Dürre in Katalonien: Wasserstandsmeldung
Im Februar 2024 wurden Duschen in Sportclubs geschlossen, Pools durften nicht mehr befüllt werden, spielen mit Wasserpistolen war unter Strafe verboten, Gespräche mit Freun-den und Kolleginnen drehten sich immer mehr darum, wer wie am sinnvollsten Wasser einsparen kann. Das inzwischen ikonisch gewordene Bild der wieder sichtbaren Kirche im Sau-Stausee ging um die Welt, ausländische Zeitungen schrieben über die Dürre in Katalonien.
Seit nunmehr vier Jahren hatte es in der Autonomen Provinz im Nordosten Spaniens kaum noch geregnet, die Wasserreserven lagen zu Ende Januar bei unter 15 Prozent. Katalonien rief den Notstand aus. Im äußersten Fall sollten Schiffe mit Trinkwasser aus Valencia kommen.
Und dann passierte das, womit keiner mehr gerechnet hatte: Kurz nach den Osterferien fing es an zu regnen: Blumenkäs-ten, Terrassen und Balkone standen unter Wasser, aus ab-schüssigen Straßen sprudelten Sturzbäche herab, Sportveranstaltungen wurden wegen Dauerregens abgesagt– das nahm jede und jeder gern in Kauf. Endlich Wasser!
Milderung, aber kein Ende der Dürre
Die starken Regenfälle im Frühjahr und im Frühsommer so-wie die Schneeschmelze konnten die Lage etwas entspan-nen. Zu Beginn des Sommers kletterten die Füllstände der Wasserreserven in Katalonien auf gut 37 Prozent. Das bedeu-tete eine deutliche Milderung der dramatischen Situation, die Dürre ist damit aber längst noch nicht vorbei. Im Ver-gleich zum langjährigen Mittel wäre zum Beginn des Sommers ein Füllstand der Wasserreserven von etwa 60 Prozent nor-mal gewesen. Aber immerhin lockerte Katalonien einige Restriktionen. So konnten diesen Sommer zum Beispiel die Duschen an den Stränden wieder genutzt werden, die be-reits 2023 abgestellt worden waren.
In Katalonien freut sich jedes Kind über einen Regentag. Die Einwohner sparen Wasser, wo es nur geht. So gibt Aigües de Barcelona den durchschnittlichen Wasserverbrauch pro Person und Tag in Barcelona inzwischen nur noch mit etwas mehr als 100 Liter an, der sorglose Umgang mit Wasser ist definitiv Geschichte. Schade nur, dass Touristen bisher bei ihrer Ankunft in Katalonien nicht immer auf den Wasserman-gel hingewiesen werden.
Wahrscheinlich auch aus Arglosigkeit verbraucht ein Tourist in Katalonien nach Schätzungen gute 160 bis 240 Liter Was-ser am Tag, für Kreuzfahrttouristen wird diese Menge sogar auf 200 bis 400 Liter geschätzt. Ganz konkret konnten diesen Sommer folgende Beobachtungen gemacht werden: Viele ausländische Gäste spülen am Strand nicht nur ihren Körper vom Salzwasser ab, sondern säubern auch jedes einzelne Sandspielzeug unter der Dusche. Die Duschdauer auf Cam-pingplätzen beträgt schnell eine halbe Stunde pro Person und Tag. Und wenn ein einzelnes T-Shirt unbedingt gewa-schen werden muss, wird für ein einziges Kleidungsstück auch mal die eigens mitgebrachte mobile Campingwaschmaschine angeschmissen…
Die Wärme des Sommers, das für die Landwirtschaft benötig-te Wasser und der Tourismus haben die Vorräte in Kataloni-en wieder sinken lassen: Mitte September waren die Wasserspeicher noch zu 29 Prozent gefüllt. Katalonien hofft auf einen nassen Winter.
Von Verena Striebinger, Oktober 2024
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Schlagwörter: Barcelona, Katalonien, Umwelt