El Argar war nicht mehr nachhaltig
Im emblematischen Café del Opera an der Rambla, gegenüber dem Liceu, treffe ich Prof. Dr. Roberto Risch, der mir erzählt, dass er hier mit seiner Mutter oft in seiner Jugend eingekehrt ist. Auch in dieser frühen Nachmittagsstunde flaut der Kundenstrom kaum ab, sodass die Kellner alle Hände voll zu tun haben, um Getränke und tapas zu servieren.
Alle laufen der Zukunft hinterher und Sie laufen zurück. Wie sind Sie zur Archäologie gekommen?
Das ist lange her. Ich bin in Vilanova i la Geltrú aufgewachsen. Ende der 70er Jahre wurde etwa 100 Meter in der Nähe unseres Hauses zufällig eine iberische Siedlung direkt am Meer entdeckt. Als 12-Jährigen hat es mich unheimlich fasziniert, die Leute dort am Graben zu sehen und ich habe sie gefragt, ob ich mitmachen dürfte. Da an der Grabung hauptsächlich Hobbyarchäologen beteiligt waren, haben sie mich sofort aufgenommen. Das war meine Einführung in die Archäologie. Da wir später nach Madrid gezogen sind, habe ich dort das Abitur gemacht und danach bin ich nach Freiburg gegangen, um Archäologie zu studieren. Ich hatte somit schon gute Felderfahrung und konnte letztendlich ein Hobby zum Beruf machen.
Wenn Sie jemand fragt, wie definieren Sie Archäologie?
Archäologie bedeutet vor allem Interesse an Gesellschaften. An der Menschheit in ihrer Vielfalt; ähnlich wie die Ethnologie aber ein in die Vergangenheit gerichtetes Interesse. Wir versuchen zu erforschen, was der Mensch an wirtschaftlichen, politischen und sozialen Strukturen in seiner Geschichte geschaffen hat. Die menschliche Gesellschaft charakterisiert sich durch eine unglaubliche Vielfalt an Organisationsformen, an Lebensformen, an Gedankengut, an Ideologien… Wir sind ein unheimlich kreatives Wesen und dies ist auch ein Grund zur Hoffnung in Beziehung auf die Zukunft. Er lacht
Momentan arbeiten Sie am Ausgrabungsort La Bastida, in Murcia. Können Sie uns Näheres davon erzählen?
Es ist wahrscheinlich die letzte verlorene Zivilisation Europas, die wir völlig übersehen haben. In der Bronzezeit, vor etwa 4000 Jahren, fanden außerordentliche, politische und soziale Veränderungen statt. Es ist das Ende der gemeinschaftlichen Organisation von egalitären Gesellschaften, in denen es keine bedeutenden Ungleichheiten gab. Seit dem 19. Jahrhundert hat die westliche Archäologie immer in den Orient, ins östliche Mittelmeer, nach Mesopotamien und Ägypten geschaut. „Ex Oriente Lux“, bestimmte das Geschichtsbild. Alle technischen oder sozialen Erneuerungen sollten aus dem Orient kommen und niemand hat deshalb das westliche Mittelmeer für historisch relevant gehalten. Seit 2008 graben wir mit einem Team aus der Autonomen Universität Barcelona diese seit dem 19. Jahrhundert bekannte, etwa 5 Hektar große Höhensiedlung in Murcia aus. La Bastida ist wahrscheinlich die erste Stadt des kontinentalen Europas. Außerhalb Kretas gibt es sonst keine städtische Kultur vor dem griechischen Altertum.
Es handelt es sich um eine sesshaft gewordene Gesellschaft, in der zum ersten Mal eine städtische Infrastruktur entsteht: öffentliche Räume, private Häuser, spezialisierte Werkstätte, Arbeitsteilung, Hierarchie, Gewalt und Verteidigung. Die Stadt war unglaublich gut befestigt. Ihre Mauern ähneln denen des östlichen Mittelmeers, was ihre Monumentalität und technische Konzeption betrifft. Die Komplexität dieses Verteidigungssystems sagt auch viel über die gesellschaftliche Struktur aus.
