Eis – kalte Zahlen
Wenn die Hitzewelle des Sommers das Land in ihren Klauen hält, füllt sich unsere Tiefkühltruhe. Eis wird zum Lebenselixier, Abkühlung von innen. Man möchte meinen, in Spanien sei Speiseeis ein Verkaufsschlager, doch weit gefehlt, der durchschnittliche Pro-Kopf-Verzehr liegt in Deutschland mit ca. 8l im Jahr um ein Viertel höher. Spitzenreiter sind gar die skandinavischen Länder mit 12-14l Verbrauch jährlich.
Eis gehört zu den hochkalorischen Genüssen. Es besteht zu großen Teilen aus Fett und Zucker. Der Zucker verhindert rein physikalisch mit seiner gefrierhemmenden Eigenschaft, dass das Eis zu fest wird. Das Fett sorgt für die cremige Konsistenz. 2 Kugeln Schokoeis bringen es damit auf satte 240 Kalorien. Zitroneneis ist dagegen mit halb so vielen Kalorien der leichte Genuss unter den „schweren Sünden“. Allgemein gilt: Kalorien spart, wer Sahne und Soßen weglässt, Becher statt Waffel bevorzugt, Stieleis mit Fruchtüberzug statt Schokoladenknackmantel kauft. Wasser-, Frucht- und Joghurteis sind mit Ausnahmen leichter als Milch-, Creme- und Sahneeis. An der Spitze der Kalorientabellen steht das McFlurry mit bis zu 540kcal pro 100g direkt hinter der Sahneeistorte.
Eis-VIPs
Was die Eiscremeherstellung angeht lagen die Italiener lange Zeit ganz vorn. Schon Kaiser Nero ließ sich im 1. Jahrhundert n. Chr. Schnee aus den Bergen bringen, um ihn mit Obst, Honig und Rosenwasser vermischt als Köstlichkeit servieren zu lassen.
Schon 500 v. Chr. soll der chinesische Philosoph Konfuzius einen eigenen Eiskeller gehabt haben.
Der berühmte Weltenbummler Marco Polo aus Venedig hat Ende des 13. Jahrhunderts Eisrezepte aus China und dem Orient mit in seine Heimat gebracht.
Und Katarina von Medici hat 1533 zu ihrer Hochzeit ihre eigenen Eiskonfisseure aus Italien mit nach Frankreich übersiedelt. Quasi ein Hochzeitsgeschenk an ihr neues Heimatland. Die erste deutsche Eisdiele, den Alsterpavillon eröffnete denn auch ein Franzose, Augustin Lancelot de Quatre Barbes in Hamburg 1799.
Unter den Deutschen zählte Goethe zu den großen Eisliebhabern, er bevorzugte Himbeereis. Und gar seinen Namen hergegeben hat Herrmann Ludwig Heinrich Fürst von Pückler für eine Eiskreation aus Schoko-, Erdbeer- und Vanilleeis, die seine Familienfarben schwarz, rot und gelb symbolisieren sollte.
Auch ein Deutscher, nämlich Carl von Linde schuf 1876 mit der ersten Eismaschine die Voraussetzungen für die heutige industrielle Eisproduktion.
Süße Früchtchen – kalt gemacht
Aus dem Orient kam das Sorbet nach Europa. Das arabische Wort šarba, für einen kalten nichtalkoholischen Trank lieferte den Wortstamm. Im Wörterbuch der Gebrüder Grimm wird es als süszes kühlendes Getränk nach türkischer oder persischer Art beschrieben. Früher auch Scherbett genannt bezeichnet es heute ein halbgefrorenes gesüßtes Fruchtpüree. Der Klassiker ist das Zitronensorbet, es gibt aber auch alkoholische Variationen auf Wein- oder Champagnerbasis.
Der Obstanteil lässt vermuten, dass Sorbets viel gesünder sind als Milchspeiseeis. Doch Vorsicht, der Kalorienvorteil durch den geringen Fettgehalt wird durch den zusätzlichen Zuckeranteil manchmal nahezu aufgehoben.
