Die Leipziger und Frankfurter Buchmesse
Internationaler literarischer Treffpunkt für Verleger, Besucher und Literaturliebhaber
Die LEIPZIGER BUCHMESSE wurde in diesem Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie als Präventions-maßnahme abgesagt.
Für unseren kleinen auf Sachbücher und zweisprachige Literaturausgaben (kat./ franz./ deutsch) spezialisierten Hamburger Lehmweg Verlag bedeutete diese Absage – wie für die ganze Branche – eine riesige Enttäuschung und einen beträchtlichen finanziellen Verlust. Der Verlag hatte erstmalig zur diesjährigen Leipziger Buchmesse einen kleinen Stand gemietet und Hotelzimmer reserviert für Mitarbeiter, freiwillige engagierte literaturkundige Freunde, die den Stand hilfreich unterstützen wollten. Hier sollte auch Edmund Targans neues Buch „Der zweite Prozess gegen Katalonien“ präsentiert werden. Als kultureller Höhepunkt hatte ein Freundespaar Opernkarten für das weltberühmte „Gewandhaus“ besorgt. Nach dem anstrengenden Messebetrieb in der Halle sollte der Abend genüßlich im Weinlokal „Auerbachs Keller“, berühmt durch Goethes „Faust“, ausklingen. Neben unserem Stand wollte ein österreichisches Gourmet-Restaurant regionale Spezialitäten anbieten und hatte zu einem Aperitiv eingeladen. Corona machte die Aussichten auf interessante Gespräche und motivierende Begegnungen in diesem Jahr zunichte.
Die Leipziger Buchmesse
Die nächste Leipziger Buchmesse soll vom 18. bis 21. März 2021 stattfinden. Doch ist dies keinesfalls sicher, zumal der Direktor Oliver Zille im Juli andeutete, dass die Veranstaltung 2021 auch später stattfinden könnte, um die Messe in eine “virusfreiere Zeit” zu verschieben. Die Leipziger Buchmesse – nach der Frankfurter Buchmesse – die zweitgrößte in Deutschland und anders als diese, prinzipiell eine Publikumsmesse – , findet alljährlich im März auf dem Gelände der Leipziger Messe statt und gilt als erster großer Branchentreff des Jahres.
Vom 18. – 21. März 2021 wird Portugal Gastland sein. Bei der Leipziger wie bei der Frankfurter Buchmesse steht nicht nur ein Land im Fokus, sondern die facettenreiche Literaturwelt in der dort gesprochenen Sprache. Portugiesisch wird von 280 Millionen Menschen auf 4 Kontinenten gesprochen. Der Gastlandauftritt spiegelt die Vielfalt kultureller Beziehungen wider – über Grenzen und Nationen hinweg.
Die Frankfurter Buchmesse
Die Frankfurter Buchmesse ist mit über 7.500 Ausstellern aus 110 Ländern die größte Medien- und Buchmesse der Welt, sie ist eine Herbstmesse. Wie auf der Leipziger Buchmesse wird die Kultur und Literatur eines Gastlandes präsentiert und zudem der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und der Deutsche Jugendliteraturpreis verliehen. Das Privatpublikum ist nur an den letzten beiden Ausstellungstagen zugelassen. Die Geschichte der Buchmessen reicht bis ins Mittelalter zurück. In dieser Epoche wurden meist im Frühjahr oder Herbst traditionelle Märkte in überregionalen Orten und Städten veranstaltet, deren Datum oft an das Fest eines Schutzheiligen gebunden war, daher der Name „Messe“ (lat. Missa).
Frankfurt wird erstmals 1150 als Veranstaltungsort erwähnt. Der Fokus lag auf Gütern wie Waffen und Gewürzen. Der „Herbstmarkt“ und die „Frühlingsmesse“ entwickelten sich ab 1330 zu großen vielbesuchten Märkten, vor allem aufgrund des Warenangebots und kostenlose Begleitung von und nach der vom Kaiser gewährten Privilegien, wie freies Frankfurt. Doch gab es kein einheitliches Gelände, denn die Märkte wurden von der Börse dirigiert. In Frankfurt am Main fand 1370 die erste Buchmesse statt. Nach der Erfindung des Buchdrucks von Johannes Gutenberg um 1450 im nahen Mainz wurde Frankfurt das erste europäische Zentrum für mit den Gutenberg-Lettern hergestellte Bücher. Der Transport erfolgte damals noch in Holzfässern in losen Blättern.
Der erste Bücherkatalog wurde 1564 vom Buchhändler Georg Willer als Liste jener Bücher veröffentlicht, die er auf der Frankfurter Herbstmesse gekauft hatte. Ab 1598 erschien eine Bücherliste einmal jährlich in Frankfurt als Maßnahmenkatalog, während ein solcher bereits 1594 in Leipzig herausgegeben worden war. Im 16. Jahrhundert fanden allgemeine Messen und Buchmessen statt. Im Zeitalter der Aufklärung lief Leipzig Frankfurt den Rang ab: der Frankfurter Katalog hatte um 1730 den 700 Titeln des Leipziger Katalogs lediglich 100 Titel entgegenzusetzen. Verlage und Druckereien gründeten 1825 einen Börsenverein der deutschen Buchhändler. 1912 ließ sich in Frankfurt die der Deutschen Nationalbibliothek zugehörige Deutsche Bücherei nieder.
1949 kamen vom 18. bis 23. September 205 deutsche Aussteller in der Frankfurter Paulskirche zur ersten Buchmesse der Nachkriegszeit zusammen.
Während der Corona-Pandemie findet die Frankfurter Buchmesse 2020 nur digital statt. Leseveranstaltungen sollen vor Ort und im Netz geboten werden. Die Verleihungen des Deutschen Buchpreises und des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels sollen planmäßig ablaufen und die ARD-Buchmessenbühne in der Frankfurter Festhalle als zentrales Forum für Gespräche mit prominenten Gästen dienen. 450 Besucher werden als Publikum zugelassen und die Gespräche werden per Livestream übertragen. Das Gastland der Frankfurter Buchmesse ist 2020 Kanada, im Jahr 2021 Spanien.
Es bleibt inständig zu hoffen, dass wir diese weltweite Pandemie mit ihren verheerenden Auswirkungen überstehen, ein Impfstoff erforscht wird und wir – trotz der großen menschlichen und wirtschaftlichen Verluste – aus ihr herausfinden, um unter vielen anderen Aktivitäten wieder an kulturellen Veranstaltungen wie den internationalen Buchmessen mit neuem Elan teilnehmen zu können.
Von Dr.phil. Evelyn Patz Sievers, September 2020
Schlagwörter: Europa, Kultur