Die ersten Funde der belgischen Ingenieure Luis und Henry Siret gehen ins Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Wieso ist da so lange wenig passiert? Lag es an der Franco-Zeit?
Die Siret-Brüder arbeiten als junge Bergbauingenieure in den 1880er Jahren in Südostspanien. Sie beginnen objektiv und wissenschaftlich die Archäologie von Almeria und Murcia zu erforschen, und dies ist ihr Vorteil. Sie graben im Grunde völlig unvoreingenommen aus und entdecken eine für Europa unerwartete Kupfer-, wie auch frühe Bronzezeit. Diese Gesellschaft, die wir jetzt auch in La Bastida erforschen, benennen sie El Argar, nach der bronzezeitlichen Siedlung in Almería, in der sie fast 1000 Gräber entdecken.
Einzelgräber?
Ja, Einzel- und Doppelgräber. Das ist die Neuigkeit in El Argar. In der Kupferzeit, also vor etwa 4500 Jahren, und noch früher, im Neolithikum wurden die Toten in Kollektivgräbern, bestattet, z.B. in Megalithen. Mit El Argar beginnt in Südspanien die Einzelbestattung, die uns den Individualisierungsprozess zeigt, der sich in dieser Zeit vollzieht. Die Sirets entdecken somit eine Zivilisation… im westlichen Mittelmeer. Was passiert dann? Ihre Interpretation passt nicht in das Bild der europäischen Vorgeschichte und die führende Archäologie widmet sich in diesem Moment fast ausnahmslos der Romantik des Orients und ihrer Hochkulturen. Die Funde aus Almería und Murcia sind für die akademischen Archäologen völlig unverständlich. Die außerordentliche Arbeit der Sirets wurde lange Zeit nicht berücksichtigt. Sie sind jedoch exzellente Topografen, Zeichner, Geologen; sie führen die experimentelle Archäologie ein, ebenso wie die Gebrauchsspuren- und chemischen Analysen; das anthropologisches Material lassen sie von einem Arzt bestimmen, um zum Beispiel Geschlecht und Alter der Toten zu erfahren. Sie haben interdisziplinäre Wissenschaft im 19. Jahrhundert in Almeria getrieben und waren damit ihrer Zeit weit voraus. Leider hat sich diese interdisziplinäre Forschungstradition in der spanischen, aber auch in der europäischen Archäologie, bis in die 70er und 80er Jahre des 20. Jahrhunderts nicht durchgesetzt. Wenn man die Arbeit der Sirets ernst genommen hätte, dann hätten die europäischen Archäologen in Südostspanien großflächig gegraben, wie sie es in Griechenland, in der Türkei oder in Mesopotamien getan haben. Dass diese Einstellung überwunden wurde, geht in gewisser Weise auf das Deutsche Archäologische Institut in Madrid zurück.
In den 70er Jahren startete der damalige Institutsleiter Hermanfrid Schubart in der El Argar Siedlung von Fuente de Alamo, in Almeria, die Ausgrabung erneut. Über 100 Jahre waren vergangen, bis wieder ein ähnliches wissenschaftliches Niveau, wie das der Brüder Siret erreicht wurde. In La Bastida hatten wir das Glück durch die Unterstützung der Stadtverwaltung Totana, des Landes Murcia und des Ministeriums in Madrid Mittel zu bekommen, um großflächig zu graben. Innerhalb von sechs Jahren erschien vor unseren Augen ein Stadtbild mit Gassen, Häusern und öffentlichen Gebäuden. Wir fanden unter anderem die größte hydraulische Anlage der Vorgeschichte in Westeuropa. Es handelt sich um ein künstlich ausgehobenes Wasserbecken, das mit einem 23 Meter langem Damm gesperrt war, um c. 350.000 Liter trinkbares Wasser zu speichern. Dieses riesige Bauwerk musste regelmäßig gesäubert und erhalten werden, was unter anderem eine öffentliche Verwaltung voraussetzt.
Kann diese Ausgrabungsstätte etwas Positives für die lokale Bevölkerung darstellen? Oder sind das nur wissenschaftliche Steinhaufen?