Bebida en-chufada
In Spanien und im südamerikanischen Raum erfreut sich die horchata als Erfrischungsgetränk großer Beliebtheit. Sie bezeichnet im weitesten Sinne ein Kaltgetränk aus gewässerten und gepressten Früchten, Nüssen oder Samen. Das in Spanien allgemein als horchata bekannte Getränk ist die Horchata de Chufa, die valenzianische Erdmandelmilch. Wobei die Erdmandel nichts mit der Mandel gemein hat, sie ist die Knolle eines Grasgewächses und wird auch als Tigernuss bezeichnet. Sie besteht zu einem Viertel aus Fett, zu knapp einem Drittel aus Stärke, 7% sind Eiweiß. Eingeführt wurde die Knolle im 8. (anderen Quellen zufolge im 13.) Jahrhundert von den Arabern. Sie wird um die Ortschaft Alboraya herum angebaut, weil nur in einem begrenzten valenzianischen Gebiet die Böden die richtige Qualität haben. Alboraya wird denn auch als Geburtsort der horchata angesehen. Da horchata leicht verderblich ist, wird sie meist eisgekühlt serviert und als spanische Alternative zum Eis hierzulande auch in den Eisdielen angeboten. Salvador Dalí soll verrückt nach horchata gewesen sein. Die älteste Horchateria von Barcelona und damit ein Publikumsmagnet ist die Orxatería El Tío Che, die seit 1912 an der Rambla del Poblenou 44 residiert.
Verhagelte Köstlichkeit – Granizado
Der granizado (deutsch: verhagelt) ist das ultimative Kaltgetränk. Im europäischen Sprachraum hat sich eher die englische Bezeichnung Slushie durchgesetzt. Quietschbunte süße Flüssigkeit vermischt mit zu Granulat zerstoßenem Eis in großen Trommeln gerührt, wirkt wie ein Magnet auf jedes Kind. Abkühlung schafft schon der erste Schluck, von Gänsehaut bis Gehirnfreezing ist jede Körperreaktion dabei. So schnell die Kühle zum Hirn aufsteigt und Kopfschmerzen verursacht, so schnell tut es übrigens auch der Alkohol, wenn man einen granizado de cava bestellt.
Der granizado ist tatsächlich eine fettfreie Eisvariante, er besteht aus ganz viel Wassereis mit einem Sirup für den Geschmack, der meist nur aus Zucker, Farb- und Aromastoffen besteht.
Zum Selbermachen zu Hause wurde vor einigen Jahren ein Kühlbecher erfunden, der aus jeglichem Getränk in Minuten einen granizado macht. Das Prinzip ist einfach, der doppelwandige Silikonbecher, der direkt in der Kühltruhe aufbewahrt wird, enthält eine Kühlflüssigkeit, die ein kaltes Getränk an den Rändern sofort gefrieren lässt, knetet man den Becher, lösen sich die gefrorenen Kristalle und eine neue Schicht gefriert. Am einfachsten geht es, wenn das Getränk schon kalt und ordentlich zuckerhaltig ist. Das ist ein toller Spaß für Kinder. Aus diesem Grunde wurde auch die spanische Variante, der CreaGranizados nicht von einem Haushaltsgeräteentwickler, sondern von einem baskischen Spielwarenhersteller auf den Markt gebracht.
Aus Prinzip – Eis
Wer Eis ohne Maschine selber machen will und sich für Physik interessiert, für den haben wir folgendes Rezept:
Man nehme 100g Himbeeren, zerstoße sie durch ein Sieb, fülle sie in einen 1Liter-Gefrierbeutel und verschließe diesen sicher. Dann gebe man ihn in einen 3Liter Gefrierbeutel und fülle mit crushed Eis und ca. einer Tasse Salz auf. Jetzt kräftig schütteln.
Nach ca. 5 Minuten kann man den äußeren Beutel entfernen und hat im inneren Beutel herrlich gefrorenes Himbeersorbet.
Das physikalische Prinzip dahinter ist der endotherme Wärmeeffekt beim Lösen der Salzkristalle. Wenn die Ionengitterenergie des Salzes größer ist, als die Hydratisierungsenergie, entzieht das Salz-Eis-Gemisch der Umgebung die fehlende Energie. Das Schmelzen des Eises braucht zusätzliche Energie. Und so kann man in einem einfachen Haushalt mit geringen Mitteln auch im Sommer Minusgrade im 2-stelligen Bereich erzeugen.
Wer genug hat vom ganzen Eiskram, der kann mit demselben Effekt auch sein Bier kühlen.
Immer schön cool bleiben!
Musiktipps:
Sexy Eis von Bürger Lars Dietrich
Ice Ice Baby von Vanilla Ice
Himbeereis zum Frühstück von Hoffmann und Hoffmann
Like ice in the sunshine von Beagle Music Ltd.
Eisblumen von Subway to Sally
Eiskalt von Culcha Candela
Von Kati Niermann
Schlagwörter: Barcelona, Essen & Trinken, Traditionen