Cocina y genero – Frau am Herd?
Foto: Bastuck
Inspiriert durch eine wunderbare Ausstellung recherchierte ich, wie viele SterneKÖCHINNEN es eigentlich weltweit gibt. Die Küche gilt ja als das traditionelle Refugium der Frauen und folglich sollte es in diesem Bereich auch deutlich mehr Frauen als Männer im Spitzenbereich geben, so dachte ich jedenfalls… aber weit gefehlt!
In der hohen Kochkunst ist es nicht anders als in anderen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens: Frauen sind oft Spitzenreiter bis zur Zielgeraden; sie machen die besseren Abschlüsse in Schule, Ausbildung und Universität, um dann wieder aus der öffentlichen Wahrnehmung zu verschwinden, diese talentierten, gut ausgebildeten jungen Frauen. Sie ziehen sich auch heute noch deutlich häufiger als Männer zurück ins Private, wenn es um die Familienplanung geht und werden dadurch im öffentlichen Raum unsichtbar neben ihren männlichen Weggefährten, die plötzlich auf die berufliche Überholspur und letztlich in die wichtigen Führungspositionen gelangen. In der Welt der Gastronomie mit ihren besonders familienunfreundlichen Arbeitszeiten wundert es deshalb nicht, dass Frauen in Spitzenpositionen eher eine Seltenheit sind.
Frauen kochten eben eher, um ihre Gäste glücklich zu machen, Männer hingegen aus einer beruflich ambitionierten Motivation heraus, heißt es oft pauschal, wenn es um die Frage geht, warum es so wenige Spitzenköchinnen weltweit gibt. Die erfahrene Sterneköchin Carme Ruscalleda hingegen zieht da ganz anders Bilanz: „La cocina no tiene genero”, behauptet sie. Küche sei entweder gut oder nicht, aber das habe nichts mit dem Geschlecht der Küchenleitung zu tun. Ruscalleda weiß aus eigener Erfahrung, dass es heute für Küchenchefinnen im hohen Gastronomiebereich leichter ist als noch vor 30 Jahren, aber sie ist überzeugt, dass die Welt der Gourmetküche – ebenso wie alle anderen Lebensbereiche – von einer wirklichen Gleichberechtigung der Geschlechter noch weit entfernt ist.
Ihr eigener Weg sei nicht immer einfach gewesen und habe viel Kraft und Mut erfordert, räumt sie ein. Sie habe aber immer gewusst und gespürt, dass es IHR Weg war und dass es deshalb gut und richtig war, ihn zu gehen. „Yo sentía que había nacido para hacer más cosas, para complicarme la vida.“ Mit diesen einfachen und sympathischen Worten fasst die siebenfache Sterneköchin Carme Ruscalleda ihr unermüdliches berufliches Engagement während der letzten 30 Jahre und ihren Erfolg als gefeierte Spitzenköchin zusammen
… und dafür verleihe ich ihr noch einen weiteren Stern.
Von Gisela Bastuck
Schlagwörter: Ausgehen, Essen & Trinken, Kochkunst, Kultur, Restaurants, Traditionen