Tik Tok says the clock
Ein relativ neues ist die App Tiktok. Ursprünglich erschienen im Jahre 2016 in China hat sie sich mit einem enormen Erfolg binnen 4 Jahren über die ganze Welt verbreitet. Die App Musical.ly wurde 2018 geschluckt. Mit der Übernahme deren bereits bestehender Nutzerschaft ist TikTok quasi über Nacht Marktführer geworden. Das hat sich das Gründerunternehmen ByteDance einiges kosten lassen. Bis zu einer Milliarde US-Dollar sollen für die Fusion geflossen sein.
Tiktok ist die derzeit führende Plattform für Minivideos auf dem Smartphone. Eigentlich für Musikvideos gedacht, werden die verschiedenen Spezialeffekte und Filter heute für alles von Spendenaufrufen über Durchhaltevideos und Comedy bis hin zu Wahlwerbung und Fundraising verwendet. In der Coronapandemie hat TikTok uns gegen die Ernsthaftigkeit der Lage mit kleinen witzigen Filmen versorgt. Ganze Familien entgingen der Langeweile des Confinamientos, weil sie nicht nur Videos geschaut haben, sondern zusammen für eigenen Clips ganze Choreografien ausgearbeitet haben.
TikTok spricht vor allem Jugendliche an mit seiner einfachen Bedienung und hippen Aufmachung, aber vor allen Dingen durch sein gigantisches Musikangebot. Es hat sich selbst die Mission auf die Fahne geschrieben, das Leben der Menschen zu inspirieren und zu bereichern. Ein sehr nobles Vorhaben, das aber nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass monetäre Interessen klar im Vordergrund stehen. Milliarden Downloads und Milliarden aktiver Nutzer kreieren regelmäßig Gewinne im 3-stelligen Millionenbereich.
Wie alle sozialen Medien, die vorwiegend durch die jüngere Generation genutzt werden, ist TikTok anfällig für Kritik im Bereich Jugendschutz, Mobbing, Pornografie etc. Homosexuelle Inhalte sind zum Beispiel ganz untersagt.
Auch die weitreichenden Folgen als Influenzermedium dürften einer gewissenhaften Überprüfung bedürfen. So sollen die Nutzer der Plattform eine Wahlkampfveranstaltung von Donald Trump blockiert haben, indem sie massenhaft Eintrittskarten anfragten, die sie später nicht nutzten. Auf diese Weise blieben die Ränge des Stadions in Tulsa nur mäßig gefüllt. Ein Schlag ins Gesicht des amtierenden US-Präsidenten, der so manchem ein Schmunzeln hervorlockte. Doch vom Standpunkt ernsthafter Politik betrachtet, darf man die Gefahr nicht unterschätzen. Klar ist es schön, wenn die Jugend ein politisches Interesse zeigt, doch sollte dies auch mit einer gewissen Ernsthaftigkeit einhergehen. Dafür gibt es andere Medien.
TikTok sollte das bleiben, wofür es berühmt wurde, eine kleine Tankstelle für den Kick guter Laune.
Von Kati Niermann
Schlagwörter: Moderne Welt