Nachruf: Carlos Ruiz Zafón
Der wohl erfolgreichste spanische Schriftsteller der Gegenwart, Carlos Ruiz Zafón, ist am 19. Juni 2020 in seiner Wahlheimat Los Angeles verstorben.
Carlos Ruiz Zafón begeisterte mit seinen Barcelona-Romanen ein Millionenpublikum auf der ganzen Welt. “Der Schatten des Windes”, “Das Spiel des Engels”, “Der Gefangene des Himmels” und “Das Labyrinth der Lichter” waren internationale Bestseller.
Mit 15 Millionen verkauften Exemplaren avancierte “Der Schatten des Windes” aus dem Barcelona der 1940er bis 1960er Jahre nach “Don Quijote” zum meistverkauften spanischen Roman aller Zeiten.
Der Roman wurde in mehr als 40 Sprachen übersetzt, und auf den Spuren der Helden Daniel Sempere und Fermín Romero de Torres sind in den vergangenen Jahren unzählige Leser durch Barcelona gepilgert.
In Zafóns Romanen spielt seine Heimatstadt Barcelona immer wieder eine Hauptrolle. Hier schrieb der geborene Katalane schon als Kind seine ersten Geschichten auf und blieb seiner Liebe zu Barcelona treu, obwohl er 1994 nach Kalifornien zog.
Carlos Ruiz Zafón wurde 25. September 1964 als Sohn eines Versicherungsvertreters in Barcelona geboren. Er besuchte die angesehene Jesuitenschule Sarrià. Bereits als Schüler schrieb er Schauergeschichten, die er in kleinen Heften veröffentlichte und an Mitschüler und Lehrer verkaufte. Inspirieren ließ er sich übrigens vom Schulgebäude, einem gotischen Backsteinbau mit Türmen und Geheimgängen, sowie von Gaudís Kathedrale Sagrada Familia.
Nach der Schulzeit absolvierte Zafón eine Ausbildung zum Journalisten und begann seine berufliche Laufbahn als Texter in einer Werbeagentur. Im Alter von 30 Jahren wanderte er nach Los Angeles aus und konzentrierte sich dort völlig auf das Schreiben. Neben seiner Arbeit an Romanen war er als Drehbuchautor tätig und er schrieb auch für die spanischen Zeitungen El País und La Vanguardia.
Seit dem “Schatten des Windes” 2001 garantierte jedes Buch von Carlos Ruiz Zafón Verkäufe in Millionenhöhe, die Startauflagen waren mitunter sofort vergriffen. Und seine treuen Leser in aller Welt wollten genau diese Mischung aus Spannung, Vergessenem, geheimen Familiengeschichten und dem Zauber vergangener Zeiten. Es ging Zafón aber in seinen Büchern auch immer wieder um die Liebe zum Buch und zur Literatur.
Seit 2018 kämpfte er gegen seine Darmkrebserkrankung an und ist diesem Leiden nun mit erst 55 Jahren erlegen. Er hinterlässt seine Ehefrau Mari Carmen Bellver, die ihm eine treue Begleiterin und stets die erste Leserin seiner Bücher war.
Von Gaby Götting
Schlagwörter: Barcelona, Geschichte