Die Reismühle von Pals
Das kleine mittelalterliche Dorf Pals in der Provinz Girona ist immer eine Reise wert. Der auf einem Hügel gelegene alte Ortskern ist mit seinen gut erhaltenen mittelalterlichen Häusern und Gassen sehr hübsch anzusehen. Auch gibt es einige sehr gute Restaurants, in denen man die hier typischen sehr schmackhaften Reiseintöpfe in gemütlicher Atmosphäre essen kann.
Man sollte Pals aber möglichst außerhalb der Hauptsaison besuchen, da sich im Sommer viele Touristengruppen durch die kleinen Gassen schieben.
Der von dem lateinischen Wort Palus abgeleitete Name Pals bedeutet Sumpf und zeigt schon an warum die Gegend um Pals seit dem Mittelalter zum Reisanbau genutzt wird. Das Klima und die Feuchtgebiete waren bis heute gut geeignet, um hier sehr wohlschmeckende Reissorten anzubauen. Früher mussten die hier lebenden Menschen sich allerdings wegen der klimatischen Verhältnisse auch mit der Malaria abplagen. Da sie aber an Hunger litten, blieb ihnen nichts anderes über, als die Malaria zu ertragen, um nicht zu verhungern. Sie bauten Reis an und errichteten in dem Sumpfgebiet schon 1452 die Reismühle von Pals.
Heute kann man mit einem kleinen Zug dem El Xiulet de Pals täglich (man sollte aber unbedingt die Karten vorab kaufen) durch die Reisfelder zur Reismühle von Pals fahren und dort eine kleine Führung machen, die im Preis inbegriffen ist. Wer aber hofft, zumindest im Sommer durch üppige grüne Reisfelder zu fahren, wird zumindest in diesem Jahr enttäuscht werden. Die Sümpfe sind schon länger ausgetrocknet und die Felder werden daher im Frühjahr von den Reisbauern unter Wasser gesetzt. Dieses Jahr ist die Wasserknappheit aber so groß, dass Wasser für die Bauern stark rationiert wird und sie die Felder nicht genug bewässern können. Normalerweise benötigt Reis sehr viel Wasser. Zurzeit experimentieren die Bauern von Pals daher mit neuen Trockenreissorten, die mit wenig Wasser auskommen und, so hoffen die Bauern, mit den durch den Klimawandel veränderten Bedingungen besser klarzukommen. Dieses Jahr wird die Ernte wohl um 75% geringer ausfallen.
In der Reismühle angekommen, kann man in einem kleinen Museum viel über die Reisproduktion lernen. Bei den Getreidesorten wird zwischen Nacktgetreide, wie Gerste, Roggen und Weizen und Spelzgetreide, zu dem Reis, Hafer und Dinkel zählen, unterschieden. Nacktgetreide hat Grannen, die sich beim Dreschen ablösen. Spelzgetreide hat Spelzen, die die Körner wie eine Schale umschließen und vor Witterungseinflüssen und Schädlingsbefall schützen. Bei der Verarbeitung von Spelzgetreide benötigt man nach dem Dreschen einen zusätzlichen Arbeitsgang in der Schälmühle, bevor das Korn weiterverarbeitet werden kann. In der Reismühle wird der angelieferte Reis also zuerst geschält. Der gedroschene, aber noch von den Spelzen umgebene Reis wird Paddy-Reis genannt.
In Katalonien werden die Spelzen übrigens nicht alle vernichtet, sondern gesammelt und für die in vielen Orten stattfindenden Blumenteppichwettbewerbe, die an Fronleichnam stattfinden, verwendet.
Nachdem der Paddy-Reis geschält wurde, bleibt das Korn übrig, das von der mineralstoffreichen Silberhaut umgeben ist. Als nächster Arbeitsgang werden die Körner nun gesiebt, gereinigt und sortiert. Früher geschah dies händisch, heute mittels einer Lichtschranke. Der Natur- oder Vollkornreis ist nun fertig und kann abgefüllt werden. Für den weißen Reis wird in der Reismühle noch das Silberhäutchen abgeschliffen und poliert, bevor er für den Handel abgepackt wird.
Nun kann der Reis von den Köchen in Pals zu einem der leckeren typischen Reisgerichte dieser Gegend verarbeitet werden. Guten Appetit!
Von Birgit Carls-Eisenberg, August 2023
Schlagwörter: Geschichte, Katalonien, Unterwegs