Placido Domingo – ein Stern erlischt
José Plácido Domingo, einer der drei großen Tenöre, neben José Carreras und Luciano Pavarotti, mit mehr als 21 Millionen verkauften Tonträgern muss um sein künstlerisches Überleben fürchten.
Im August letzten Jahres wurden Vorwürfe sexueller Belästigung publik. Insgesamt etwa 20 Frauen warfen ihm vor, ihnen Küsse aufgezwungen, sie unangemessen angefasst oder gestreichelt zu haben. Domingo wies die Vorwürfe weit von sich, trat aber im Oktober als Generaldirektor der Los Angeles Opera zurück.
Das Konzerthaus ließ von einer unabhängigen Anwaltsfirma die Anschuldigungen untersuchen.
Zudem berichteten Mitarbeiter von Opernhäusern, dass Domingos Verhalten ein offenes Geheimnis gewesen sei, aber wegen seines großen Einflusses stets darüber geschwiegen wurde.
Auch deswegen hätten die Frauen es erst jetzt gewagt, die Vorwürfe gegen ihn zu erheben.
Nach der sechsmonatigen Untersuchung wurden die Vorwürfe der Frauen als glaubwürdig befunden. Nachdem auch die US-Musikergewerkschaft (AGMA) die Vorwürfe bestätigt hatte, räumte Placido Domingo sein Fehlverhalten ein und entschuldigte sich Ende Februar 2020 bei den Betroffenen. Er betonte aber, sich „nie aggressiv gegenüber den Frauen verhalten“ oder etwas getan zu haben, um „die Karriere von irgendjemandem zu behindern“.
Bereits vor dem Untersuchungsergebnis hatten im letzten Sommer mehrere amerikanische Opernhäuser, unter anderem auch die MET, Auftritte mit Placido Domingo gestrichen. Auch Konzerte des Spaniers in Philadelphia, San Francisco und Dallas wurden abgesagt.
In Europa konnte Domingo zunächst noch auftreten, er hatte großen Erfolg bei den Salzburger Festspielen.
Doch seit den Ergebnissen des Untersuchungsausschusses und seinem Eingeständnis wurde auch in Europa ein großer Teil seiner Konzerte abgesagt.
Sein fünfzigjähriges Bühnenjubiläum wollte Placido Domingo dort feiern, wo seine Karriere begann, im Madrider Zarzuela-Theater. Doch das Theater, das dem spanischen Kultusministerium untersteht, strich seine beiden Auftritte. Diese Absage gilt als besonders bemerkenswert, da der in Spanien geborene Domingo einer der beliebtesten und angesehensten Stars des Landes ist.
Andere europäische Konzerthäuser hielten sich zunächst bedeckt, ihnen allen wurde die Entscheidung einer Absage wegen der Corona Pandemie abgenommen.
Aber auch nach COVID 19 wird der Stern Placido Domingos am Opernhimmel wohl kaum noch zu sehen sein.
Von Gaby Götting
Schlagwörter: Kultur, Musik