¡Más música en la vida!
31 Jahre, 7 Städte, 5 Länder, 3 Kontinente – Mit diesen Worten begrüßt Ina Laiadhi unseren heutigen Gast Christina C. Scheppelmann im Klub Hannah.
Der Klub Hannah hat seinen Namen in Anlehnung an die wohl wichtigste politische Denkerin des 20. Jahrhunderts., Hannah Arendt, und lädt Frauen zum Gespräch ins Goethe Institut Barcelona ein. Der Impulsvortrag der jeweiligen Referentin dient dazu, miteinander ins Gespräch zu kommen. Frauen sollen in ihrem Tun und Wirken sichtbarer gemacht und entsprechende Netzwerke unter Frauen verstärk werden.
Heute ist nun Christina Scheppelmann zu Gast, die derzeitige Intendantin des Gran Teatro del Liceu de Barcelona, und sie nimmt uns mit auf eine spannende Reise in die Opernwelt.
Die heute 53jährige gebürtige Hamburgerin macht 1984 im hohen Norden Deutschlands ihr Abitur und entschließt sich anschließend zunächst für eine Banklehre. „Más música en la vida“ ist aber schon immer ihr Wahlspruch. Sie sang im Hamburger Kinderchor „Hamburger Alsterspatzen“ und spielt Geige. Sie ist nach eigenen Worten selbst keine Musikerin, aber es habe sie schon immer gereizt, Musik zu inszenieren. „Ich bin jetzt seit 31 Jahren in der Musikindustrie tätig“, sagt Scheppelmann und sie sagt ganz bewusst MusikINDUSTRIE, denn Geld spiele in der Musik- und Opernwelt eine ganz entscheidende Rolle und ihre Bankerfahrung sei ihr deshalb immer sehr zugute gekommen. Als Intendant*in eines großen Theater- oder Opernhauses müsse man irgendwie alles wissen und alles können aber nirgends Spezialist*in sein. „Theater und Opernhäuser haben überall auf der Welt die gleichen Gesetzte,“ erklärt Scheppelmann: die Sänger auf der Bühne und die Musiker sind superqualifizierte Spezialisten und die Arbeit mit solch beeindruckenden Persönlichkeiten wie beispielsweise Placido Domingo, mit dem sie während ihrer Washingtoner Zeit zusammengearbeitet hatte, sei immer eine Lektion in Diplomatie für sie gewesen.
Scheppelmann spricht fließend Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch, versteht Katalanisch und hat auch ein bisschen Arabisch studiert. Sie ist eine Reisende in der Opernwelt, immer auf der Suche nach neuen Aufgaben und Herausforderungen. Man spürt ihre Begeisterung und die Leidenschaft für ihren Beruf, wenn sie erzählt: Nach der Banklehre zieht es sie zunächst nach Italien. Sie will reisen, leben, Erfahrungen machen. Sie arbeitet in Mailand und einige Monate in Venedig, um dann 1994 nach Barcelona zu gehen, wo sie am damals noch privaten Teatro del Liceu anfing. Es sei damals schon ein gutes Theater gewesen, das aber laut Scheppelmann 1994 noch nicht auf allen Ebenen auf internationalem Niveau arbeitete. Mit 28 Jahren bekam sie dann ihr erstes Angebot in die USA, an die San Francisco Opera. „Das war ein wichtiger Schritt für mich und eine Riesenherausforderung, denn vorher hat es noch keine Frau aus Europa gegeben, die in solch herausgehobener Position ein Opernhaus in den Staaten leitete“, erzählt sie uns. Auf die 7 Jahre San Francisco folgen dann 11 interessante Jahre in Washington an der Washington National Opera. Absolut ins Schwärmen kommt die kosmopolitische Intendantin, als sie uns von ihrer Zeit im Oman auf der Arabischen Halbinsel erzählt, wohin es sie nach Washington gezogen hatte. Das neu gebaute Opernhaus im Oman habe so viele Möglichkeiten geboten, ein wirklich breites Programm aus World Music, Jazz, Oper und Ballett zu inszenieren. Dies sei eine wirklich prägende Zeit für sie gewesen, schwärmt Scheppelmann. Über ihre Erfahrungen und die Arbeit als Intendantin am Opernhaus im Oman möchte sie irgendwann einmal ein Buch schreiben.
Seit 2015 inszeniert Christina C. Scheppelmann wieder an ihrer alten Wirkungsstätte, am Gran Teatro del Liceu in Barcelona, allerdings nur noch bis August 2019. Dann wird sie wieder weiterziehen, nach Seattle im Nordwesten der Vereinigten Staaten, und neue Herausforderungen und Möglichkeiten an der Seattle Opera suchen.
In der sich anschließenden Diskussion mit den Teilnehmerinnen des Klub Hannah wird deutlich, wie wichtig für Scheppelmann die Bedeutung der Musik als geistiger und intellektueller Stimulus für eine Gesellschaft ist; und abschließend sind sich auch alle Anwesenden darin einig, dass die Förderung der kulturellen Erziehung unbedingt stärker in den Fokus schulischer Ausbildung rücken müsste!
Danke für den interessanten Abend und alles Gute in Seattle, Christina C. Scheppelmann!
von Gisela Bastuck
Schlagwörter: Barcelona, Frauen, Klub Hannah in Barcelona, Musik