Interview der Redaktion Sara Oro
Dieses Mal wollte ich keiner Einzelpersönlichkeit das Wort geben, sondern der ganzen Redaktion, um die aktuelle Situation anhand einer Anekdote und ein paar Fragen zu philosophieren… Idee von Ina Laiadhi
• Viele Leute sprechen vom Vor- Corona und dem Nach-Corona. Glaubst Du an ein Nach-Corona? Warum?
• Was hat Dir am meisten gefehlt/ fehlt Dir am meisten?
• Was hat Dich am Ehesten gerettet? Kinder, Lesen, telefonieren, Poesie, kochen?
• Es erheben sich jetzt Stimmen, die sagen, dass das Coronavirus die Frauen wieder mehr ins Haus bringt und das sei gut so. In wirtschaftlicher, erziehungsmäßiger, kulinarischer Hinsicht. Teilst Du diese Idee?
• Die Krise in einem Wort.
Anekdote: Am meisten berührt haben mich mein ältester Sohn (Martí,13) und meine kleine Tochter (Berta, 9), wenn sie auf dem Balkon elektrische Gitarre oder Klavier spielten und die Nachbarn begrüßten (mein mittlerer Sohn Guillem machte die Videos). Vor der Krise waren die Nachbarn unbekannte Menschen, jetzt nicht mehr.
Ich würde sehr gern an eine Nach-Corona Zeit im Allgemeinen glauben, natürlich an eine bessere Zeit. Ich denke, es wird ein Nach-Corona für einige Menschen geben, keine große Zahl, wenige Menschen nur, die emotional stärker und auch entschlossener sein werden. Es wird schon wichtig sein, wenn nur ein kleiner Prozentsatz der Menschen sich in eine neue Richtung entwickelt und sich engagiert, um eine bessere Gesellschaft/ Welt zu fördern. Ich weiß, es klingt vielleicht naiv und idealistisch, aber ja, ich glaube an ein Nach-Corona. So was ist nie zuvor geschehen. Wir werden unbedingt etwas lernen, hoffentlich.
Es werden auch kleine Veränderungen beim Arbeitsstil sein, zum Beispiel ist Homeoffice die Zukunft.
Am meisten gefehlt hat mir – und das sehr deutlich -, der Kontakt zur Familie und zu engen Freunden, Küsse und Umarmungen, meinen Vater im Altersheim zu besuchen. Sonst nichts Besonderes. Ich bin sehr dankbar für alles, was ich habe.
Was hat Dich am Ehesten gerettet? Kinder, Lesen, telefonieren, Poesie, kochen
Die Kinder natürlich, obwohl es sehr kompliziert ist, als Mutter, Lehrerin, Homeoffice-Arbeiterin und Putzfrau, alles auf einmal zu kombinieren. In meinem Fall ist es gut, weil alles mit drei Kindern sehr spannend und intensiv ist. Wenn sie dann beim Vater sind (wir teilen uns das Sorgerecht), habe ich wieder ein komplett anderes Leben. Zwei sehr reiche interessante Arten von Leben.
Auch mit der Familie und Kinder telefonieren. Jeden Tag versuchte ich mit jemandem zu sprechen, besonders mit denen, die alleine wohnen, unabhängig vom Alter.
Die Musik, das Klatschen auf den Balkonen an jedem Tag pünktlich um 20:00 Uhr, ein Spur von Solidarität.
Gymnastik: Pilates und Yoga, fast jeder Tag. SUPER-wichtig.
Der deutsche online-Konversationsunterricht.
LACHEN: entweder mit den Kindern oder mit Freunden/Familie, auch die humorvolle Serie “Fuller House” (Madres Forzosas) und “Grace and Frankie”, also zusammengefasst: NETFLIX.
Gesundes Essen und ja, ein bisschen mehr kochen ist interessant.
Die RUHE auf der Straße, die supersaubere Luft von Barcelona.
Es erheben sich jetzt Stimmen, die sagen, dass das Coronavirus die Frauen wieder mehr ins Haus bringt und das sei gut so. In wirtschaftlicher, erziehungsmäßiger, kulinarischer Hinsicht. Teilst Du diese Idee?
Aus erziehungsmäßiger und kulinarischer Sicht: es ist in den meisten Fällen immer so gewesen, also keine Neuigkeit. Frauen können Multitasking und haben mehr Empathie. Ich, die ich geteiltes Sorgerecht und damit auch geteilte Kinderbetreuung habe, spüre so was nicht, aber ich denke, es ist die allgemeine Tendenz. Frauen organisieren die eigene Agenda und die der Kinder und haben mehr Geduld.
In wirtschaftlicher Hinsicht wird sehr oft ungerecht gewertet, dass die Arbeit des Mannes “wichtiger” ist als die der Frau, normalweise, weil Männer mehr verdienen und ehrgeiziger sind, bezüglich der Karriere.
Auf keinen Fall teile ich die Idee, dass es gut ist, dass Frauen mehr im Haus sein sollten, auf keinen Fall. Nur wenn sie sich selbst entscheiden, diese Rolle zu spielen.
Die Krise in einem Wort. BESCHEIDENHEIT (HUMILIDAD, auf Spanisch)
Von Sara Oro
Schlagwörter: Frauen, Gesundheit