Das hat sich in den letzten Jahren sehr geändert. Früher hatte Archäologie einen rein wissenschaftlichen Anspruch. Heute ist Archäologie ein soziales Phänomen. Von Anfang an wollten wir in La Bastida einen archäologischen Park schaffen, der für die Gesellschaft zugänglich ist. Es ist schon jetzt ein riesiger Erfolg, und tausende von Besuchern laufen jährlich durch eine restaurierte, 4000 Jahre alte Stadt. Schautafeln zeigen, was wo gefunden wurde und wie man in dieser Stadt lebte. Im geplanten Museum sollen die restaurierten Objekte aus den fast 100 Gräbern ausgestellt werden: Waffen, Schmuck, Keramik und Werkzeuge. La Bastida ist auch ein Produkt des gesellschaftlichen Interesses, wobei gerade die lokale Bevölkerung in Murcia großen Enthusiasmus zeigt, diese vorrömische Stadt zu entdecken. Die Archäologen des Teams haben während der Grabungen Führungen angeboten. Der Archäologe sitzt nicht mehr in einem Elfenbeinturm. Da sie öffentliche Gelder verwaltet, ist es selbstverständlich, dass die Ergebnisse an die Gesellschaft zurückgeführt werden.
Können Sie uns die Entstehung dieser Hochkultur, dieses Staatgebildes erläutern?
Das sind die schwierigen Fragen: wie fing es an und wie hörte es auf? Wir wissen nach neusten Untersuchungen, dass die Zeit vor 4200 Ja
hren im Mittelmeer eine Zeit des Umbruches ist. Es gibt verschiedene Hypothesen: früher glaubte man an einen klimatischen Einbruch. Eine neue Hypothese besagt, dass damals die erste Pestwelle mit großem Bevölkerungsrückgang stattfand, und mit der Ankunft neuer Bevölkerungsgruppen zu rechnen ist. Eine dritte Möglichkeit ist, dass es bestimmten Gruppen gelang, die Macht durch Gewalt an sich zu reißen. In der frühen Bronzezeit kommen in Westeuropa neue Waffen auf, das heißt „spezialisierte“ Waffen. Während man zuvor die Waffen sowohl zur Jagd, als auch zum Kampf verwenden konnte, ist der Stabdolch der frühen Bronzezeit vergleichbar mit der Hellebarde im Mittelalter. Diese Waffen dienen nur zum interpersonellen Kampf. Ab 1800 v.u.Z. erscheint in Westeuropa das Schwert, das uns bis in die Kriege des Mittelalters und der Neuzeit nicht mehr verlässt. Vor allem dank geschmiedeter Metallwaffen gelingt es in El Argar einer Elite, ihre Macht und Herrschaft zu institutionalisieren. Sie wird zum ersten Mal vererbbar innerhalb der Familie und sobald feststeht, wer die Elite ist und wer ausgebeutet wird, entsteht eine Klassengesellschaft; zum ersten Mal auf dem europäischen Festland.
Wie war die Rolle der Frau in dieser Kultur?
Dies ist eins der spannendsten Themen, denn wir haben sehr, sehr reiche Frauengräber entdeckt. Eben erwähnten wir die Doppelgräber. Die darin Bestatteten wurden niemals gleichzeitig bestattet, aber alle Männer der Elite, die einen Stabdolch tragen, lagen im Grab einer Frau. Die erste Bestattete war immer eine Frau, also eine Ahnin, die scheinbar diese Abstammungslinie gründet. Momentan arbeiten wir an der Hypothese, dass das System matrilokal war. Das heißt, bei einer Heirat, ging nicht die Frau in das Lebensgebiet des Mannes, sondern umgekehrt. Diese reichen Frauengräber mit Silberdiademen und anderen reichen Schmuckbeigaben zeigen, dass Frauen sehr viel Macht hatten und über eine sehr hohe Stellung verfügten. Auch die Ernährung der Eliten war besser und sie hatten mehr Zugang zu Fleisch als die allgemeine Bevölkerung. Frauen aus der Mittel- und der Oberschicht werden mit Werkzeugen wie Dolch oder Messer begraben. Sie tragen ein Pfriem, eine Art Nadel zum Bearbeiten von Textilien und Leder. Die einfachen Frauen und Männer, wurden nur mit einem Tongefäß bestattet oder bekamen überhaupt keine Beigaben. Möglicherweise handelt es sich um Sklaven oder Diener.
