Unser Lestipp: Ursula Poznanski
Wenn die Pflichtlektüre zur Kür wird
Sie erinnern sich bestimmt noch, wie es war, wenn mal wieder Pflichtlektüre in der Schule anstand. Quälend öde Bücher aus dem vergangenen Jahrhundert, schwer zu lesen, noch schwerer zu verstehen, weil man die Sprache mühsam entschlüsseln muss.
Heutzutage kann Pflichtlektüre wirklich fesselnd sein, wenn zum Beispiel Ursula Poznanski auf dem Lehrplan steht. Ihr Jugendroman „Erebos“ gehört an der DSB zur Sommerlektüre und wurde mehrfach ausgezeichnet. Er ist so spannend, dass man ihn schwer aus der Hand legen kann.
Es geht um ein Computerspiel, das von einer ganzen Schule Besitz ergreift. Es ist neu, es ist spannend, es macht süchtig. Aber es ist auch gefährlich, denn es beobachtet dich. Jeder hat nur eine Chance es zu spielen, doch man kann sich aufs nächste Level retten, wenn man Aufgaben in der realen Welt übernimmt. Dabei verfolgt das Spiel scheinbar ein Ziel, nur welches?
Dieses Buch ist beispielhaft für eine ganze Reihe von Romanen, die Poznanski für Jugendliche schreibt. Sehr oft geht es darum, unsere Abhängigkeit von den neuesten Technologien zu hinterfragen. In „Elanus“ ist es eine Drohne, die einen jungen Studenten durch das übermittelte Halbwissen in Gefahr bringt. In „Cryptos“ sind es virtuelle Welten, in die die Menschheit sich nach der Klimakatastrophe leichtfertig zurückzieht.
In „Saeculum“ hat die Autorin ganz auf digitale Medien verzichtet. Hier reist eine Rollenspielgruppe für ein paar Tage an einen verlassenen Ort, um wie im Mittelalter zu leben. Doch einer der Mitreisenden spielt falsch und die Abgeschiedenheit ohne Kontakt zur Außenwelt wird der Gruppe zum Verhängnis. Wie schnell wird man tatsächlich ins Mittelalter zurückkatapultiert, wenn man ohne Hilfsmittel ist und die Vernunft an ihre Grenzen stößt.
Im August erscheint Poznanskis neuester Roman „Scandor“ über einen einzigartigen Lügendetektortest an 100 Probanden über mehrere Tage. Auch hier geht es wieder um das Zusammenspiel von Technik, Zugang zu Daten, die man nicht preisgeben möchte, und falsches Spiel. Bei uns wird das Buch sicher zur „Sommer-Kürlektüre“.
Von Kati Niermann, Juli 2024
Schlagwörter: Kultur Literatur