#3xUNESCO: Menschentürme, Karneval, Kölner Dom!
2019 besuchten 80 Karnevalisten des Traditionsvereins Altstädter Köln von 1922 die Partnerstadt Barcelona (s. TaschenSpiegel Ausgabe 134/2019, S. 21). In Uniform und mit eigenem Spielmannszug liefen sie La Rambla hoch, waren im Rathaus und im Parlament zu Gast und konnten auch eine Abordnung des Menschenturmvereins Castellers de la Vila de Gràcia begrüßen. Kölns Stadtdechant und Altstädter Msgr. Robert Kleine zögerte nicht und lud die MenschenturmbauerInnen per Handschlag ein, 2020 Menschentürme vor dem Kölner Dom zu bauen. Der ebenfalls mitreisende Bürgermeister Dr. Ralf Heinen versprach, bei der Organisation behilflich zu sein.
So viel sei gesagt: Das Versprechen wurde eingehalten!
Der Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Köln-Barcelona begann sofort mit den Vorbereitungen, denn insgesamt rechnete man mit 150 BesucherInnen aus der Partnerstadt. Zusammen mit dem Katalanischen Kulturzentrum Köln wurde ein Antrag auf finanzielle Unterstützung bei der Stadt Köln gestellt und umgehend genehmigt. Die Oberbürgermeisterin von Köln, Henriette Reker, sagte ihre Teilnahme für Pfingstmontag 2020 zu, Domkapitel und die Stadt Köln sprachen die Genehmigungen aus, die Tickets für Flüge und Unterkünfte waren gebucht. Dann machte der Beginn der Pandemie alle Pläne für 2020, und dann auch 2021, zunichte.
Warum #3xUNESCO?
Rheinischer Karneval, Kölner Dom und katalanische Menschentürme zählen zum UNESCO-Welterbe und immateriellen Weltkulturerbe. Das zusammen zu bekommen ist nicht alltäglich. Da kann man getrost eine Pandemie abwarten und das Programm dann noch ergänzen. Pfingsten 2022 war es dann endlich so weit, es wurde sogar noch viel größer als ursprünglich geplant. Im Jahr 2022 kommt vieles zusammen.
Der Kölner Dom feiert 700 Jahre Chorweihe, die Altstädter feiern ihr 100-jähriges Bestehen, die Castellers de la Vila de Gràcia, der Verein Köln-Barcelona und das Katalanische Kulturzentrum Köln ihr 25-jähriges Bestehen. Und die Castellers de Berlín kamen auch und feierten ihren lang erwarteten Einstand.
Aus einem Tag wurden gleich drei Tage Programm, mit entsprechend viel und nervenaufreibender Vorarbeit. Eine eigene Event-Illustration der Künstlerin Gerda Laufenberg, Bierdeckel und Kölschstangen des Projekts wurden im Brauhaus Gaffel am Dom der anwesenden Presse präsentiert. Im Anschluss an die Pressekonferenz gab es gleich eine kleine Kostprobe mit einigen einfachen Menschentürmen (pilars) im Innenhof. Nach einem typischen rheinischen Abendessen ging es in die Stadt. Auch da half die Köln-Barcelona-Connection, denn die Bar eines Vereinsmitglieds wurde kurzerhand in kleines Gràcia am Rhein verwandelt. Katalanische Rhythmen und Kölsche Tön in der Bar Barcelon Colonia, im Handumdrehen herrschte eine Bombenstimmung!
Pfingstsonntag stand ganz im Zeichen des Zusammenstehens und Lernens, wie ein Turm gebaut wird. Interkultureller Workshop mit KölnerInnen und Generalprobe. Und es gab noch eine große Überraschung: Die Castellers de Berlín wurden, als relativ junger Verein, zum Einstand ganz offiziell „getauft“. Und zwar mit Echt Kölnisch Wasser, auch bekannt als 4711, mit dem Segen des Kölner Stadtdechanten. Die Taufe nahm Bürgermeister Dr. Ralf Heinen persönlich vor, zu den Klängen eines bekannten Karnevals-Schlagers.
Dann wurde es ernst und es wurden Menschentürme gebaut. Zusammen mit den KölnerInnen, denn die sollten ja lernen, wie es geht. Viele haben mitgemacht, ob Tanz-Mariechen der Altstädter, Gäste und Mitglieder der Vereine oder einfach BesucherInnen, die die Information aus der Zeitung hatten. Türme und Säulen wurden den ganzen Tag über gebaut und so wurde am Schluss die Generalprobe ein voller Erfolg.
Pfingstmontag ging es früh los. Die Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte alle ins Historische Rathaus eingeladen. Natürlich gab es auch dort eine spektakuläre Kostprobe des Menschenturmbaus inklusive Blumenstrauß, überreicht von der Turmspitze, der enxaneta. Nach feierlichem Eintrag ins Gästebuch der Stadt startete der Umzug mit musikalischer Begleitung der Menschenturmvereine vom Altermarkt in Richtung zum prall gefüllten Roncalliplatz. Was für ein Spektakel! Vor dem Dom warteten schon viele BesucherInnen, die MenschenturmbauerInnen zeigten schnell ihr Können und klommen in den Himmel. Dann kam der Platzregen. Aber das zahlreiche Publikum blieb, statt zu gehen! Etwas später folgten weitere Menschentürme, die Köln zuvor noch nie gesehen hatte und schon gar nicht vor der imposanten Kulisse des Doms! Dann aber war der Boden zu nass und es wurde gefährlich für den letzten, schönsten Menschenturm. Msgr. Robert Kleine lud in den Dom ein – hoch genug ist der ja.
Der spektakulärste Menschenturm und drei Säulen zu Ehren der Heiligen Drei Könige, deren Schrein im Kölner Dom steht, konnten im Dom gebaut werden. Ein Bild, das die Anwesenden nie vergessen werden.
Von Heike Keilhofer und Kolja Bienert; Verein Köln-Barcelona e.V, Juli 2022
Infos
https://www.koelnbarcelona.de/3xunesco
Schlagwörter: Barcelona, Katalonien, Traditionen