„Fräulein“ gestrichen
Vor 50 Jahren wurde im behördlichen Sprachgebrauch festgelegt, dass für weibliche Erwachsene die Anrede „Frau“ zu verwenden sei.
Der damalige Innenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) hatte dies in einem Runderlass vom 16.2. festgelegt. Das Fräuleinwunder sollte also sein endgültiges Ende haben. Der Duden definiert “Fräulein” als eine “titelähnliche, auch als Anrede verwendete Bezeichnung für eine unverheiratete weibliche Person”. Frau – Fräulein war einfach eine Einteilung und Wertung des gesamten weiblichen Geschlechts nach seiner erklärten Beziehung zum Manne. Der Personenstand ist beim Manne Privatangelegenheit, es gibt kein Herrlein oder Männlein. Bei Frauen war das anders. Überall trafen wir damals auf Fräulein: die Klavierlehrerin, die Grundschullehrerin, die Verwaltungsangestellte oder ganz klassisch in der Literatur Fräulein Rottenmeier. Die Frauenbewegung der 60er Jahre lief gegen den Begriff Sturm. Im Spanischen dagegen ist das Pendant dazu, Señorita, nicht klein zu kriegen. Wenn wir am Telefon mit Señorita angeredet werden, sollen wir uns auch noch freuen, weil latent das Kompliment mitschwingt, dass wir jung und vielleicht verfügbar sind – auf dem Markt der Eitelkeiten. Der Señorito wird im Spanischen auch gebraucht, hat aber einen geringschätzigen Unterton.
Sprache lebt in ihrem Umfeld und entwickelt sich!
Von Ina Laiadhi, Februar 2022
Schlagwörter: Frauen