Der Tanz, eine natürliche Bewegung, 1. Teil
Tanz ist Bewegung und ist für Menschen jeden Alters ein Gewinn. Tanzen fordert auf entspannte Weise das Gehirn, hält den Körper beweglich, trainiert die Muskeln an Bein und Rücken, schult Koordination und Gleichgewicht. Tanzen hält fit und macht glücklich. Wer tanzt ist in Kontakt mit anderen Menschen.
Tanzen ist eine der natürlichsten Bewegungsarten des Menschen. Selbst Tiere nutzen rhythmische Bewegungen. Sie versuchen damit beispielsweise eine Partnerin zu umgarnen oder sie bringen ihre überschwängliche Freude zum Ausdruck. Der Tanz ist wahrscheinlich älter als die menschliche Sprache, und hat seinen Ursprung lange vor 5000 v. Chr. Die alten Ägypter ehrten mit rituellen Tänzen den Gott Osiris.
Er diente sowohl als Teil von religiösen Zeremonien und Beerdigungen als auch zur Unterhaltung. Beliebt waren Pygmäentänzer, die für ihre Artistik bekannt waren, aber auch asiatische Tänzerinnen, die neue tänzerische Impulse mitbrachten. Es tanzten Gruppen von Frauen oder von Männern, gemischte Gruppen jedoch waren sehr selten.
Im antiken Griechenland wurde besonders viel getanzt. Beweis dafür sind Tausende von Abbildungen auf Vasen, Skulpturen, Reliefs oder Mosaiken. Plato und Homer erwähnten, neben vielen anderen Autoren auch, den Tanz. Auch die alten Griechen tanzten zu allen Anlässen, ob in der Religion, im Theater, bei Festen oder aus familiären Anlässen. Es gab Tänze des Friedens und Tänze des Krieges. Hohe Priester, Staatsmänner, Generäle, Dichter und Philosophen, sie alle haben öffentlich getanzt. Auch in der Götterwelt wurde gerne getanzt. Die Bühne wurde zum Schauplatz für Tänze und die Tänzer präsentierten in Dramen und Komödien ihre einstudierten Tänze. Dieses Zeitalter war außerdem auch der Ausgangspunkt der ekstatischen Tänze, die zu Ehren des Gottes Dionysos aufgeführt wurden. Die Griechen waren das erste und vielleicht das letzte Volk, das den Tanz auf so hohem Niveau betrieben und reflektiert hat.
Tanz im alten Rom
Wie auf Plastiken dargestellt, scheint bei den Etruskern der Tanz eine große Rolle gespielt zu haben. Auch die Römer liebten Feste und Theater. Tanz- und Theatertruppen hatten im alten Rom Hochkonjunktur. Es gab auch hier religiöse Tänze, Waffentänze und Tänze zur Unterhaltung. Die Mentalität der Römer war jedoch etwas anders, und somit hat sich die Verbindung von Tanz und Pantomime entwickelt, die “Tanzpantomine”. Die Kunst des Pantomimus lag im ausdrucksstarken Spiel von Armen, Händen und Fingern. Ein einzelner Künstler spielte sämtliche Rollen, wozu er jeweils Kostüm und Maske wechselte. Die hierbei verwendeten Masken hatten geschlossene Lippen aber große Augenlöcher, durch die auch ein Augenspiel möglich war. Der Künstler stellte in der Regel eine mythische Szene dar, z.B. Liebesabenteuer zwischen Göttern, Helden und Menschen.
Tanz im Mittelalter und der Renaissance
Im Mittelalter tanzten vor allem Bauern und niedrige Gesellschaftsschichten bei Dorffesten oder Hochzeiten. Die Bewegungen waren meist einfach und schnell zu erlernen, so dass alle sofort mittanzen konnten. Es gab Reigentänze in gleich- oder gemischtgeschlechtlichen Gruppen, oft angeführt von einem Vortänzer. Später tauchten Tanz-formen zu zweit oder zu dritt auf, in der offenen oder geschlossen Kette. Der Springtanz war eine Art Solotanz-form, wobei der Tänzer akrobatische Kuntstücke vorführte.
Später in der Renaissance veränderte sich das gesamte Weltbild des Menschen. Nicht mehr Gott, sondern das Individuum rückte in den Mittelpunkt. Naturwissenschaf-ten bildeten sich, der Mensch begann zu forschen und zu hinterfragen. So änderte sich auch die Einstellung zum Tanz. Die Bewegungen sollten kunstvoll, elegant und anmutig sein. Der Einzelne konnte sein tänzerisches Talent mit komplizierten Sprüngen und Drehungen präsentieren. Damit bildete sich auch ein neues Berufsbild heraus: der Tanzmeister. Dieser sollte den Menschen an einem Hof neue Tänze beibringen oder altbekannte ausschmücken. Zu den schreitenden Tänzen zählten die Basse Danse und die Pavane. Sie sind noch vergleichsweise einfach zu erlernen, folgen aber schon vorgegebenen Schrittmustern. Besonders bei der Basse Danse gab es zu jeder Melodie eine festgelegte Schrittreihenfolge. Bei den schnelleren Tänzen wie der Gaillarde oder der Courante konnten sich die Tänzer so richtig austoben und ihr Können zur Schau stellen. Es gab Unmengen von Sprung- und Drehelementen, die heute einer fundierten Ausbildung bedürfen, um ohne weiteres nachgemacht zu werden.
Der Tanz im Barock und Rokoko
Während in der Renaissance Italien Leitkultur war, rückten im Barock (Ende des 16ten bis Ende des 18ten Jahrhun-derts) Frankreich und sein Tanz in den Mittelpunkt des europäischen Interesses. Der König von Frankreich Ludwig XIV stand selbst als Tänzer auf der Bühne.
Der Lieblingstanz des Königs war zunächst die Courante, die später dann vom Menuett verdrängt wurde. Das Menuett galt überhaupt als der Lieblingstanz des Adels.
Mit der Patenterteilung im Jahr 1661 zur Gründung der “Académie Royale de Danse“ sorgte der König für eine Professionalisierung des Tanzberufes. Pierre Beauchamp, sein Tanzlehrer, erfand fünf Fußpositionen, die noch heute die Grundlage des klassischen Balletts bilden. Beauchamp schrieb nicht nur Choreographien für das Ballett des Königs sondern arbeitete auch mit dem Komödienballett von Molière zusammen, der den Tanz als dramatisches Element in seine Stücke einbezog.
Die Seele der Königlichen Akademie für Musik und Tanz war jedoch der Florentiner Komponist Jean Baptiste Lully. Seine Werke gaben der Ballettmusik ein völlig neues Ansehen. Er förderte außerdem den Zugang der Frauen zur Bühne. In seiner Ballettoper “Der Triumph der Liebe” ließ er gleich zwei Tänzerinnen auftreten und zum ersten Mal in der Ballettgeschichte mit einem Solo.
Im 18. Jahrhundert wurde das Ballett zu einer künstlerischen Show und war der Oper ebenbürtig. Die Bewegun-gen des Tänzers und die Abfolge der Schritte mussten Gefühle darstellen und zum Verständnis der Geschichte beitragen. Ein Meilenstein in der Ballettgeschichte war “Don Juan”, eine Ballettmusik von Christoph Willibald Gluck, die 1761 uraufgeführt wurde. Sie gilt als Vorgänger der großen Ballette des 19. und 20. Jahrhunderts.
Von Petra Eissenbeiss, Februar 2021
Schlagwörter: Kultur