Helle Sterne am Wissenschaftshimmel
Editorial TaschenSpiegel 141, August September 2020
Während meiner Recherchen zu Judith Chamorro, musste ich etwas genauer hinsehen. Es ist immer eine besondere Freude für unser Team, wenn wir eine junge, engagierte Frau unseren Leser*innen vorstellen können, die für ihre Arbeit mit einem Preis ausgezeichnet worden ist. Die katalanische Mathematikerin ist die diesjährige Preisträgerin des europäischen Preis MSCA (Marie Skłodowska-Curie Actions). Wer kennt diesen Preis? Die nach der Nobelpreisträgerin benannten Marie Skłodowska-Curie-Aktionen unterstützen in internationale Forscher*innen in allen Phasen ihrer Karriere, unabhängig von Alter und Nationalität. Im Titel des Skłodowska-Curie-Preises wurde endlich auch ihr Geburtsname wieder rehabilitiert. Wer kennt Judit Chamorro? Ihre wissenschaftliche Karriere startete sie in Barcelona, ging dann mit dem Erasmus Programm zunächst nach Frankreich, später auch nach Dänemark und Kanada, wo sie neue Blickwinkel für die Forschung und verschiedene biomedizinische Anwendungen kennenlernte. Mit jeder Etappe erweiterte sie ihren wissenschaftlichen Horizont. Ein wichtiges Ziel des EU-Programms. Im mit EU-Geldern geförderten Projekt Coloninfo geht es darum eine Software, die im klinischen Einsatz zur Krebserkennung eingesetzt werden soll. Jedes Jahr erkranken in der Europäischen Union bei 3,5 Millionen Menschen Krebs, und 1,3 Millionen Menschen sterben an dieser Krankheit. Mit Coloninfo kam sie wieder an die Universität Pompeu i Fabre nach Barcelona zurück. Für Katalonien besonders in dieser Situation immer ein Wunsch, dass ihre gut ausgebildeten Forscher hier anspruchsvolle Arbeit finden. Den Preis erhielt sie für ihr Engagement bei intersektoraler und interdisziplinärer Mobilität und des Wissenstransfers. Aber ich stieß noch auf eine andere Wissenschaftlerin, die ebenfalls am Anfang ihrer Karriere stehende, englische Physikerin Jess Wade, die sich seit einigen Jahren besonders für Wissenschaftlerinnen einsetzt, um ihr Schaffen über ihre Biographien sichtbarer zu machen. Da wir in dieser Ausgabe das Dossier Medien haben, sind ihre Erkenntnisse für uns ein wichtiger Denkanstoß. In einem Interview der Zeitung Kurier erzählt Jess Wade, dass eine Freundin sie darauf aufmerksam machte, dass das Medium Wikipedia zu 90% von weißen Männern geschrieben wird. Sie schreiben eine riesige Menge an Inhalten – nur eben nichts über Wissenschaftlerinnen. Das war für sie ein Auftrag. Sie hat es sich zur Mission gemacht, diesen Frauen dort eine Plattform zu bieten. Täglich stellt sie eine neue Wissenschaftlerin vor, um diese Lücke zu schließen. Sie hat inzwischen mehr als 600 Beiträge recherchiert und eingestellt. So kann man jetzt auch ausführliches über Donna Strickland lesen, die 3. Physikerin nach Marie Skłodowska Curie, die den Nobelpreis 2018 gewann. Wenn Sie Frauenbiographien interessieren, empfehlen wir auch das Portal Fembio der Sprachwissenschaftlerin Luise Pusch, wo in mehr als 11.000 Einträgen Leistungen von Frauen endlich sichtbar gemacht, wahrgenommen und erinnert werden.
Von Ina Laiadhi
Schlagwörter: Frauen, Moderne Welt