Interview der Redaktion Katharina Städler
Dieses Mal wollte ich keiner Einzelpersönlichkeit das Wort geben, sondern der ganzen Redaktion, um die aktuelle Situation anhand einer Anekdote und ein paar Fragen zu philosophieren… Idee von Ina Laiadhi
• Viele Leute sprechen vom Vor- Corona und dem Nach-Corona. Glaubst Du an ein Nach-Corona? Warum?
• Was hat Dir am meisten gefehlt/ fehlt Dir am meisten?
• Was hat Dich am Ehesten gerettet? Kinder, Lesen, telefonieren, Poesie, kochen?
• Es erheben sich jetzt Stimmen, die sagen, dass das Coronavirus die Frauen wieder mehr ins Haus bringt und das sei gut so. In wirtschaftlicher, erziehungsmäßiger, kulinarischer Hinsicht. Teilst Du diese Idee?
• Die Krise in einem Wort.
Anekdote: Zigmal bin ich mit der Metro schon zum Flughafen in Barcelona gefahren, aber heute sitze ich ganz allein drin. Ausgehverbot! Ich muss nach Hause fliegen, widerwillig. Im leeren Flughafen versprüht das Militär Chlorlösung, alles ist nass. Ich darf mich nicht setzen, und im Flugzeug werden wir verteilt. Bei der Einreise wird zwischen Biodeutschen und anderen Europäern unterschieden – lange nicht erlebt! Der Zug nach Hause – leer, gespenstisch. Es ist Coronazeit in Europa.
3. In Barcelona fehlte mir die Möglichkeit, mich auf die neue Situation einzustellen. Die Schulen wurden von einem Tag auf den anderen geschlossen, ich hatte nicht einmal die Möglichkeit, meine Bücher abzuholen. Also musste von zuhause improvisiert werden, aber die vertrauten Lehrwerke waren nicht ohne Weiteres zu ersetzen. Ich musste ruckzuck lernen, wie man online unterrichtet. Heute bin ich stolz auf mich, dass ich es in meinem Alter (65) noch hinbekommen habe!
5. Ich glaube kaum, dass das Coronavirus die Frauen freiwillig wieder mehr ins Haus bringt. In allen Care-Berufen stellen die Frauen die Mehrheit, und sie werden jetzt dringend gebraucht! Viele werden nach dieser Krise vermutlich ein burn-out haben, dann müssen andere einspringen. Selbst wenn jetzt einige Frauen ihren Beruf aufgeben (müssen), dann ist das eher ein Hinweis darauf, dass der Gender-gap bei der Bezahlung der Frauen in diesen Branchen immer noch existiert! Wenn die Krise vorbei ist, wird sich zeigen, ob die Wirtschaft auf die Frauen wirklich verzichten kann.
Die Krise in einem Wort: Wuhanrätsel.
Von Dr. Katharina Städler
Schlagwörter: Frauen, Gesundheit