Wie kam es dazu, dass diese sehr erfolgreiche Kultur sang und klanglos unterging?
Sie haben wahrscheinlich das System so weit überdehnt, bis es gesellschaftlich nicht mehr nachhaltig war. Die Landwirtschaft entwickelt sich zu einer extensiven Monokultur, die vom Gerstenanbau abhängig war. Das Land wird erschöpft und es kommt zur Versalzung des Bodens. Da die El Argar Wirtschaft vom Regenfeldbau abhängig ist, müssen immer weitere Gebiete entwaldet werden. Durch die Rodungen steigt wiederum Aridität. Zu Anfang entsteht El Argar an der Küste von Almeria und Murcia, aber am Ende unterwirft diese Gesellschaft ein Gebiert von über 35.000 km2, in etwa so groß wie das heutige Baden-Württemberg. Das expansive System führt zu einer ökologischen und sozialen Krise. Die Kindersterblichkeit nimmt zu, die Ernährung der unteren Schicht wird immer schlechter. Irgendwann reißt die Geduld der Menschen und die Elite wird abgesetzt. Viele Siedlungen, wie La Bastida brennen ab und werden aufgegeben. La Bastida wird nie wieder besiedelt. Wir stehen also vor dem Kollaps einer Hochkultur. Die Gesellschaft selbst erträgt den Grad der Ausbeutung nicht mehr, sobald sich die Vorteile des Systems nicht mehr lohnen.
Nach 1550 v.u.Z. leben auf der iberischen Halbinsel wieder mehr oder weniger egalitären Gesellschaften weiter, bis Karthager, Griechen und Römer erscheinen, und erneut eine staatliche Ordnung durchsetzen. Wären sie nicht gekommen, hätte Westeuropa wahrscheinlich die egalitären Strukturen der Vorgeschichte weiterentwickelt.
Der Fund der Nebra Himmelsscheibe hat die Fachwelt durchgeschüttelt.
Archäologen stellen sich die vorgeschichtlichen Gesellschaften oft als primitive Völker vor. Das ist völlig falsch. Der Gletschermann Ötzi oder die Nebra Himmelscheibe öffnen Fenster in eine Vergangenheit, die man sich nicht vorstellen konnte oder wollte. All diese Funde haben unsere Kenntnisse der Kupfer- und Bronzezeit gründlich verändert. Die Nebra Scheibe ist ein Kalender. Die Menschen, die sie schmiedeten konnten rechnen, Jahre zählen und hatten ein Zeitverständnis, das auf genauen Himmelsbeobachtungen gründete. Die Nebra Scheibe ist Ausdruck einer Hochkultur und einer Elite, die dieses Kalendersystem versteht. Das Gold und Zinn der Scheibe kommen aus Cornwall, ihr Kupfer aus dem heutigen Österreich. Diese Gesellschaften waren verflochten über den ganzen Kontinent, vielleicht mit Kontakten bis in den Orient. Das Schaltsystem der Nebra Scheibe war in Mesopotamien bekannt. Auch die Befestigungen von La Bastida könnte darauf hindeuten, dass Wissen aus dem Orient in Europa bekannt war. Die Gesellschaft der Nebra-Scheibe ist in vielem der El Argar Kultur ähnlich. Wir stehen deshalb im engen Kontakt zum Denkmalamt Sachsen-Anhalt, da auch hier ähnliche sozialgeschichtliche Fragen gestellt werden.
Die Nebra Scheibe lag Tausende von Jahren in einem Acker. Warum vergraben die Eliten ihr Wissen?
