diätmitteln und Abnehmstrategien möglich ist, ist hierbei nicht so einfach und sollte gut überlegt werden.
Doch was sind das eigentlich für Medikamente?
Bei den Wirkstoffen Semaglutid und Tirzepatid handelt es sich um GLP-1-Rezeptoragonisten, die sowohl im Gehirn als auch in der Bauchspeicheldrüse ansetzen und dort die Wirkung des Hormons GLP-1 nachahmen, das im Zwölffingerdarm gebildet wird und auf verschiedene Art und Weise unser Gewicht beeinflusst.
- Im Gehirn, genauer gesagt im Hypothalamus, liegt das Zentrum zur Appetitregulierung. Die Wirkstoffe bewirken hier ein Sättigungssignal und damit eine Verringerung von Appetit- und Hungergefühl.
- Im Magen führen die Wirkstoffe zu einer verzögerten Magenentleerung. Dadurch entsteht ein längeres Sättigungsgefühl, das wiederum zum Essen von kleineren Portionen führt.
- In der Bauchspeicheldrüse stimulieren sie die Ausschüttung von Insulin und senken dadurch den Blutzuckerspiegel und damit ebenfalls den Appetit.
Die Wirkstoffe werden daher schon länger als wichtige Medikamente für Patienten mit Typ-2-Diabetes und Übergewicht eingesetzt. Die EMA (Europäische Arzneimittelbehörde) hat 2024 zwei Wirkstoffe, Semaglutid und Tirzepadid, auch zur Behandlung von Adipositas, allerdings mit Einschränkungen, zugelassen. Sie sind verschreibungspflichtig und dürfen für Menschen mit einem BMI ab 30 oder mit Hypertonie und einem BMI ab 27 verschrieben werden, wenn keine Vorerkrankungen an der Schilddrüse oder der Bauchspeicheldrüse vorliegen. In Europa werden sie noch nicht von den Krankenkassen zur Behandlung von Übergewicht bezahlt, sondern dürfen nur auf Privatrezept verordnet werden. Die Kosten liegen bei circa 300€ im Monat.
Wieviel kann man damit abnehmen?
Durch die oben beschriebene Wirkweise, verändert sich der Stoffwechsel, und es werden weniger Kalorien aufgenommen. Wieviel man abnimmt hängt von dem Grad des Übergewichts ab und der Änderung des Lebensstils, die dauerhaft durchgeführt werden muss. Die Ernährung wird begleitend umgestellt, und die Patienten sollten sich mehr bewegen.
In den ersten 33 Wochen nimmt man im Schnitt mit Semaglutid (Wegovy) circa 10% des Ausgangsgewichtes und mit Tirzepatid (Mounjaro) bis zu 20% ab. In den weiteren Wochen kann man noch bis zu 5% mehr abnehmen. Danach muss man sich vermutlich lebenslänglich eine Erhaltungsdosis des Medikaments spritzen, da man sonst schnell wieder zunimmt. Allerdings gibt es dazu noch keine Langzeitstudien, sodass derzeit die Einnahme auf eineinhalb Jahre angesetzt wird.
Wie sind die Nebenwirkungen?
Es kommt häufig zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Dehydration und Unterzuckerung. Seltener kann es zu Entzündungen der Bauchspeicheldrüse und zu Darmverschluss kommen. Um diese Nebenwirkungen zu verringern, wird mit einer niedrigen Dosis begonnen, die langsam gesteigert wird.
Da die Medikamente erst seit kurzem auf dem Markt sind, gibt es noch keine Langzeiterfahrungen bezüglich des Krebsrisikos. Eine mögliche Erhöhung des Risikos für Pankreaskarzinome und Karzinome der Schilddrüse wird vermutet. Gleichzeitig deuten Studien aber auch auf ein verringertes Risiko von Darmkrebs hin. Auch scheinen die Medikamente eine positive Wirkung auf die Blutfette zu haben, und sie verringern in den bisher vorliegenden Studien das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle deutlich.
Wie ist die Anwendung?
Zurzeit gibt es beide Wirkstoffe in Europa nur als Spritze. Die Spritze setzt man sich einmal wöchentlich in die Haut von Bauch oder Oberschenkel. In den USA gibt es auch Tabletten, die täglich eingenommen werden. Sie sind aber weniger wirksam.
Ausblick
Für viele Patienten mit Adipositas sind die Medikamente eine echte Alternative zur sonst oft nötigen Operation zur Verkleinerung des Magens. Ob sie dauerhaft auch für Patienten mit leichtem bis mäßigem Übergewicht eine Option sind, wird sich noch zeigen. Die Therapie ist mit 300 Euro monatlich über eine lange Zeit sehr teuer. Das können sich nur wenige Menschen leisten. Es ist zwar anzunehmen, dass immer mehr Medikamente mit ähnlichen Wirkstoffen auf den Markt kommen und den Preis auch drücken werden, aber eine Langzeiteinnahme wird vermutlich bleiben. Wegen der Nebenwirkungen sollten die Medikamente nur mit medizinischer Begleitung eingesetzt werden.
Von Birgit Carls-Eisenberg, Februar 2025
Schlagwörter: Essen & Trinken, Frauen, Gesundheit