Achtung Quallenalarm!
Erschreckende Zunahme von Quallen: an Spaniens Küsten und immer wieder müssen sogar Strände zeitweise für Badende gesperrt werden.
Ein perfekter Sommertag am Meer und dann plötzlich jede Menge Glibbermasse am Strand und die Lust auf einen Gang ins erfrischende Nass ist plötzlich vermiest.
Denn beim Hautkontakt mit den Tentakeln einer Qualle gerät man an die dort befindlichen Nesselzellen. Bei Berührung schleudern diese einen mit Gift ausgestatteten Nesselfaden heraus, der dazu dient Beutetiere zu fangen und mit dem Gift zu lähmen. Nun gehört der Mensch natürlich nicht zum Beuteschema einer Qualle, doch die Nervengifte der Nesselkapseln können auch beim Menschen je nach Quallenart und Ausmaß des Kontaktes mehr oder weniger starke Schmerzen, Hautreizungen, Hautrötungen bis hin zu Übelkeit, Durchfällen, Schüttelfrost oder auch allergische Reaktionen verursachen.
Dabei sind Quallen eigentlich faszinierende Tiere. Feengleich und oft farbenfroh schweben sie durch die Meere. Sie bestehen hauptsächlich aus Wasser und ernähren sich über einen Mund unterhalb des Schirms. Genau genommen ist es auch kein eigenes Tier, sondern nur das Lebensstadium eines Nesseltieres. Aus befruchteten Eiern werden Larven, die sich am Meeresgrund festsetzen und dort zu Polypen heranwachsen. Ab einer gewissen Reife schnüren diese Polypen unzählige kleine Quallen ab, die dann heranwachsen. Die Quallen wiederum sind fortpflanzungsfähig und der Zyklus beginnt von vorne.
Welche Quallen sind es nun, die sich an Spaniens Küsten tummeln?
Da wäre einmal die sogenannte Spiegeleiqualle, Cotylorhiza tuberculata, die ihrem Namen alle Ehre macht und tatsächlich wie ein Spiegelei aussieht. Sie gehört zu den harmloseren Arten. Angeblich war diese sogar von der katalanischen Sterneköchin Carme Ruscalleda wegen ihres Aussehens auf der Speisekarte zu finden, musste dann aber wieder gestrichen werden, da die Behörde keine Freigabe für Quallengerichte bewilligte.
Vergleichsweise stärker fallen die Hautreizungen aus, die die Lungenqualle, Rhizostoma pulmo, verursacht. Ihr Schirm kann einen Durchmesser von 40 cm erreichen und sie gehört damit zu den größten Quallen an Spaniens Küsten. Sie sondert außerdem eine Art Schleim ab, der im Wasser schwimmt und der ebenfalls Hautreizungen verursachen kann.
Wirklich schlimm wird ein Zusammentreffen mit der Leuchtqualle, Pelagia noctiluca. Sie ist pinkfarben bis violett und ein Kontakt mit ihr verursacht brennende Schmerzen, deshalb auch bekannt als Feuerqualle.
Eine weitere Quallenart ist Olindias phosphorica, von Einheimischen auch als Medusa cruz bezeichnet, hergeleitet von den vier dunkelroten kreuzförmig angeordneten Gonaden. Ansonsten ist sie transparent und deshalb meist schwer im Wasser zu erkennen. Die Berührung mit ihren Tentakeln fühlt sich an wie ein Wespenstich.
Unbedingt vermeiden sollte man ein Zusammentreffen mit der stark nesselbrennenden Kompassqualle, Chrysaora hysocella, und auch der Seewespe, Carybdea marsupialis.
Wirklich fürchten muss man die invasive ursprünglich aus dem Atlantik stammende Portugiesische Galeere, Physalia physalis. Genaugenommen ist das keine Qualle, sondern eine Kolonie aus tausenden von Polypen. Die Tentakel können bis zu 50 m lang werden. Das Giftgemisch ihre Nesselkapseln ist extrem wirksam. Schlimmstenfalls kann es zu Atemlähmung und Herzstillstand kommen.
Bleibt noch über die sogenannte Quallenblüte zu sprechen. Darunter versteht man das plötzlich massenhafte Auftreten von Quallen. Leider ist auch hier der Klimawandel und die damit einhergehende Erwärmung des Mittelmeers mitverantwortlich. Die Quallen haben dadurch eine viel längere Fortpflanzungszeit und können sich stärker vermehren. Außerdem werden durch den übermäßigen Fischfang, zum Beispiel des Thunfisches, die natürlichen Fressfeinde der Quallen stark dezimiert.
Von Uta Illing, September 2023
Empfehlung/Info
Über die MedusApp kann man sich über das aktuelle Vorkommen der einzelnen Quallenarten an den Stränden Spaniens informieren. Dort findet man neben einer virtuellen Karte einen bebilderten Quallenführer und auch Informationen zu Erste-Hilfe-Maßnahmen.
Schlagwörter: Katalonien, Umwelt