Frauen im MNAC
Am 9. Juni trafen sich ein gutes Dutzend Frauen zu einer Führung durch die moderne Kunst des Museu Nacional D’Art De Catalunya.
Eingeladen hatte uns Cristina Martí Mogas, die seit 18 Jahren die Direktorin der Fundación Amics del MNAC ist. Wir hatten sie beim Klub Hannah kennengelernt, wo sie uns von ihrem Lebensweg berichtete und uns für das katalanische Nationalmuseum begeisterte.
Eine Führung mit Gender-Perspektive sollte es sein.
Unsere Eingangsfrage: Nennen Sie drei Malerinnen.
Wenn Sie das nicht können, stehen Sie nicht allein. Auch wir kamen nur bis „Frieda Kahlo und…“ Es ist nicht mangelnde Allgemeinbildung, sondern unzureichende Publizierung von Werken weiblicher Künstler. Schon die Guerilla Girls fragten provokant: Müssen Frauen nackt sein, um in ein Museum zu kommen?
Das MNAC hat begonnen, die Werke von Künstlerinnen national und international sichtbar zu machen. In der Abteilung Arte Moderna sind immerhin 11 Malerinnen vertreten. Ihre Werke müssen Stück für Stück dem Vergessen abgetrotzt werden. Selbst zu ihrer Zeit anerkannte Künstlerinnen, wie Lluisa Vidal wurden nach ihrem Tode vergessen. Einige Künstlerinnen konnten nur deswegen zu einiger Bekanntheit gelangen, weil sie von männlichen Verwandten gefördert wurden, wie Pepita Teixidor. Zu einer anderen Zeit setzten andere Malerinnen wie Marisa Roësset oder Lina Odena gezielt maskuline Attribute ein, um hervorzustechen.
Dabei müssten diese Frauen eigentlich besonders gewürdigt werden, denn sie kämpften nicht nur mit anderen Künstlern um die Anerkennung, sondern auch gegen das Frauenbild ihrer Zeit, das des „heimischen Engels“. Sie durften die Anatomie des menschlichen Körpers nicht studieren. Um sich weiterzubilden, gründete sich in Barcelona ein eigener Zirkel, eine Schule der Malerei für Frauen. Jeden Schritt in der Kunst mussten sie sich erkämpfen. Talent allein reichte nicht, eine große Portion Feminismus und damit der Mut, für sich als Künstler und als Frau einzustehen, gehörte für alle dazu.
Auf all diese Einzelheiten machte uns unser Führer Gerard aufmerksam. Durch ihn bekamen wir einen anderen Blickwinkel auf die Malerinnen und ihre Werke.
Auf diese Weise vorgeprägt, fiel uns die Absurdität der Darstellungen in der Abteilung Orientalismo besonders auf. Eine durch den männlichen und den europäischen Blick doppelte Verzerrung, die uns vielleicht sonst nicht derart berührt hätte. „Soc un objecte de la teva fantasia“ steht in goldenen Lettern über den Bildern. Auf diese Weise verewigt sich auch in dieser Abteilung eine Künstlerin. Ro Caminal macht mit diesem Satz auf unsere Verantwortung aufmerksam, uns kritisch mit unserem kulturellen, sozioökonomischen und persönlichen Erbe auseinanderzusetzen. Auch dem Museum spricht sie die Pflicht zu, den Diskurs zu eröffnen und den Blick für Missstände zu schulen.
Dieser Pflicht ist das MNAC in den 2 Stunden hervorragend nachgekommen. Wir nehmen viele Anreize mit und danken herzlich, Gerard für die kurzweilige Führung und Cristina für die Einladung.
Von Kati Niermann, Juli 2023
Infos:
Amics del MNAC
Schlagwörter: Frauen, Klub Hannah in Barcelona, Museen und Sehenswürdigkeiten