Migrant Pterois miles
Globalisierung und Klimaerwärmung begünstigen die Einwanderung oder auch Einschleppung von nicht-heimischen Tier- und Pflanzenarten in Ökosysteme, die darauf meist nicht vorbereitet sind. Meere -insbesondere das Mittelmeer- sind besonders stark von feindlichen Übernahmen betroffen.
Pterois miles, der indische Rotfeuerfisch, ist ein solcher Invasor. Eigentlich ist es ein tropischer Fisch, der wohl im Zusammenhang mit der zunehmenden Erwärmung der Ozeane über das Eingangstor Suezkanal ins Mittelmeer gelangte. Vor circa zwanzig Jahren entdeckte man erste Exemplare vor Israels Küste, dann tauchten sie vor Zypern auf, mittlerweile ist auch die Adria bevölkert und die Ausbreitung ins westliche Mittelmeer Richtung Spanien scheint unaufhaltsam. Offensichtlich scheint dieser Rotfeuerfisch sehr „fit“ zu sein, denn er verbreitet sich rasant und hinterlässt nicht selten Schneisen der Verwüstung. Wie kommt das? Fitness im biologischen Sinne sagt aus, wie erfolgreich eine Spezies sich fortpflanzt und überlebt bzw. wie anpassungsfähig sie ist. Und da scheint besagter Feuerfisch ein richtig gehender Überlebenskünstler zu sein. Trotz seiner geringen Größe ist er ein raffiniertes Raubtier, das alles frisst, was ihm vors Maul schwimmt. Seinen Magen kann er um ein Vielfaches ausdehnen. Ein weiterer Vorteil: Bei Nahrungsknappheit kann er bis zu drei Monate bei verlangsamtem Stoffwechsel, sozusagen als Schläfer, überleben. Dazu kommt eine extrem kurze Fortpflanzungszeit. Bei entsprechend warmen Meerwasser können die Weibchen alle vier Tage bis zu 30000 Eier ablaichen. Schon nach einem Jahr erreicht der Nachwuchs die Geschlechtsreife und damit weitaus schneller als viele andere Fischarten des Mittelmeeres und sie können bis zu fünfzehn Jahren alt werden! Fressfeinde außer dem Menschen gibt es so gut wie keine, denn schon die auffällige Färbung des Fisches (Warnfärbung) signalisiert potentiellen Feinden, dass diese Beute wohl sehr giftig ist. Was auch zutrifft, denn in den Stachelstrahlen ihrer Rückenflosse befinden sich Giftdrüsen. Das alles zusammen gesehen erklärt die enorme Fitness von Pterois und lässt ahnen, welches Verdrängungspotential diese Fischart mit sich bringt.
Das geht so weit, dass die Jungfisch- und Krustentierbestände, dort wo der Rotfeuerfisch auftaucht, extrem stark dezimiert werden oder empfindliche Arten sogar aussterben, was wiederum als Kettenreaktion deren Fressfeinde minimiert und so das ökologische Gleichgewicht in enorme Schieflage bringt.
Solch invasive Arten zu bekämpfen ist – zumal in Meeresökosystemen – fast unmöglich.
Es bleibt die Hoffnung auf den einzigen Feind des Pterois, den Jäger Mensch. Denn der Rotfeuerfisch ließe sich als Speisefisch recht gut vermarkten und nach Entfernen der Rückenflosse ist er auch nicht mehr giftig, sondern wohl sehr schmackhaft!
von Uta Illing, Juli 2024
Schlagwörter: Tierwelt, Umwelt