„Glauben ohne zu sehen“

Rosalía Lázaro Calleja, die paralympische Leichtathletikmeisterin, Foto: Lázaro
Sicher gibt es näher als du denkst jemanden an deiner Seite, von dessen Errungenschaften du nichts ahnst. In meinem Fall ist es meine Freundin Rosalía Lázaro Calleja, die paralympische Leichtathletikmeisterin.
Rosalía wurde mit einem Augenproblem aufgrund einer Netzhautablösung geboren, sodass sie nach und nach ihre Sehschärfe verlor. Dieses Problem, das sie seit ihrer Kindheit begleitet, war nie ein Hinderungsgrund für sie zu tun, was immer sie wollte.
Schon ihre ersten Schritte im Sport wiesen in diese Richtung, als sie in der Schule im Basketballteam mitspielte. Doch zweifellos war der Sport, der sie am meisten anzog, die Leichtathletik. Noch immer erinnert sie sich glasklar an den ersten Moment. Im Jahr 1987, als sie sich noch nicht vorstellen konnte, zu welchen Höchstleistungen sie Jahre später auflaufen sollte, kam sie auf die Schule der ONCE. Hier gab es eine Leichtathletikbahn, auf der sie drei Tage in der Woche trainierte. Fast gänzlich ohne Erfahrung oder Erklärung, wie diese Welt funktioniert sagte ihr Trainer Antón ihr einfach: „wenn du zum Weißen kommst, dann springst du“. Und so begann ihr sportlicher Werdegang. Wenn wir weiterschauen auf die Jahre 91 und 92 als die Paralympics in Barcelona statt-fanden, zu dieser Zeit nahm Rosalía bereits an europäischen Wettkämpfen teil und erkämpfte Gold im Weitsprung und Bronze im Hochsprung und erreichte sogar die Qualifikation für die Paralympischen Spiele in Barcelona.
Rosalía hat insgesamt an 5 Paralympics teilgenommen und 3 Medaillen gewonnen. Sie hat sogar mehrere Weltrekorde aufgestellt und unzählige Medaillen bei europäischen Wettkämpfen erhalten. 2019 erhielt sie den Ehrenpreis der FICA (Festival Internacional de Cine de Atletismo).
Rosalía teilt ihre Erfolge nicht nur mit ihren engsten Freunden, sondern läßt uns auch verstehen, dass diese durch ein hartes Training erarbeitet wurden, ein täglicher Kampf, eine außerordentliche Disziplin von Jugend an. Sogar mit einer Kreuzbandverletzung hat sie nie aufgehört zu kämpfen. Und so wie es für sie entscheidend war, physisch in Hochform zu sein, so war sie es auch mental.
Wenn man sie nach Niederlagen fragt, so sagt sie, dass sie keine hatte. Wenn sie in einen Wettstreit trat, gab sie immer ihre Bestleistung, schätzte ihre Möglichkeiten realistisch ein und kannte auch die Fähigkeiten ihrer Gegner. Dieser Charakterzug half ihr in Sidney Gold zu erringen. Ein Ereignis, das sie mit Nostalgie teilt. Wegen der Zeitverschiebung konnte sie nicht ihre Familie anrufen, um ihr die Nachricht zu überbringen. Der Ärger darüber spornte sie zu ihrer Bestleistung im letzten Sprung an, mit dem sie die Goldmedaille gewann.
Der Sport war, ist und bleibt für Rosalía wichtig, diese Motivation brachte sie zum Sportstudium (INEF). Sie war die erste Frau mit Sehbehinderung, die in Spanien Sport studierte und hat die INEF in sehr guter Erinnerung. Später blieb sie eng mit dem Sport verbunden als Sportmanagerin und als Sportlerin.
Aktuell plant sie keine weitere Teilnahme an den nächsten Paralympics, aber sie gibt zu, dass sie das Laufen weiterhin genießt und über einen Triathlon nachdenkt.
Infos
Derzeit kann man sie beim Training beobachten, das die ONCE Montags nachmittags um 19.00h organisiert
Von Cristina López, Oktober 2024
Übersetzt aus dem Spanischen von Kati Niermann.
Im Januar zu Gast bei uns im Klub Hannah. Termin wird bekannt gegeben.
Schlagwörter: Frauen, Magazin, Sport