Ein herbstlicher Gruß – die Esskastanie
Mit gerösteten Kastanien in den Händen an einem kühlen Herbsttag über den Markt spazieren – wer kennt und liebt das nicht?
Sie sind nahrhaft, wohlschmeckend und dazu noch kostenlos. Darum waren Kastanien in den waldreichen Gegenden Spaniens, insbesondere Galiciens und auch in Katalonien seit jeher eine begehrte Winternahrung. Während der Arbeit auf dem Feld stärkten sich die Bauern mit frisch gerösteten castañas. Bevor sich der Anbau von Kartoffeln durchsetzte, galten die stärkereichen Esskastanien (Castanea sativa) als Grundnahrungsmittel, dessen Mehl u.a. zu Brot verbacken wurde. Sie halfen den Bauern auch über Hungersnöte hinweg. Durch den verstärkten Anbau der Kartoffel wurde die Esskastanie jedoch vom Speiseplan verdrängt und tauchte nur noch zur Herbst- und Winterzeit als geröstete Marone auf. Dieses hat sich jedoch in den letzten Jahren geändert. Gerade in der gehobenen Küche im Restaurantgewerbe hat sich die Marone mittlerweile zu einem hochpreisigen Feinschmecker-Lebensmittel entwickelt.
Vermutlich stammt die Kastanie aus der Gegend rund um das Schwarze Meer. Ihren Namen soll sie von der Stadt Kastana haben.
Die Esskastanien werden gewöhnlich in zwei Gruppen unterteilt. Man unterscheidet zwischen Edel- oder Esskastanien und Maronen. Die Edelkastanien sind eher rundlich, einseitig abgeflacht und größer als die Maronen. Maronen sind kleiner, meist herzförmig, ihre Schale hat dunkle Streifen und lässt sich leichter schälen. Aufgrund dieser Eigenschaft und ihres intensiveren Geschmacks werden für den Einsatz in der Küche Maronen vorgezogen.
Im September/Oktober werden die Früchte geerntet und werden auch im Winter noch frisch angeboten.
Ansonsten kann man sie das ganze Jahr über als Konserve in Dosen und Gläsern, süß, naturell oder als Püree erwerben. Esskastanien eignen sich hervorragend als Füllung von Gans und Truthahn, aber auch als Gemüsebeilage. Glacierte Kastanien als Nascherei in dekorativen Gläsern oder Holzkistchen findet man im Handel unter der Bezeichnung „marrón glacé.“ Zur modernen Produktpalette gehören mittlerweile auch in Sirup oder Brandy eingelegte Maronen.
Esskastanien sind, anders als die meisten Nüsse, eher kalorienarm. Sie enthalten verhältnismäßig wenig, dafür aber wertvolles, pflanzliches Fett. Außerdem sind sie reich an Vitaminen, basischen Mineralstoffen und Spurenelementen. Eine Eigenschaft zeichnet die Esskastanie besonders aus: sie ist glutenfrei und kann somit auch von Menschen mit Zöliakie verzehrt werden.
Schon Hildegard von Bingen sagte: „Wem das Gehirn leer und schwach ist, der möge Kastanien essen und so wird es wieder gefüllt und die Nerven werden stark.“
Und nicht zu vergessen meine Oma, die immer Kastanien unter der Matratze hatte in der Hoffnung, damit das Rheuma vertreiben zu können.
Von Gaby Götting, Oktober 2023
Schlagwörter: Essen & Trinken, Katalonien