Schiff ahoi!

Blick vom Montjuic auf den Kreuzfahrtschiffhafen Foto: laiadi-na
Da liegen sie nun wieder im Hafen von Barcelona, die dicken, fetten Kreuzfahrtschiffe, voll mit fröhlichen Touristen, die einige Stunden Barcelona genießen wol-len, bevor es weiter zur nächsten Anhaltestation geht.
Es ist Sommer, es ist heiß, das Meer lockt, die Museen, die inte-ressanten Kirchen und Gebäude, die Tapasbars, Flamenco-shows und Paellas. Schafft man das alles in den paar Stunden, die so ein Kreuzfahrtschiff im Hafen liegt? Wer einen Landaus-flug machen möchte, muss sich ganz schön beeilen, denn zu lange kann so ein Riesenschiff nicht im Hafen anlegen, Zeit ist ja Geld. Mit anderen Worten: Genau wie man mit dem Auto fürs Parken in einer Parkgarage bezahlen muss, werden auch ge-parkte Dampfer zur Kasse gebeten. Die Reedereien versuchen natürlich, ihr versprochenes Reiseprogramm einzuhalten, und da heißt es hopp-hopp, weiter geht‘s. Und das ist meist so gegen 18 Uhr. Kurz vorher kommen, nicht nur von der Sonne gerötete und veschwitzte Touristen angehechelt, um ja ihr Schiff nicht zu verpassen. Mehrere Busse rollen mit weiteren Touristen an. Dazwischen kurven Taxen hin und her. Bloß nicht zu spät zum Schiff kommen, sonst könnte es weg sein!
So passierte es acht Touristen, die auf der Insel Sâo Tomé vom Kapitän der Norwegian Dawn einfach zurückgelassen wurden. Vielleicht musste er den Anlegeplatz wegen der Einfahrt eines weiteren Schiffes räumen, vielleicht war er auch verärgert, weil die Abfahrtszeit schon weit überschritten war, vielleicht hatte man die 8 Leutchen auch glatt vergessen, die nur noch verzwei-felt ihrem Schiff hinterherwinken konnten. Natürlich hat jeder Kapitän einen gewissen Spielraum mit den Abfahrtszeiten, aber zu lange kann er dennoch nicht warten, denn die überzogene Parkzeit im Hafen kostet jede Menge Geld.
Kann ja auch sein, dass die acht Touristen dem Schiff mit einem Schnellboot hinterherjachteten oder auf dem Land oder Luft-weg bei der nächsten Station ihr entschwundenes Schiff wieder einholten. Aber wie auch immer, sie hatten sicher jede Menge Stress. Und das ist eigentlich ganz unnötig, denn man kann ja alle interessanten Landausflüge über die Reedereien buchen und die sind dann auch dafür verantwortlich, dass alle Schäfchen wieder pünktlich zur Abfahrt ihres Kreuzschiffes am Hafen ein-trudeln. Zwar kann da auch mal was schief gehen, aber dann muss die Rederei dafür geradestehen, und so kann man als „armer, zurückgelassener Tourist“ noch unverhofft mit einem kleinen netten Hotelaufenthalt oder einem Flug zum nächsten Stopp seines Kreuzfahrtschiffes, seine Reise interessant aufsto-cken. Ach ja, wenn einer eine Reise tut…….
Aber ganz allgemein ist es sicher kein schlechter Gedanke, sich einige Telefonnummern einzustecken, wenn man auf eigene Faust einen Landausflug machen möchte. Zumindest mal die vom Schiff oder vom Hafenagenten. Klar, das ist wohl auch keine 100%-ige Garantie, aber dass man sich „ein bisschen“ verspätet, kann man dann wenigstens mitteilen und vielleicht ist dann der Kapitän etwas gnädiger, als der von der Norwegian Dawn.
Von Dixi Greiner, Juli 2025
Schlagwörter: Moderne Welt