Wie das Leben einen findet: Irene López León

Wandmalereien ziehen die Aufmerk-samkeit in Städten auf sich, Foto: Irene López
Manchmal findet uns das Leben dort, wo wir es am wenigsten erwarten. So war es auch bei Irene López León. Vor zehn Jahren arbeitete sie in einem Hostal in Kuala Lumpur. Kunst war damals kein Thema, sie hatte nie ein Studium in dieser Richtung begonnen, kam aus einer Arbeiterfamilie, in der Kreativität zwar geschätzt, aber nie als Beruf angedacht war. Doch eines Tages beobachtete sie vor Ort eine Künstlerin, die ein riesiges Mural (Gemälde an einer Mauer) malte. Ein Zufall, ein kurzer Moment und doch der Beginn eines neuen Lebens.
„In diesem Augenblick wusste ich, dass ich genau das machen möchte“, erinnert sie sich. Ohne Plan, ohne Vorwissen, nur mit Leidenschaft begann Irene zu malen, übte Strich für Strich, probierte unzählige Techniken. Sie brachte sich alles selbst bei und entdeckte ihre Berufung: „Muralistin“.
Vom Papier zur Straße
Anfangs arbeitete sie auf Papier, doch schnell reichte ihr das Format nicht mehr. Die Wände Barcelonas wurden zu Leinwänden, größer, offener, zugänglicher. „Straßenkunst war für mich nie geplant. Aber irgendwann merkte ich, dass der öffentliche Raum genau das ist, was ich brauche.“ Für Irene ist Street Art nicht nur eine künstlerische Form, sondern eine Haltung: Kunst soll allen gehören. Man braucht kein Ticket, keinen Museumsbesuch, um sie zu erleben. Sie ist da, für jeden, mitten im Alltag.
Entwicklung und Stil
Ihre künstlerische Laufbahn beschreibt sie als Abfolge von Epochen. Jede Phase brachte neue Farben, Techniken, Blickwinkel. Sie nennt es ein ständiges Lernen. Heute bezeichnet Irene ihren Stil als eine Mischung aus abstrakter und figurativer Kunst. Ihre Werke zeigen Frauen, florale Symbole, Tiere wie Vögel, abstrakte Landschaften. Sie laden dazu ein, die eigene Wahrnehmung neu zu ordnen.
Auf internationalen Wänden
Von Barcelona aus hat Irene die Welt erobert. Ihr erstes großes Wandbild mit einem Lift entstand in Miami auf der Art Basel. Dies war ein Schlüsselerlebnis, das ihr zeigte, welche Dimensionen möglich sind. Heute finden sich ihre Werke in Spanien, Frankreich, Schweden, Belgien, den USA und seit diesem Sommer auch in Gelsenkirchen, Deutschland, wo sie ein großes Mural gestaltete.

Street Art ist nicht nur eine künstlerische Form, sondern eine Haltung: Kunst soll allen gehören Foto: Irene López
Zwischen Leinwand und Fassade
Neben ihren großformatigen Murales arbeitet Irene auch auf Leinwand. Ihre Werke verkauft sie international, stellt in Galerien aus und entwickelt für Fassaden individuelle Kompositionen. Im kommenden November wird man ihre neuesten Arbeiten in einer Ausstellung in Barcelona erleben können. Für Irene ist jedes Projekt ein Unikat, egal ob auf einer Fassade oder einer Leinwand. Sie entwirft jedes Design neu, angepasst an die Umgebung oder an die Wünsche ihrer Auftraggeber.
Ein Traum, der sich wandelt
Nach zehn Jahren als Muralistin hat sich Irenes Traum verändert. „Am Anfang wollte ich einfach nur malen. Heute wünsche ich mir, dass ich für immer vom Malen leben kann.“ Dass dieser Traum Realität wird, dafür sprechen nicht nur die leuchtenden Fassaden Barcelonas, sondern auch ihre wachsende internationale Präsenz. Irene López León zeigt, wie ein einziger Zufall den Lauf eines Lebens verändern kann und wie Berufung uns manchmal findet, wenn wir es am wenigsten erwarten.
von Yasmina Abd Elrahman, Oktober 2025
Kontakt:
www.irenelopezleon.com
Instagram: @irenelopezleon
Informationen zur Ausstellung im November findet Ihr bei Instagram:
@ineditad_gallery
Schlagwörter: Biografisches, Frauen
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