Wenn Wissenschaft Grenzen überwindet

Seit 1925 waren mehr als 3 Millionen angehende, forschende und lehrende Akademiker*innen mit dem DAAD unterwegs
100 Jahre DAAD:
Fördern, Vernetzen und Beraten, das sind die drei Handlungsfelder, die sich der Deutsche Akademische Austauschdienst auf die Fahnen schreibt. Das klingt eher nach einer Schnittstelle zwischen Bank, Versicherung und Politik, als nach der größten Organisation weltweit für den internationalen Austausch von studierenden und Wissenschaftler*innen. Tatsächlich ist die Hauptbetätigung dieser Gemeinschaftseinrichtung aber genau das: zahlen, absichern und diplomatisch-demokratisch gestalten. Das hat seit 1925 für mehr als 3 Millionen angehende, forschende und lehrende Akademiker aus dem In- und Ausland viel bewegt.
Man braucht sich nur das „Who is who“ der DAAD-Alumni anzuschauen: Dietrich Bonhoeffer – Theologe, Margaret Atwood – Schriftstellerin, Claus Kleber – Journalist, Juliane Kokott – Generalanwältin des EuGH, Karl Lauterbach – Politiker und Mediziner, sowie diverse Nobelpreisträger wie Wolfgang Ketterle – Physiker, Harald zur Hausen – Mediziner oder Herta Müller – Schriftstellerin.
Dieses Ausmaß hatte sich Carl Joachim Friedrich, der als Gründer des DAAD gilt, sicher nicht vorgestellt. Der Leipziger, der in Heidelberg Sozial- und Staatswissenschaften studierte, hatte der Einladung einer kleinen amerikanischen Studentengruppe folgend 1922/23 die USA bereist und sofort erkannt, welcher Zugewinn für den einzelnen Studenten in dieser horizonterweiternden Erfahrung liegt. Es gelang ihm, für das Folgejahr Stipendien für USA-Reisen von 13 weiteren Studenten zu erwirken.
Als angehender Sozialwissenschaftler erfasste er auch sofort das Potential für Völkerverständigung und internationale Zusammenarbeit, zumal für das nach dem 1. Weltkrieg recht isolierte Deutschland. Die Idee Auslandsaufenthalte großflächig zu fördern, war so revolutionär, dass sie sehr rasch fach- und länderübergreifend umgesetzt wurde. (Ein dunkles nationalsozialistisches Kapitel wird beim DAAD nicht totgeschwiegen. Doch die Idee der Völkerverständigung trug auch nach den überstandenen Kriegsjahren noch.)
Heute wird der DAAD aus öffentlichen Mitteln diverser Ämter und Ministerien gespeist, doch Gelder kommen auch von privaten Organisationen und aus Spenden. So standen 2024 knapp 840 Millionen € zur Verfügung, die in über 140.000 Förderungen flossen. Mittlerweile gibt es mehr als 20 Außenstellen und über 30 Informationszentren in 50 Ländern über den Globus verteilt.
Das Angebot ist vielfältig von Auslandssemester bis Gastdozentur, von der Beratung von Hochschulen über die Koordination des Erasmusprogramms in und für Deutschland bis zum Aufbau von Hochschulen im Ausland. Nicht unerwähnt bleiben dürfen auch die Stipendien für ausländische Studierende, die Verleihung hochdotierter Preise und diverse Hilfsprojekte.
So wurde nach der Machtergreifung der Taliban ein neues Programm für afghanische Student*innen ins Leben gerufen, das heute auch für andere Länder greift. Nach dem russischen Angriff wurde „Ukraine Digital“ gestartet, um auch im Kriegsfall weiter studieren zu können. Auch wurde ein Preis für Hochschulen ausgeschrieben, die sich besonders um die Integration studierender Flüchtlinge in Deutschland verdient machen. Nach der Übernahme der Regierung in den USA durch Trump, wurden sofort auf der Webseite des DAAD, Hilfen für USA-Studierende angeboten, da sich deren Lage von einem auf den anderen Tag gravierend veränderte.
Das Konzept, wissenschaftspolitischen Austauschs geht in vielerlei Hinsicht auf, doch im Vordergrund steht immer noch das Ziel, Studierenden eine gute Zeit im Ausland zu ermöglichen, die sich tief in ihrer persönlichen Entwicklung verankert. So haben Studien ergeben, dass Teilnehmer an Erasmusprogrammen doppelt so häufig Lebenspartnerschaften mit Ausländern eingehen, während ihre Arbeitslosenquote 5 Jahre nach dem Abschluss um ein knappes Viertel niedriger liegt als bei anderen Absolventen.
Warum das so ist, kann man ganz gut herausfiltern, wenn man sich die Viedeoclipreihe „Hin. Zurück. Weiter.“ anschaut, wo Marina über ihren Aufenthalt in Irland, Joscha über das Studieren in Portugal oder Brandon über den Unialltag in Bangkok berichten. Sprachschwierigkeiten, Wohnungssuche, Krankheit oder Einsamkeit werden überwunden, als Belohnung winken neue Freundschaften, Leben, wo andere Urlaub machen, und das gute Gefühl, etwas geschafft zu haben, was fürs Leben bleibt, gefördert, vernetzt und gut beraten durch den DAAD.
Von Kati Niermann, Oktober 2025
Infos
DAAD
https://www.daad.de
Schlagwörter: Ausbildung
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