Das Bauhaus, eine deutsche Designerschule

Prof. Dr. Mercedes Valdivieso ist Professorin für zeitgenössische Kunstgeschichte an der Universität in Lleida. In ihrem sehr faktenreichen Vortrag hat sie uns – der geneigten Zuhörerschaft des Klub Hannah – Mitte November eine Einführung in die Geschichte des Bauhauses gegeben.
Der 1907 gegründete „Deutsche Werkbund“ war Vorreiter des Bauhaus, der sich mit der Frage auseinandersetzte, in wie weit Kunsthandwerk mit Massenproduktion zu vereinbaren ist. Dazu radikal vereinfachte Formen, Rationalität und Funktionalität von Gebrauchsobjekten, das waren die Grundideen, wonach sich das Bauhaus entwickelte. Gropius‘ Idee war, die Barriere zwischen Kunsthandwerker und Künstler aufzubrechen und ein neues Berufsbild, den Industriedesigner, auszubilden.
Das Bauhaus entstand 1919 unter dem Architekten Walter Gropius und umfasste eigentlich die gesamte Zeit der Weimarer Republik, bis es der damalige Direktor Mies van der Rohe 1933 auf Druck des Nazi-Regimes im Dritten Reich schließen musste. Gründungsort ist Weimar, wohin bis heute Bauhaus-Interessierte und –Begeisterte reisen, um z.B. das vom Bauhauslehrer Georg Muche entworfene „Haus am Horn“ zu besichtigen. Gropius entwickelte diese Designschule, die sich besonders der Formgebung von Objekten unter Einbeziehung verschiedenster Materialien widmete. Die Architektur stellt nur einen Bereich in der Komplexität der Schule dar. Es werden verschiedene Werkstätten z.B. für Metall und Weberei eingerichtet. Es werden Holz, Metall, Stein und Keramik verarbeitet. Da die Studentinnen sich wie üblich mit Klischees konfrontiert sehen, arbeiteten sie zahlreich in der Textilwerkstatt bzw. Weberei, die auffallend erfolgreich liefen. Anfangs wurden ihnen der Zugang zu anderen Werkstätten sehr erschwert. Marianne Brand bestand jedoch den Vorkurs bei Josef Albers und László Moholy-Nagy und entwarf in der Metallwerkstatt sogenannte Beleuchtungskörper.
Insgesamt reflektiert das Bauhaus das ökonomische, politische und soziale Geschehen dieser Epoche der Weimarer Republik. Mitarbeiter und Nachfolger von Gropius waren Hannes Meyer 1928-30 und Mies van der Rohe 1930-33, in der Zeit von Dessau und später in Berlin. Die Schule wurde 1924 wegen Etatkürzungen nach Dessau verlegt. Im von Gropius entworfenen Gebäude entstanden neben den Werkstätten auch Studien-, Wohn- und Arbeitsräume. Von 1932-33, also bis zur Schließung, war die Schule in einer ehemaligen privaten Fabrik in Berlin Steglitz untergebracht.
Viele damalige Künstler haben mit dem Bauhaus zusammengearbeitet, brachten ihre Kunststile ein und profitierten vom Austausch untereinander und mit den Student*innen. Das zeigt sich z.B. in einer Gegenüberstellung der Malerei von Paul Klee mit der Weberei von Gunta Stölzl. Natürlich gab es auch Unstimmigkeiten zwischen Professoren und Lehrern, wie bei Gropius und dem Maler Johannes Itten, die sich nicht verstanden, weil Ersterer dem Industriedesign zugewandt war und Itten eher experimentell arbeiten wollte.
Fotografie, Plakatkunst, Theater sowie die Poesie und politische Texte des Dadaismus – eine andere Avantgardebewegung – waren dem Bauhaus nahe. Es war die Zeit, in der die Kunstszene der Avantgarde sich von vergangenen, eher unpolitischen Ausdrucksformen frei machte, indem sie sich auch mit außereuropäischer Kunst und Kunsthandwerk auseinandersetzte. An den zahlreichen Bauhausabenden nahmen auch Künstler*innen teil wie Else Lasker-Schüler, Wassily Kandinsky oder Paul Klee in der Malerei. Unter den Bauhausmitgliedern wie Hannes Meyer und László Moholy-Nagy lief die intellektuelle Auseinandersetzung darüber, in welche Richtung sich die Schule weiter entwickeln sollte. Zur Debatte standen experimentelle Kunst versus Industriedesign. Uneinigkeit gab es auch in der Frage zur Politisierung, denn nicht alle Mitwirkenden waren neutral oder standen dem Dritten Reich nur ablehnend gegenüber. Bei Hitlers Machtübernahme konnten nicht alle emigrieren, einige waren auch Sympathisanten. Gropius schaffte es, mitsamt seinen Materialien in die USA auszuwandern. Zur Veranschaulichung begleiteten uns während des Vortrags Fotos und Dokumente aus der Weimarer Zeit auf der Leinwand.
Sehr informativ, liebe Mercedes, vielen Dank!
Von Corinna Hadi-Gamp
Schlagwörter: Frauen, Interviews, Klub Hannah in Barcelona