Ein “kleines “ Weihnachtsessen
Ich muss jedesmal lachen, wenn ich an eine Geschichte denke, die einem jungen Ehepaar an Weihnachten passierte. Sie wollten mit ihren Kindern in den Gottesdienst gehen, hatten aber noch einen riesigen Truthahn im Ofen brutzeln. Aber es würde wohl noch eine gute Stunde dauern, bis er gar wäre und bis dahin wären sie auf alle Fälle wieder zuhause. Also stellte sie die Uhr am Ofen mal auf 60 Minuten, dann würde er sich von selber ausstellen und vielleicht wäre der Braten dann ja auch schon fertig. Die Freunde von nebenan winkten ihnen ein „fröhliches Weihnachten“ zu, als sie ins Auto stiegen und zur Kirche fuhren. Die Kinder verfolgten mit grossen Augen das Krippenspiel, sangen unnötig laut, da falsch, alle Weihnachtslieder mit und drängelten dann, nachhause zu gehen. Es war schliesslich Weihnachten und sie warteten schon sehnsüchtig auf die Bescherung. Auf der Heimfahrt machte sich die junge Frau Gedanken über ihren Truthahn. Der müsste jetzt eigentlich, trotz seiner enormen Größe , fast fertig gebraten sein. „Habt ihr Hunger?“ „Jaaaa“! „Na, dann hoffe ich mal, dass unser Truthahn fertig und schön knusperbraun geworden ist“.
Zuhause angekommen, stürzte sie gleich in die Küche, öffnete die Ofentür und starrte verblüfft auf das, was sie da sah. Es sah einem Truthahn ähnlich, war aber zu einer Winzlingsausgabe eines solchen geschrumpft. Leicht verwirrt schloss sie die Ofentür, öffnete sie dann ein zweites mal. Es half nichts, der Truthahn hatte sich nicht wieder vergrössert. Irritiert starrte sie auf die Miniausgabe ihres Weihnachtsbratens. Was war denn da bloss passiert? Auch der Ehemann schaute erstaunt in den Ofen, schliesslich hatte er doch den kiloschweren Vogel selber eingekauft. „ Was hast du denn mit dem Truthahn gemacht?“ „Ich? Gar nichts, alles genau wie letztes Jahr“. „Aber wieso liegt da jetzt so ein kleines Ding drin?“
Sie wollte gerade „keine Ahnung“ sagen, als es an der Haustüre klingelte. Draussen standen die Nachbarn mit einem Tablett,auf dem ein grosser, köstlich duftender Truthahn lag. Dem erstaunten Ehepaar blieb der Mund offen stehen. Die Nachbarn lachten laut los.“Tja, das habt ihr davon, dass ihr uns euren Hausschlüssel überlassen habt. Wir haben unser Hähnchen gegen euren Truthahn eingetauscht und haben ihn bei uns fertig gebraten .E r ist wunderbar geworden. Hoffentlich nehmt ihr uns den kleinen Scherz nicht übel.“ Im Gegenteil, alle brachen in schallendes Gelächter aus und die Nachbarn mussten gleich zum grossen Truthahnessen da bleiben. Das kleine Hähnchen wurde erst am nächsten Tag verzehrt.
von Dixi Greiner, November 2020
Schlagwörter: Traditionen