Hochfest des Feuers – La nit de Sant Joan
Die Kirche hat es nicht so mit Geburtstagen. Im Mittelpunkt stehen schließlich die Martyrien: Blut-zeugnisse für die Wahrhaftigkeit des christlichen Glaubens. Eines der wichtigsten Hochfeste im kalen-darischen Verzeichnis der Heiligen macht hier aller-dings eine Ausnahme. Neben dem Herrn, ist es des-sen Täufer Johannes, dessen Geburt am 24. Juni gedacht wird. Im Lukas-Evangelium steht geschrie-ben, dass der Täufer sechs Monate vor Jesu geboren sei. So konnte man das liturgische Datum fixieren.
Überall in Europa werden in der Nacht vor diesem Geburtstag die Johannisfeuer entzündet. Das ist auch wirklich von Nutzen, so schützt der Heilige doch vor Hagel, wehrt sowohl Dämonen als auch Krankheiten ab und Paare, welche sich getrauen übers Feuer zu springen, wird alsbald der Priester trauen. Da die Kirche derzeit ein wenig aus der Mode ist und Feuerrituale doch ganz lauschig, will so mancher heute darin uralte Riten wiederfinden – am besten heidnischer Natur. Natürlich nutzten die ersten Christen jede Chance, wichtige jährliche Ereignisse, wie die Sonnenwende mit dem christlichen Glauben in Einklang zu bringen. Diese Überschreibung von Festen, war aber kein Festhalten an alte Traditionen, sondern man gab diesen vielmehr einen neuen Sinn innerhalb des universellen Heilplans. Im Feuer sah man eine reinigende Kraft, der Erzengel schwingt daher ein Feuerschwert und die Ketzer landeten bekanntlich auf dem Scheiterhaufen und endeten nicht am Strick.
Wie in vielen Belangen war es der Protestantismus und die vielen Reformen, die in den alten Traditionen heidnisches sahen. Seit der Konterreformation und bis ins faschistische Spanien hinein galt Feuerwerk daher als unchristlich. Es scheint so, als wäre das Böllern und Zündeln auch in Barcelona eine frühneuzeitliche Tradition. Eine sichere Quelle ist eine Regelung von 1780 in welcher man verbot, innerhalb der Mauer Feuer zu entfachen. Regionale Besonderheiten gibt es dennoch viele. So war es in der Gegend um Montserrat der Älteste der Gemeinde, welcher das Feuer anzündete und dabei schrie: Geweiht sei der heilige Johannes! Die Anwesenden sollten das, wie in der Kirche, dann wiederholen. In Vallespir entzündete das letztverheiratete Paar den Holzhaufen und wie die Katalanen wissen, ich erlaube mir zu übersetzen: Wer Feuer entzündet am Johannistag, sich während des Jahres nicht zu verbrennen mag – Qui encén foc per Sant Joan, no es crema en tot l’any! Nicht nur in Tirol entzündete man Bergfeuer, sondern auch in Katalonien schien das Feuer in der Höh’ die Modalität der Wahl gewesen zu sein. Heute heißt es dagegen: Coca und Cava an der Costa Brava…
Ich wünsche ein frohes Johannisfest und verbrennet euch nicht!
Von Cornel-Peter Rodenbusch, Mittelalterhistoriker , 06.2017
Schlagwörter: Katalonien