Kaffee, ein starker Anfang

Kaffee am Strand – auch wunderbar Foto: laiadin
Dossier Anfänge
„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ Da hat Hermann Hesse sicher recht, denn ein Anfang beinhaltet Freude, Staunen, Hoffnung, Neues, Erkennen und Erwachen.
So wunderschön Hesses Poesie ist, ich bin ein profaner Mensch und bleibe bei Erwachen hängen und das heißt Aufwachen. Genau! Und damit fängt der Tag an und auch die Freude auf ein Frühstück. Und dazu gehört erst mal eine heiße Tasse Kaffee. Das ist ganz offensichtlich auch das Lieblingsgetränk der Spanier, denn die bieten diesbezüglich nicht enden wollende Variationen.
Im Schlafanzug, beim Rasieren, während die Spiegeleier noch in der Pfanne brutzeln, jedenfalls noch vor dem Frühstück, braucht es zum Aufwachen einen café solo. Zu Baguette oder Croissant dampft dann ein americano, ein schön schwarzer Kaffee, oder ein cafè con leche, ein Milchkaffee in der Tasse. Jetzt kann man mit wachem Kopf anfangen zu arbeiten. Da rackert man sich einige Stunden am Vormittag ab, bis, ja bis man merkt, eine kleine Auffrischung könnte jetzt nicht schaden. Und schwupp hat man es sich auf einem Hocker in einer kleinen Bar, von denen es in jedem spanischen Ort massenhaft gibt, bequem gemacht und bestellt sich einen cortado, einen café solo mit einem ganz kleinen bisschen Milch. An heißen Tagen kippt man ihn auch in ein zweites Glas, in dem einige Eiswürfel klappern und trinkt ihn so als Erfrischung.
Aber eine Bar oder eine Cafeteria sind ja auch Treffpunkte für alle und jeden, nach dem Einkaufen, bevor man die Kinder von der Schule abholt, vor oder nach dem Kino, nach dem Theater oder einem Spaziergang und da ist ein Kaffee bei einem Schwätzchen immer sehr angebracht. Was kann und soll man da nun bestellen? Ein bisschen Alkohol dazu wäre doch jetzt ganz nett. Vielleicht ein barraquito mit einem Hauch Tia Maria Likör oder ein carajillo, aufgewertet mit etwas Brandy, Rum, Whisky oder ganz raffiniert mit einem Schuss Anislikör. Wer es lieber abstinent möchte, kann ja einen café viénes mit ordentlich Schlagsahne schlemmen. Aber Achtung, ein Kaffee mit Kondenzmilch schmeckt vielleicht nur noch süss und gar nicht mehr so richtig nach Kaffee.
Der Tag geht zu Ende, und aus den Kaffeemaschinen in den Bars läuft weiterhin eifrig das schwarze Getränk als café solo oder cortado, denn das typisch deutsche Gejammere: ,,ich kann danach nicht schlafen“ scheint man hier nicht zu kennen. Wer Angst um seinen Schlaf hat, kann natürlich seinen café solo als café largo, ein bisschen verdünnt oder gleich descafeinado bestellen. Jedenfalls schmeckt der spanische Kaffee um Längen besser als der deutsche, denn er hat bedeutend mehr Anteil an robusta und auch die Röstung ist hier ganz anders, durch die der Geschmack verstärkt wird.
Es lohnt sich, seinen Kaffee in einer Bar zu bestellen, denn wenn man einen Spanier fragt, ob es in Spanien auch eine qualitätsmäßig schlechte Sorte Kaffee gibt, wird er prompt antworten: „ja, die aus dem Supermarkt“. Und morgen ist ein neuer Tag und der beginnt mit einem café solo und das ist einfach ein guter Tagesanfang.
von Dixi Greiner, Februar 2025
Schlagwörter: Essen & Trinken, Frauen, Kultur, Traditionen