Nettie Stevens – das X und das Y
Was unterscheidet Männer von Frauen?
Dieses Rätsel hat die US-Forscherin Nettie Stevens im Jahre 1904 gelöst. Sie erkannte als erste, dass die X- und Y-Chromosomen für die Bildung des Geschlechts verantwortlich sind. Jede Zelle der Frau enthält zwei X-Chromosomen, bei den Männern hingegen befinden sich jeweils ein X- und ein Y-Chromosom in den Zellen.
Für ihre Forschungen unterhielt Nettie Stevens ein Labor mit den verschiedensten Insekten. Die Entdeckung der unterschiedlichen Chromosomen gelang ihr an Fruchtfliegen, die sich gut einfärben ließen. Bis heute benutzen Biologen und Genetiker gerne Fruchtfliegen für ihre Untersuchungen. Es ist auch Nettie Stevens zu verdanken, dass die Biologie-Schulbücher voll mit Texten und Bildern von diesen Insekten sind.
Stevens wurde am 7. Juli 1861 in Cavendish, Vermont als Tochter eines Zimmermanns geboren. Um sich ihr Studium zu finanzieren, arbeitete sie zunächst als Lehrerin.
Mit Hilfe eines Stipendiums gelangte sie nach Europa und konnte in Würzburg, in Neapel und auf Helgoland Mikroorganismen untersuchen. Die Zellbiologie wurde ihr Spezialgebiet und das Mikroskop ihr wichtigstes Arbeitsgerät.
1903 erwarb sie einen Doktortitel. Sie hatte zu diesem Zeitpunkt bereits rund 40 wissenschaftliche Publikationen verfasst. Sie schaffte den Aufstieg zu einer bedeutenden Biologin, was zu dieser Zeit für eine Frau sehr ungewöhnlich war.
Sie hätte sicherlich noch große Beiträge zur Zellforschung geleistet, wenn sie nicht so früh gestorben wäre. Am 4. Mai 1912 starb sie im Alter von nur 50 Jahren an Brustkrebs.
Den Ruhm für ihre Entdeckung heimste jedoch ein „Y-Chromosom“ ein. Ihr Fakultätsleiter Thomas Hunt Morgan erhielt für seine Studien an der Fruchtfliege 1933 den Nobelpreis.
Morgan wäre ohne Stevens wahrscheinlich nie zu seinen Ergebnissen gekommen. Man muss ihm zugute halten, dass er in einem Nachruf die Arbeit von Nettie Stevens würdigte und ihre Entdeckung als Wendepunkt in der Geschichte der Geschlechterbestimmung beschrieb.
Von Gaby Goetting
Schlagwörter: Biografisches, Frauen