Umarmung

Umarmung mit Tochter von Elisabeth Vigée Le Brun
Durch Corona hat sich so einiges verändert: keine großen Feiern, kein Karnevalsvergnügen, kein Besuch von Fußballspielen, kaum Schulunterricht, keine normalen Konzertbesuche, keine Gottesdienste.
Ach, vieles geht heutzutage nicht mehr. Aber auf manches kann man ohne weiteres ja mal eine Zeitlang verzichten, vor allem, wenn uns als Ersatz auch noch digitale Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Nur eines ist wirklich schwer zu ertragen: der Verzicht auf Umarmungen. Diese liebevolle Geste gibt uns von klein auf im Schoss der Familie Vertrauen und Sicherheit und ist ein bedeutender Faktor in unserer Entwicklung.
Aber abgesehen davon gibt es immer wieder Momente, da wollen wir uns einfach umarmen: zum Beispiel bei der Freude eines Wiedersehens, beim Trösten in traurigen Momenten, voller Stolz bei einem gelungenen Examen, mit einem Jubelschrei, wenn die richtige Mannschaft ein Tor schießt, als Beweis einer Liebe oder einer tiefen Freundschaft; eine Umarmung kann sogar heilen. Bekannt geworden ist das vor allem durch die Zwillinge Brielle und Kyrie Jackson. Die Geschichte der beiden Säuglinge im Brutkasten ging um die Welt. Das eine Kind entwickelte sich im Brutkasten recht zufriedenstellend, während das andere Kind in seinem Brutkasten kaum noch lebensfähig war. Dann legte die zuständige Krankenschwester die Zwillinge zusammen in einen Brutkasten und die kräftigere Kyrie kuschelte sich an die von den Ärzten aufgegebene Brielle und legte ihr Ärmchen um deren Schulter. Der Puls der Kleinen normalisierte sich und nach und nach entwickelte sie sich nun völlig normal.
Bekannt geworden ist auch die Inderin Amma, die sich seit ihrer Jugend um hilfsbedürftige Menschen kümmert und sie durch ihre Umarmung tröstet und inspiriert. Sie reist durch die ganze Welt und hat dabei schon Tausende ihrer Zuhörer umarmt, die das als eine besondere Beglückung empfinden.
Und da wundert es natürlich nicht, dass es auch einen Knuddeltag gibt. 1986 wurde er von zwei Amerikanern ins Leben gerufen. Inzwischen ist es in vielen Ländern, auch in Deutschland, Tradition, sich am 21. Januar zu knuddeln und zu umarmen. Es gibt sogar eine Webseite, auf der die am beliebtesten zu knuddelnde Person gewählt wird. 2017 war das – Jürgen Klopp!
Auch die Forschung hat sich mit Umarmungen befasst und festgestellt, dass sie das Immunsystem verbessern, das Stresshormon Cortisol senken und das bei der Geburt wichtige Hormon Oxytocin ansteigen lässt.
Das ist doch einfach nicht gerecht, dass wir wegen Corona auf all das verzichten sollen! Es heißt, eine Umarmung ist eine Streicheleinheit für die Seele. Kann mich mal bitte jemand umarmen?
Von Dixi Greiner, September 2020
Schlagwörter: Moderne Welt