Weiß nicht, hab‘ ich vergessen!
Weißt du, wo meine Autoschlüssel sind? Hast du mein Handy gesehen? Wo sind meine Turnschuhe? Du lieber Himmel, man wird älter und das Gedächtnis lässt einen plötzlich im Stich! Man wird älter? Sicher, aber diese Fragen stellt mir ein 18-jähriger! Nein, in diesem Alter macht man sich über die kleinen Lücken im Gedächtnis ganz bestimmt keine großen Sorgen. Man fragt halt mal, vielleicht weiß es ja einer und dann erspart man sich dadurch das Rumgesuche. Sor-gen machen sich junge Menschen nur, wenn bei einer Prüfung alles Gelernte plötzlich vergessen ist. Da kann bei so einer Gedächtnislücke schon mal Panik entstehen.
Der Satz: hab ich vergessen, löst im Alter nicht unbedingt Panik aus, denn da ist es doch noch normal, wenn man den Namen von dem Herrn „Wie heißt er doch gleich?“ nicht mehr weiß. Die Brille verlegt? Da wird man nicht gleich an Gedächtnisschwund denken, sondern man sucht und findet sie bestimmt irgendwo. Irgendwie hat man vergessen, dass heute Mittwoch und nicht Dienstag ist und schon hat man einen Termin verpasst. Aber für all diese kleinen Erinnerungslücken gibt es gute Gründe. Stress, Müdigkeit, Schlafstörungen oder auch Flüssigkeitsmangel kann man dafür verantwortlich machen. Wenn man diese Dinge ausschalten kann, kommt auch die bessere Konzentration zurück und alles ist gut.
Aber es gibt auch Gedächtnislücken und da ist nichts mehr gut. Wenn das Vergessen von täglichen Kleinigkeiten sich häuft, wenn man die Orientierung im Haus oder unterwegs verliert, ist der Gang zum Arzt ein Muss. Durch neurologische Untersuchungen, Tests und eine Computertomografie kön-nen heute Veränderungen im Gehirn festgestellt werden.
Alzheimer ist die häufigste Demenzerkrankung und kann leider jeden treffen. Häufig kommt es dazu nach einem Schlaganfall, bei Alkoholismus, aber auch bei Schlafentzug oder Fehlen von wichtigen Vitaminen oder Spurenelementen wie Vitamin B12 oder Eisen. Sprachstörungen, häufiges Wie-derholen von Sätzen oder bei einem Satz plötzlich den Faden zu verlieren, sind oft erste Anzeichen. Schlimm, also schnell Schluss mit so einem traurigen Thema.
Angeblich verliert unser Gehirn langsam bereits so ab 50 oder 60 Jahren sein Kurzzeitgedächtnis. „Aber mein Lang-zeitgedächtnis ist noch prima“, sagen dann viele. Warum das tatsächlich so ist, hat seine Gründe. Im Vergleich zu unserem Langzeitgedächtnis, dessen Kapazität unbegrenzt ist, besitzt unser Gehirn für das Kurzzeitgedächtnis viel weniger Speicherplatz. Und was unser Gehirn für unwichtig hält, wird ziemlich schnell wieder gelöscht, und gar nicht erst ins Lang-zeitgedächtnis verschoben. Die Fähigkeit des Gehirns, neue Dinge abzuspeichern, lässt im Alter nach. Neues verbindet man dann mehr mit Dingen, die im Lauf der Jahre erlernt oder erlebt wurden und die im Langzeitgedächtnis bewusst oder unbewusst abgespeichert sind und über die ältere Menschen so gern erzählen.
Dass unser Gehirn nachlässt, ist normal, aber man kann den Abbau durchaus verlangsamen. Ginkgo oder Vitamin B12 hilft für einen besseren Blutfluss, und dadurch wird das Gehirn besser durchblutet und bekommt auch mehr Sauerstoff. Mit Freunden kommunizieren, Spiele, Rätselraten, genügend Schlaf, Bewegung und eine gesunde Ernährung sind ebenfalls hilfreich. Wiederholungen von Namen, wie zum Beispiel: „Guten Tag, Herr Müller. Vielen Dank, Frau Meier, bis morgen, Herr Schmitt“, können helfen, das Kurzzeitgedächtnis zu ver-anlassen, die Namen im Langzeitgedächtnis abzuspeichern.
Mein Großvater hatte ein hervorragendes Gedächtnis. Wenn er nicht schlafen konnte, stand er auf und löste schwierige Rechenaufgaben oder schrieb Gedichte. Es gibt viele ältere Menschen, die immer noch stolz auf ihr gutes Gedächtnis sein können.
Moment, hab‘ ich jetzt eigentlich mein Handy aufgeladen?
Von Dixi Greiner, September 2023
Schlagwörter: Moderne Welt