Pepita Teixidor – die Frau, die Blumen malte

Pepita Teixidors Denkmal kam mit Hilfe vieler befreundeter Künstler und Künstlerinnen zustande Foto: Kati Niermann
Im Parque de la Ciutadela in Barcelona gibt es die Büste einer Frau aus weißem Marmor auf einem Sockel. Stolz reckt sie das Kinn in die Höhe. Als Attribute sind ihr Pinsel und Blumen beigegeben.
Diese Büste, an der man so schnell achtlos vorübergehen kann, stellt eine Besonderheit dar, denn sie war die erste Büste einer Frau, die überhaupt in Barcelona aufgestellt wurde, in Anerkennung ihres Werkes, ihres Schaffens, nicht weil sie von königlichem Geblüt war oder Wunder erwirkte.
Doch wer war diese Dame und warum wurde ausgerechnet sie auf diese Weise geehrt?
Dargestellt ist Josefa Teixidor Torres, genannt Pepita. Sie wurde 1865 in eine wohlsituierte Familie hineingeboren. Ihr Vater, ein Industrieingenieur widmete sich im Ruhestand der Malerei. Er hatte Talent, das er auch an seine beiden Söhne Modest und Josep weitergegeben hatte. Doch nicht nur an diese, sondern auch an seine Tochter. Pepita wurde von allen dreien unterrichtet, aber auch von dem Maler Francesc Miralles.
Die Unterstützung ihrer Familie war sicher Grundvoraussetzung für ihren Werdegang. Pepitas Leidenschaft galt dem Aquarell und der Darstellung von Blumen. Sie hatte einen Sinn für die zarten Töne, für Harmonie und Empfindsamkeit. Ihr Bruder Modest wollte sie immer in eine andere Richtung drängen. Porträts waren doch so viel einträglicher und gefragter. Doch nein, es sollten Blumen sein, sie ließ sich höchstens hin und wieder zu einer anderen Technik wie der Ölmalerei hinreißen.
Der Erfolg gab ihr Recht. Zu ihren Kundenkreisen gehörten sogar Mitglieder des Königshauses. Damals ein unschlagbares Zeichen der Wertschätzung. Sie stellte regelmäßig in der Sala Parés in Barcelona aus, die seit 1840 als Geschäft, seit 1877 als Galerie bis heute ein Garant für anerkannte Kunst ist. Auch in Madrid hatte sie bei den Exposiciones Generales de Bellas Artes immer wieder großen Erfolg. In Zaragoza, Brüssel und Paris wurde sie ausgestellt. 1910 gewann sie sogar die Goldmedaille in der Nationalausstellung in Brüssel.
Pepita Teixidor gehörte der Gruppe von Frauen um Lluïsa Vidal an, die für ihr Recht kämpften, ihre Werke in Galerien auszustellen. Ein Recht, das bis dato Männern vorbehalten war. Aufgrund einer schweren Erkrankung starb sie im Februar 1914 in Barcelona. Damit sie nicht in Vergessenheit geriete, rührten ihre Freundinnen die Werbetrommel für sie. Noch im Mai desselben Jahres organisierten sie eine eigene Ausstellung mit Werken von Pepita Teixidor und noch einmal im Jahre 1916 zu ihrem Gedenken.
Zwischen 1907 und 1917 gab es in Barcelona die Frauenzeitschrift Feminal, unter der Direktion von Carmen Karr. Auch an dieser arbeitete Lluïsa Vidal mit und so ist es wohl ihrer Initiative zu verdanken, dass das Ansehen der Kollegin Pepita Teixidor nicht der Vergessenheit anheimfiel. Über die Zeitschrift, die von ihren Redakteurinnen selbst als katalanisch, konservativ, aber unbedingt feministisch bezeichnet wurde, wurden mehrere Initiativen gestartet, um der Verstorbenen ein Denkmal zu setzen. So sammelten sie circa 300 Werke von unterschiedlichen Künstlern, die sie in einer Tombola in der Sala Parés (wo denn sonst!) auslosten. Für 15 Peseten wurden die Lose vergeben. Doch es war nicht nur das Geld, das vordergründig gesammelt wurde. Auf diese Weise konnte auch verzeichnet werden, welch‘ hochdotierte Unterstützung das Projekt hatte. Zu den Käufern der Lose zählten nicht nur die königliche Familie, sondern auch Ramon Casas, Eliseu Meifrén, Joaquim Mir und viele weitere Künstler. 164 renommierte Zeichnungen wurden vermerkt. Der Gewinn diente als Bezahlung für Manuel Fuxá, der auch den Neptun am Springbrunnen im Parque de la Ciutadela schuf. Er wurde beauftragt, Pepita ein würdiges Denkmal zu setzen.
Pepita Teixidors Werke haben es jedoch trotz der Statue und der zahlreichen Ausstellungen, in denen sie erfolgreich waren, in kaum ein Museum geschafft. Die Mehrheit befindet sich in Privatsammlungen. Drei ihrer Gemälde sind immerhin im Besitz des MNAC. Eines davon wurde nach ihrem Tod von ihrem Bruder Modest gestiftet, zusammen mit dem Porträt, das Ramon Casas von ihr zeichnete.
Auch heute bemüht sich wieder eine Gruppe von Frauen um das Andenken der „besten Aquarellistin ihrer Zeit“, der Grup d’Història de les Dones. Die erste Büste einer Frau in Barcelona bekam deshalb Pepita Teixidor, weil ihre Familie sie unterstützte, weil sie Talent hatte, es nutzte und weil sie mit anderen Frauen gut vernetzt war. Nur das Zusammenspiel dieser drei Komponenten war stark genug, um mit einer nie hinterfragten Tradition zu brechen. Die Statue wurde nach 100 Jahren aufwendig restauriert und kann weiterhin als Denkstütze fungieren, damit wir Frauen uns in der Kunst publik machen und nicht dem Vergessen preisgeben.
Von Kati Niermann, August 2023
Schlagwörter: Biografisches, Kultur, Malerei