Waldbrände in Europa: In der Not vereint
Nach Angaben des Europäischen Waldbrand-informationssystems EFFIS 2025 verbrannten im laufenden Jahr mehr als eine Million Hek-tar Land (Stand August). Ein Drittel davon allein in Spanien und Portugal. Dieser Rekordwert entspricht mehr als der Fläche Zyperns. Der letzte Höchstwert stammte aus dem Jahr 2017, aber auch ohne Rekordwerte kommt es in der EU jedes Jahr zu großflächigen Waldbränden mit verheerenden Folgen für Mensch, Tier und Natur. Die Länder im europäischen Süden sind besonders stark betroffen. Neben den genannten Ländern natürlich auch Griechenland, Italien und Frankreich (s. Großbrand im Département Aude auf einer Fläche anderthalbmal so groß wie Paris).
Wälder bedecken circa 39 % der gesamten EU, in einigen Ländern bis zu 60 % des Staatsgebiets (Finnland, Schweden, Slowenien). Die Mitgliedstaaten mit den größten Waldflächen sind Schweden, Finnland, Spanien, Frankreich, Deutschland und Polen. Laut Eurostat waren die EU-Waldflächen von 2000 bis 2022 um 8 Millionen Hektar gewachsen. Diese Entwicklung hat vor allem mit der menschlichen Nutzung zu tun, denn nur 2-4 % der Waldfläche entfällt auf Primärwälder ohne menschliche Eingriffe. Jeder Hektar Wald zählt und zahlt auf unser aller Klimakonto ein. Die Waldbrände werden durch den Klimawandel begünstigt, sie werden häufiger und heftiger. Andererseits setzen Waldbrände Rekordmengen CO2 frei. Europa erwärmt sich im globalen Durchschnitt am schnellsten. Ein Teufelskreis.
Die EU verfügt über keine gemeinsame Forstpolitik, hat aber eine Waldstrategie sowie Förderinitiativen entwickelt. 60 % der EU-Waldflächen befinden sich in Privatbesitz, dennoch ist Forstpolitik in erster Linie eine nationale Zuständigkeit der EU-Mitgliedstaaten.
Waldbrände machen allerdings nicht an nationalen Grenzen halt. Und oft reichen die nationalen Kapazitäten bei Waldbränden im eigenen Land bei Weitem nicht aus. Oft fehlt es an Einsatzkräften der Feuerwehr, Löschflugzeuge, etc.
Die EU verfügt über ein Katastrophenschutzverfahren, das seit 2001 innerhalb und außerhalb der EU mehr als 770-mal aktiviert wurde. Es koordiniert die Reaktion auf Naturkatastrophen und vom Menschen verursachte Katastrophen auf EU-Ebene. Neben den 27 EU-Mitgliedstaaten nehmen auch Albanien, Bosnien und Herzegowina, Island, Moldau, Montenegro, Nordmazedonien, Norwegen, Serbien, Türkei und die Ukraine an diesem Mechanismus teil. Das Zentrum für die Koordination von Notfallmaßnahmen (ERCC) fungiert als operative Schaltzentrale.
„Jedes Land der Welt – aber auch die Vereinten Nationen und ihre Einrichtungen sowie andere internationale Organisationen – können das Katastrophenschutzverfahren der EU um Hilfe ersuchen, wenn das Ausmaß eines Notfalls seine bzw. ihre Fähigkeit, allein darauf zu reagieren, übersteigt.“ (Quelle: Rat der Europäischen Union; https://www.consilium.europa.eu/de/policies/civil-protection).

Wie können wir unsere Wälder am besten schützen??? Foto: laiadina
Darüber hinaus gibt es seit 2019 den Europäischen Katastrophenschutz-Pool. Dies ist ein freiwilliger Pool vorab zugesagter Hilfsmöglichkeiten, die die EU-Mitgliedstaaten für Einsätze innerhalb oder außerhalb der EU sofort zur Verfügung stellen können. Die rescEU-Reserve ergänzt den Katastrophenschutz-Pool und umfasst eine Flotte von Löschflugzeugen und -hubschraubern, Flugzeuge für medizinische Evakuierungen, medizinische Notfallteams und Feldlazarette, einen Vorrat an medizinischer Ausrüstung und Kapazitäten für mobile Labors, Kapazitäten zur Erkennung, Dekontaminierung und Bevorratung zur Reaktion auf chemische, biologische, radiologische und nukleare Vorfälle, provisorische Unterkünfte, etc.
Mensch, Tier und Natur sind bei Naturkatastrophen wie Waldbränden auf umgehende Hilfe angewiesen, die auf Abruf verfügbar sein muss. Das funktioniert nur durch die Zusammenarbeit auf EU-Ebene und darüber hinaus. Eigentlich nicht anders als bei allen anderen Notsituationen auch.
Von Kolja Bienert, Oktober 2025
Nachtrag zur Bedeutung des Regenswaldes:
Die 30. Tagung der United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC), also COP30, findet im November 2025 in Belém in Brasilien statt – direkt an der Schwelle zum Amazonasgebiet. Der Ort wurde bewusst gewählt, um die zentrale Rolle des Regenwalds für das Weltklima ins Zentrum zu rücken. World Economic Forum+2COP30 Brasil+2
Schlagwörter: Europa
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