Der süße Zwang oder “grab them by the pussy”
„Ihr vergewaltigt unsere Frauen nicht“ schreien deutsche Männer den Flüchtlingsströmen zu, Männer, die sich bisher nie sonderlich für Frauenrechte interessiert haben. Wie ist es nur möglich, dass auch in Deutschland Frauen vergewaltigt werden und zwar von deutschen Männern? 80 % der Vergewaltigungen finden im Bekanntenkreis oder in der Familie statt(Anmerkung: Ironie!).
Historisch gibt es eine Verbindung zur mittelhochdeutschen „Notzucht“, Raub des männlichen Eigentums bedeutend, da ging es eben um Verwendung männlichen Eigentums, nämlich der Frau. Auch in unseren Gefilden existierte im Mittelalter die sogenannte Raubehe: man(n) stehle eine Frau, entehre sie und heirate sie… aber dann, dann ist alles gut. Heute gang und gäbe in vielen nichteuropäischen Staaten.
Das Prinzip der Vergewaltigung, besser das Konstrukt, konnte daher logischerweise nicht für Prostituierte anwendbar sein, gehörten diese doch keinem Mann.
Und lange, lange brauchte es, bis der Raum als Konzeptteil einer Vergewaltigung entfiel und auch im privaten, sogar vom Staat geadelten Ehebereich durch die 1997/98er Strafrechtsreform die Vergewaltigung in der Ehe strafbar wurde. Jetzt wird die Frau endlich als eigener Mensch gesehen, deren Selbstbestimmungsrecht (und noch vieles andere) verletzt wird. Lange Zeit wurden kurzer Rock und zu leises Nein gerichtlich als Mitschuld der Frau gesehen und somit die Strafe des Täters gemildert…
Vergewaltigung ist nichts anderes als Gewalt und hat mit Sexualität nichts zu tun. Erkennbar daran, dass auch heute noch in Kriegsgebieten eroberte Dörfer und Städte mit derselben Intention gebrandschatzt werden, mit der die Frauen vergewaltigt werden.
Den „süßen Zwang“ („ Ach, Frauen wollen doch vielleicht gern überwältigt werden“) mit selbstbestimmt ausgelebter Sexualität zu verwechseln, zeugt von ziemlicher geistiger Minderbemitteltheit. Nein, auch fünfzig graue Schatten ändern daran nichts. Und auch nicht das Niveau eines neugewählten haarumwobenen Präsidenten.
Frauen: Auch wenn schon viele Männer Respekt vor Frauen haben und sich zusammen mit diesen und ihren Töchtern für ihre Sicherheit aussprechen, es gibt genügend Männer, die in der Aufklärung noch nicht besonders weit fortgeschritten sind. Und das betrifft den latent aggressiven ach noch so ge-genderten deutschen Sozialpädagogen genauso wie den offensichtlichen spanischen Macho. Für jede Frau ist Vergewaltigung ein Thema, ob sie sich damit beschäftigen will oder nicht, für viele – Göttin sei Dank – nur theoretisch. Jede Frau muss auch heute noch Vorsichtsmaßnahmen lernen, um kein Vergewaltigungsopfer zu werden („Abends nicht mehr alleine etc.“, – Sie erkennen das?). Es bleibt viel zu tun, uns, unsere Töchter und Enkelinnen zu schützen. (Und natürlich auch männliche Kinder, die missbraucht werden). Der erste Schritt ist, zu thematisieren…
Sogar einem gewählten Staatsoberhaupt der westlichen Welt wird es nicht zum Stolperstein, dass man ja mit Frauen machen könne, was man wolle (explizit: „Muschigrapschen“). Um es mit Michelles Worten zu sagen: dieser fehlender Respekt vor Frauen ist infam und kann nicht toleriert werden. Er beleidigt auch jeden anständigen Mann.
Das Glas halb voll gesehen: Was ist das Gute daran, wenn Unkraut endlich sichtbar über der Erde wächst? Mann/frau kann es beseitigen.
Was zeigt uns unser Körper, wenn er krank ist? Dass wir auf etwas nicht genug aufgepasst haben.
Also los Mädels! Kümmern wir uns wohlwollend um uns und um schädliches Gewächs.
Von Ruth Simma
Schlagwörter: Frauen