Der Frieden der Kulturallee
In unserem Interview mit Ronald Grätz, dem neuen Leiter des Goethe Instituts Barcelona, blieb mir in der Antwort auf die Frage nach der Rolle des Goethe Instituts in Kriegszeiten ein Satz besonders hängen: „Man kann den Krieg nicht durch Tanzen stoppen, aber mit kulturellen Mitteln Konflikte transformieren“. Mir fallen viele große Namen ein, die sich in Konfliktsituationen besonders für den Frieden eingesetzt haben: unter anderem die Friedensaktivistin Berta von Suttner, die Philosophin Hannah Arendt, der Bürgerrechtler Martin Luther King oder die Grünen-Politikerin Petra Kelly. Die UNESCO wurde nach dem desaströsen 2. Weltkrieg ins Leben gerufen, um zum weltweiten Frieden zwischen den Nationen aktiv beizutragen. Ihre Ziele sind: zur Wahrung von Frieden und Sicherheit in der Welt beizutragen durch Stärkung, durch Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation, Zusammenarbeit zwischen den Nationen, um die universelle Achtung der Gerechtigkeit, des Gesetzes, der Menschenrechte und der Grundfreiheiten für alle zu gewährleisten, ohne Unterschied der Rasse, des Geschlechts, der Sprache oder der Religion.» Die Kultur spielt also eine wichtige Rolle auf dem Weg zum Frieden in der Welt. Der Friede sitzt im Zusammenleben der Menschen. Alle können und sollten an ihrem Platz dazu beitragen. Jede und jeder kann etwas tun: sei es sich um seine Familie zu kümmern, ein Buch zu schreiben, sich für den Umweltschutz einzusetzen, Konflikte in der Arbeitswelt zu entschärfen, sich gegen Gewalt gegen Frauen stark zu machen oder sich solidarisch für Geflüchtete einzusetzen. Die Kultur des Friedens ist unser täglich Brot. Diese Kultur wird durch die freie Zirkulation der Ideen verbreitet, wie ein Schengen der Ideen. In vielen Ländern träumen die Menschen davon ein Schengen-Visa zu bekommen, ohne zu wissen was Schengen ist. Aber alle träumen von Schengen, von der Freiheit. Die Gesellschaften können gemeinsam einen Konsens finden, um in einer Friedenskultur zusammen zu leben. Und die heutigen Kommunikationsmittel können uns weltweit verbinden. Die UNESCO beruht auf drei Fundamenten: die Demokratie, die Freiheit und die Entwicklung. Ohne das geht es nicht. Wenn eine Friedenskultur um sich greifen soll, dann müssen sich diejenigen organisieren, die daran glauben und ebenso stark auftreten, wie diejenigen, die zu ihrem eigenen Profit an die Kriegskultur glauben. Ein Zeichen der Hoffnung zum Schluss. Der südafrikanische Präsident Nelson Mandela sagte einmal: Es sind Tanz und Musik, die mich mit der Welt in Frieden gebracht haben.
Von Ina Laiadhi, Chefredakteurin
Editorial Taschenspiegel 152, Juni 2022
Schlagwörter: Moderne Welt