Das Verstecken der Nebra Scheibe und das Verlassen von La Bastida findet zum selben Zeitpunkt statt. Es ist das jeweilige Ende einer Hochkultur vor 3600 Jahren. Wahrscheinlich haben diese Gesellschaften mit einem bestimmten politischen und ideologischen Verständnis Schluss gemacht. In El Argar sehen wir diese ideologische Zäsur sehr deutlich. Das Typische dieser Siedlungen waren ihre Bestattungen unter den Häusern. Das ist für Archäologen ein Traum, denn wir sehen sofort, welche Beziehung zwischen den Lebenden und den Toten besteht. Die Eliten wurden hoch auf dem Berg bestattet. Die Arbeiter eher unten am Hang, in Werkstätten. Dieses äußerst komplexe Bestattungsritual, wo Frauen sehr klar von Männern unterschieden wurden, Junge von Alten, Reiche von Armen, funktioniert über 600 Jahre problemlos. Und auf einmal bricht es zusammen: nach El Argar und der Nebra Scheibe, die im Zusammenhang mit der Aunjetitzer Kultur steht, findet man diese Art der Bestattungen nicht mehr. Sowohl die Siedlungsbestattungen in Südostspanien, wie die reichen Hügelgräber der Aunjetitz Kultur in Zentraleuropa, verschwinden schlagartig.
Hat Ihr Beruf guten Zulauf von Frauen?
Unter den Studenten haben wir 50/50%. Im spanischen Universitätssystem sind in vielen Bereichen um die 50% der Professoren Frauen. In den 70er und 80er Jahren vollzieht sich in Spanien ein Umbruch, wo gerade die Frauen aus der Mittelschicht Zugang zur Universitätsausbildung bekommen. Heute gibt es sehr gute Archäologinnen an den Universitäten, ebenso wie in der Denkmalpflege.
Man sagt, dass die Al Argar Kultur die erste westeuropäische Staatsform vor 4000 Jahren war. Welche Unterstützung bekommen Sie von der EU?
Bisher wenig, aber soeben ist ein Antrag von Programm „Creative Europe“ bewilligt worden, um die bronzezeitliche Keramik von
El Argar und anderen gleichzeitigen Gesellschaften Europas experimentell herzustellen und dem Publikum zugänglich zu machen [du kannst dies auch kürzen wenn es zu lang ist – gestern haben wir die Zusage bekommen!]. Auch die Volkswagenstiftung unterstützte ein Kooperationsprojekt, dank dem Wissenschaft trotz der Wirtschaftskrise in Spanien fortgesetzt werden konnte. Und dieses Jahr haben wir von National Geografic einen Preis bekommen, um weiterhin die einzigartige Befestigungsanlage von La Bastida zu erforschen.
Wir stehen kurz vor den Ferien. Wenn jemand sich mit der Archäologie vertraut machen möchte, welches Buch würden Sie ihm empfehlen?
Auf Spanisch die beiden Führer: La Bastida und La Almoloya, die dieses Jahr auch auf Englisch übersetzt werden sollen. In der Zeitschrift „Bild der Wissenschaft“ erschien 2016 eine gute Reportage von Stephanie Eichler.
Die Künstliche Intelligenz ist auf dem Vormarsch. Welche Rolle wird sie bei der Archäologie spielen?
Einer meiner Kollegen forscht seit Jahren an den Anwendungsmöglichkeiten. Ich bin skeptisch, weil ich glaube, dass die politischen Entscheidungen, die eine Gesellschaft trifft, nicht modellierbar sind. Wenn wir nicht mal in der Lage waren, die letzte Weltwirtschaftskrise vorauszusagen, bei der unser System fast an die Grenzen gestoßen wäre, wie sollen wir dann eine 4000 Jahre alte Gesellschaft mathematisch modellieren? Wir müssen bei dem Verständnis von Klima, Sozialstrukturen und den Weltbildern der Vorgeschichte wissenschaftlich mit anderen Disziplinen zusammenarbeiten. Die interdisziplinäre Wissenschaft wird uns im Moment weiter bringen als künstliche Intelligenz.
Prof Dr. Risch, ich danke für das sehr aufschlussreiche Gespräch.
Von Ina Laiadhi
Info: http://www.la-bastida.com
Ein Besuch in Al Argar
Besuch der Ausgrabungsstätten von Al Argar in Totana
Eintritt: 3.40€, ermäßigt 1.25€
Sommer 9-19h, Winter 10-18h
Infos zu Führungen/ Keramik-Ateliers/ Theater unter Tel: 968 41 81 53, E-Mail turismo@totana.es
http://turismo.totana.es/la_bastida/visitas.asp
Schlagwörter: Interviews, Kultur